Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie (abgekürzt TP oder TfP) ist ein Behandlungsverfahren, das aus der klassischen Psychoanalyse hervorgegangen ist. Bei der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie werden unbewusste Konflikte aufgedeckt. Der Schwerpunkt liegt allerdings auf den jetzigen psychischen Schwierigkeiten. Bei den Gesprächen sitzen sich Patient und Therapeut gegenüber. Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie findet meist einmal in der Woche statt und geht etwa über ein bis zwei Jahre, ist also bedeutend weniger zeitintensiv als die Psychoanalyse. Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie kann bei ganz verschiedenen psychischen Störungen zum Einsatz kommen und ist eine der am häufigsten angewendeten Behandlungsmethoden.
Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie (TP) kann bei vielen unterschiedlichen Störungen der Psyche vorgenommen werden. Typische Einsatzgebiete sind leichte bis mittelgradige psychische Probleme, die sich in begrenzter Zeit behandeln lassen. Die Störung sollte einen Zusammenhang mit der aktuellen Lebenslage haben. Anlässe für die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie können unter anderem Neurosen (Störungen durch ungelöste Konflikte aus der Kindheit wie Angst- und Zwangserkrankungen), psychosomatische Erkrankungen (körperliche Beschwerden durch psychische Störungen), Persönlichkeitsstörungen, Suchtkrankheiten oder Psychosen (schwere psychische Erkrankungen mit Realitätsverlust) sein. Gut geeignet sind Patienten, die selbst motiviert sind, ihr psychisches Problem beziehungsweise die unbewussten Konflikte zu bewältigen. Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie kann sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern und Jugendlichen angewendet werden.
Diese Art der Psychotherapie orientiert sich an der Tiefenpsychologie. Tiefenpsychologie bedeutet, dass „tiefe", unbewusste Vorgänge und Konflikte für Erkrankungen der Seele verantwortlich gemacht werden. Bei der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie werden diese unbewussten Motive aufgedeckt und können behandelt werden. Anders als bei der Psychoanalyse, von der die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie ursprünglich abstammt, wird auch aktuellen psychischen Konflikten ein großer Stellenwert beigemessen. Es wird davon ausgegangen, dass die ungelösten tiefen Konflikte bei neuen Lebensproblemen wieder zum Vorschein kommen. Der Ansatzpunkt ist nicht die gesamte unbewusste Eigenschaft, sondern nur deren Einfluss auf die jetzige Problematik. So kommen in den Gesprächen als Themen hauptsächlich die jetzigen Beschwerden, die Lebensumstände und das Verhältnis zu anderen Personen vor. Der Therapeut kann ebenfalls aus der Beziehung zwischen ihm und dem Patienten Schlüsse über mögliche Probleme ziehen. Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie lässt sich auf wenige Inhalte begrenzen und benötigt dafür aber auch wesentlich weniger Zeit als die klassische Psychoanalyse.
Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie (TP) findet gewöhnlicherweise an jeweils einer wöchentlichen Sitzung statt, die etwa 50 Minuten dauert. Meist werden zwischen 50 und 100 Therapiestunden anberaumt. Als Kurzzeittherapie kann die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie auch an wenigstens 25 Terminen vorgenommen werden.
Während einer Sitzung der tiefenpsychologisch fundierten Therapie sprechen der Patient und der Therapeut hauptsächlich miteinander. Sie sitzen sich dabei gegenüber. Das Gespräch geht insbesondere um derzeitige Lebensumstände und Probleme, aber auch um Einflüsse aus der Entwicklung des Patienten. Der Therapeut hilft dem Patienten dabei, die unbewussten Denk- und Verhaltensweisen zu erkennen und die Probleme zu bewältigen. Der Patient muss seinen Teil dazu beitragen, dass die Psychotherapie erfolgreich ist.
Aussagen über Probleme und Erfolge der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie lassen sich nur anhand der Erfahrung, aber nicht ausreichend aus Untersuchungen treffen. Im Allgemeinen treten nur geringe Probleme auf, jedoch kann nicht gänzlich ausgeschlossen werden, dass größere Schwierigkeiten oder Komplikationen vorkommen.
Bei Menschen, die psychotherapeutische Hilfe suchen und sich aktiv an der Bewältigung beteiligen, kann die Methode eine gute Unterstützung bieten. Nicht bei allen Patienten ist die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie aber erfolgreich. Manchmal versteht der Patient die Deutungen des Therapeuten nicht. Die Therapie ist eher für kurz- und mittelfristige, lebensnahe Probleme geeignet als für sehr tiefgehende Störungen.
Je nach dem Beschwerdebild können andere Behandlungen aus der Tiefenpsychologie oder aus weiteren Konzepten (Verhaltenstherapie) sinnvoll sein. Bei tiefgreifenden Störungen kann beispielsweise eine längere Behandlung beispielsweise durch Psychoanalyse, in Frage kommen. Des Weiteren ist manchmal eine medikamentöse Behandlung sinnvoll.
Häufig ist eine tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie eine Leistung der Krankenkasse. Das kann jedoch nicht garantiert werden, und deshalb sollte sich der Patient im Vorfeld darum kümmern, ob die Kosten übernommen werden oder nicht.
Letzte Aktualisierung am 21.05.2021.