Die Tiefenpsychologie beschäftigt sich mit unbewussten Vorgängen, die einen großen Einfluss auf das Seelenleben des Menschen haben. Der Name Tiefenpsychologie weist bereits darauf hin, dass es um die tiefen und weniger um die vordergründigen Bereiche der Psyche geht. Aus der Sicht der Tiefenpsychologie entstehen auch die psychischen Störungen hauptsächlich aus unbewussten Zusammenhängen.
Deshalb können tiefenpsychologische Verfahren sowohl zur Diagnose als auch zur Behandlung seelischer Erkrankungen (Psychotherapie) genutzt werden. Die bekannteste Behandlungsmethode der Tiefenpsychologie ist die Psychoanalyse. Ebenfalls von Bedeutung sind die TFP (tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie) sowie weitere Verfahren aus diesem Bereich.
Die Tiefenpsychologie kann im Prinzip zur Behandlung von allen psychischen Störungen zum Einsatz kommen, was sich aber von Methode zu Methode unterscheidet. Eine Psychoanalyse eignet sich eher bei länger bestehenden Störungen. Das Verfahren der tiefenpsychologisch orientierten Psychotherapie wird dagegen eher bei kurz- bis mittelfristigen psychischen Problemen durchgeführt. Entsprechend gibt es auch für andere Methoden aus der Tiefenpsychologie gewisse bevorzugte Anwendungsgebiete.
Psychoanalyse und Tiefenpsychologie können allgemein bei Störungen durchgeführt werden, denen innere Konflikte zugrunde liegen. Dies kann in der Regel auf jede psychische Störung bezogen werden wie beispielsweise Neurosen (Angststörungen und Zwangsstörungen), Persönlichkeitsstörungen (Erkrankungen mit übersteigerten Charaktermerkmalen), Depressionen, Suchterkrankungen oder andere psychiatrische Krankheitsbilder. In einigen Fällen können auch Psychosen (schwere Störungen mit Veränderungen in der Wahrnehmung der Realität) durch tiefenpsychologische Methoden behandelt werden. Ebenso kann eine Behandlung bei psychosomatischen Störungen (körperliche Beschwerden mit psychischen Ursachen) vorgenommen werden.
Die Tiefenpsychologie beleuchtet die Tiefen der Seele, hat also ihren Schwerpunkt auf den unbewussten Vorgängen. Tiefe Konflikte sind in der Sichtweise der Tiefenpsychologie dafür verantwortlich, dass psychische Störungen entstehen. Auf diese Zusammenhänge wird die tiefenpsychologische Diagnose und Behandlung abgestimmt.
Aufgabe von Psychoanalyse, Tiefenpsychologie und verwandten Methoden ist es zunächst, die unbewussten Motive aufzudecken. Das geschieht hauptsächlich über Gespräche zwischen dem Therapeuten und dem Patienten. Viele der Methoden befassen sich mit der Kindheit des Patienten, da sich Konflikte aus dieser Zeit oft lange halten. Der Patient sollte alles erzählen, was ihm in den Sinn kommt, weil die meisten Inhalte einen Bezug zur psychologischen „Tiefe" haben.
Eine wichtige Rolle in der Tiefenpsychologie und Psychoanalyse spielen oft die Phänomene der Übertragung und Gegenübertragung. Übertragung bedeutet, dass der Patient seine Gefühle und Konflikte unbewusst in die Beziehung zum Therapeuten hineinsetzt. Als Gegenübertragung wird der umgekehrte Vorgang, also die Übertragung vom Therapeuten zum Patienten, bezeichnet. Beides kann dem Therapeuten Hinweise auf die Probleme und unbewussten Gefühle des Patienten geben.
Mit den Informationen kann eine Behandlung des Patienten über die Tiefenpsychologie erfolgen. Schon durch die Gespräche werden dem Patienten seine unbewussten Denkinhalte und Gefühle deutlich gemacht. Durch die Erkenntnisse ist es für ihn möglich, seine Probleme zu bewältigen. Die Herangehensweise ist bei den einzelnen Methoden aber unterschiedlich.
Unter anderem gehören folgende Methoden zum Bereich der Tiefenpsychologie:
Die einzelnen tiefenpsychologischen Psychotherapien finden an einer Reihe von Terminen statt, einmal oder mehrmals pro Woche. Je nach der Methode wird die Therapie über eine bestimmte Zeit fortgeführt.
In der Regel ist die Therapie ein Gespräch zwischen Patient und Therapeut, manche Arten der Tiefenpsychologie können jedoch auch in der Gruppe vorgenommen werden. In den Gesprächen findet der Arzt erst heraus, wo die Probleme und unbewussten Konflikte des Patienten liegen. Dann können sie dem Patienten bewusst gemacht werden, um sie zu bewältigen.
Über die Erfolgsaussichten der Psychoanalyse und Tiefenpsychologie gibt es nicht genügend Ergebnisse aus Studien. Die Erfahrung zeigt, dass die Methoden bei einem größeren Teil der Patienten den psychischen Zustand verbessern. Es gibt aber auch Patienten, bei denen die Psychotherapie nicht oder kaum wirksam ist. Die unterschiedlichen Methoden eignen sich jeweils für bestimmte Anlässe besser oder schlechter.
Letzte Aktualisierung am 01.06.2021.