Eine Psychose ist eine psychische Erkrankung, die als sehr schwerwiegend wahrgenommen wird. Charakteristisch ist ein veränderter Bezug zur Realität. Meist sind mit dem Begriff Psychose die schizophrenen Psychosen gemeint. Davon ist die Schizophrenie die häufigste Art. Schizophrenie ist keine Persönlichkeitsspaltung (multiple Persönlichkeitsstörung), wie es weithin von Laien angenommen wird.
Schizophrenie ist vielmehr die Widersprüchlichkeit der Gedanken, der Gefühlswelt und des Verhaltens. Bei einer schizophrenen Psychose kann es zum Wahn und zu Halluzinationen kommen. An sich gehören aber auch Depression und Manie (affektive beziehungsweise bipolare Störung) zu den Psychosen. Psychosen lassen sich mit Medikamenten (Psychopharmaka), mit einer Psychotherapie und weiteren Methoden behandeln. Die Prognose bei schizophrenen Psychosen ist mäßig, oftmals kommt es später zu weiteren Krankheitsschüben.
Psychosen werden von der Grundursache her generell in nicht organische und organische Formen unterteilt. Die Ursachen einer nicht organischen Psychose sind bisher nicht genau bekannt. Wahrscheinlich ist bei Psychosen der Stoffwechsel im Gehirn verändert. Eine Erhöhung des Gehirn-Botenstoffes Dopamin scheint eine Psychose zu begünstigen. Möglicherweise wird eine gewisse Anfälligkeit für Psychosen vererbt. Wenn Eltern betroffen sind, bekommen nicht selten auch die Kinder eine Psychose. Weitere Faktoren können ungünstige Ereignisse aus der Vorgeschichte des Patienten oder Einflüsse aus der Umgebung wie etwa Stress sein.
Eine organische Psychose hat dagegen eine eindeutige körperliche Ursache. Organische Psychosen können sich unter anderem entwickeln bei:
Schizophrene Formen einer Psychose gehören zu den relativ häufigen psychischen Erkrankungen. Etwa ein Prozent der Menschen erkrankt im Laufe des Lebens an einer Schizophrenie. In der Regel treten die Symptome in einer vorübergehenden Phase auf, nicht selten folgen weitere Krankheitsepisoden. Vorbote ist oft ein sozialer Rückzug mit depressiver Symptomatik und bereits vorhandener verschobener Realitätswahrnehmung.
Obwohl eine schizophrene Psychose ganz verschiedene Auswirkungen haben kann, lassen sich einige Anzeichen verallgemeinern. Die eigene und äußere Realität wird verändert wahrgenommen. Typisch sind Halluzinationen und Wahnvorstellungen.
Halluzinationen sind täuschend echte Wahrnehmungen (Sinnestäuschungen), die in der Wirklichkeit nicht vorhanden sind. Halluzinationen können in sämtlichen Sinnen auftreten. Es gibt optische, akustische, gefühlte (taktile/haptische) Halluzinationen, Geruchs- und Geschmackshalluzinationen (olfaktorische beziehungsweise gustatorische Halluzinationen), sogar Gleichgewichtshalluzinationen sowie groteske Körperhalluzinationen (Zönästhesien). Bei den gehörten Sinnestäuschungen sind es oft Stimmen bekannter oder unbekannter Menschen, aber praktisch jegliche anderen Geräusche können vorkommen. Ebenso ist es mit gesehenen Halluzinationen, bei denen Farbwahrnehmungen, Lichter, Blitze, Gestalten oder bedrohliche Tiere (oft Kleintiere wie Mäuse, Insekten, Spinnen, Würmer) häufig sind. Kleine Krabbeltiere können auch bei Halluzinationen des Gefühlssinns fälschlich wahrgenommen werden (Dermatozoenwahn), mannigfaltige andere Täuschungen des Gefühlssinns kommen auch vor. Verschiedene nicht wirkliche oder seltsame Leibesempfindungen (Zönästhesien) sind möglich, die sich oft nur sehr schwer beschreiben lassen wie ein Engegefühl, ein vermeintliches Zersetzen von Organen, ein Temperaturgefühl.
Ein Wahn ist eine krankheitsbedingte falsche Beurteilung der Realität. Wahn, insbesondere Verfolgungswahn, wird manchmal auch mit dem Begriff Paranoia bezeichnet. Für den vom Wahn Betroffenen ist die Fehleinschätzung unverrückbar, auch wenn sie objektiv falsch ist und durch Logik und Beweise widerlegt werden kann. Er hält seine Wahnvorstellungen für die Wirklichkeit. Wahnideen können wie aus dem Nichts plötzlich auftauchen. Dabei müssen die Wahnvorstellungen nicht unbedingt bedrohlich sein, denn die Patienten können auch eine Art „Erleuchtung" bekommen. Häufig kommen Wahngedanken vor. Es kommt den Betroffenen so vor, als ob die Gedanken von außen eingegeben werden oder umgekehrt die eigenen Gedanken von außen entzogen werden. Manche Anzeichen aus der Umwelt werden wahnhaft gedeutet beispielsweise kann ein Satz in einem Gespräch, eine Handbewegung, eine Meldung in den Medien im Sinne des Wahns wahrgenommen werden. Oft glauben die Patienten dann, die anderen Personen, Mächte oder Organisationen richten sich gegen ihn. Von Wahn Betroffene können ein regelrechtes System aufbauen, um die falsche Beurteilung aufrechtzuerhalten. Vorbote des eigentlichen Wahns kann eine Wahnstimmung sein, beispielsweise ein unspezifisches Bedrohungsgefühl mit der Folge, dass Angst aufkommt.
Betroffene mit einer Psychose wie der Schizophrenie haben in der Regel keine Krankheitseinsicht. Sie halten die Außenwelt für verändert und nicht sich selbst. Das Verhalten der Betroffenen kann unvorhersehbar sein. Oft sind sie zeitweise stark erregt oder gehemmt. Einige haben ein verändertes Ich-Erleben, bei dem die Grenze zwischen der eigenen Person und der Außenwelt verschwimmt. Manche haben eine sehr zerfahrene Denkweise und wirken sehr unorganisiert.
Einige Eigenschaften werden unter dem Begriff Negativsymptomatik zusammengefasst. Diese gehören häufig zur Psychose beziehungsweise Schizophrenie dazu. Negativsymptome sind etwa fehlender Eigenantrieb, abgestumpfte Gefühle, Konzentrationsschwierigkeiten oder Schlafprobleme. Auch Bewegungen können manchmal nur noch sehr verlangsamt (Katatonie) oder gar nicht mehr ausgeführt werden (Katalepsie).
Patienten mit einer Psychose können die alltäglichen Anforderungen oft nicht mehr im ausreichenden Maße meistern. In den schlimmsten Fällen geht die Persönlichkeit fast völlig zugrunde. Dabei umfasst der Begriff der Psychosen verschiedenartige Krankheitsbilder. Die jeweiligen Symptome können sehr stark variieren und auch in ihrer Ausprägung stark oder weniger stark sein. Zu den Psychosen werden neben der Schizophrenie auch andere Krankheitsbilder wie Depression und Manie beziehungsweise die bipolare (affektive, manisch-depressive) Störung gezählt. Auf diese Störungen soll hier nicht weiter eingegangen werden. Wenn es sich um eine Mischform aus Schizophrenie und bipolarer Störung handelt, so wird dies als schizo-affektive Psychose bezeichnet.
Angehörige oder Freunde von Menschen, bei denen sich psychische Auffälligkeiten wie Wahn, Halluzinationen oder so genannte Negativsymptome zeigen, sollten handeln. Sie sollten den Betroffenen überzeugen, sich in eine ärztliche Behandlung zu begeben. Der Begriff der psychischen Störung, Psychose, Schizophrenie, Wahn oder ähnliche Ausdrücke sollten vor dem Betroffenen vermieden werden, denn oft fehlt die Einsicht, erkrankt zu sein. Ist die Realitätswahrnehmung schon stark verändert, muss der Patient gegebenenfalls zwangsweise zum Arzt gebracht werden.
Die Diagnose erfolgt erst einmal durch ein ausführliches Gespräch zwischen dem Arzt und dem Patienten. Auch die nahestehenden Personen können wichtige Auskünfte zu dem Patienten geben. Der Arzt geht dabei vor allem nach Symptomen vor. Treffen eine Reihe von Kriterien zu, so handelt es sich um eine Psychose. Anhand der Symptomatik wird die Art der Störung festgestellt. Auch das Verhalten des Patienten wird beurteilt. Um eine organische Psychose auszuschließen oder aufzudecken, werden körperliche Untersuchungen vorgenommen. Neben der einfachen Untersuchung wird auch Blut abgenommen, auch erfolgen Untersuchungen am Gehirn wie die Hirnstrommessung (EEG, Elektroenzephalographie). Manchmal sind bildgebende Verfahren wie Computertomographie (CT) oder Kernspintomographie (MRT, Magnetresonanztomographie) sinnvoll.
Nichtorganische müssen von organischen Psychosen unterschieden werden. Bei den organischen Psychosen muss die Ursache gefunden werden, um eine entsprechende Behandlung durchführen zu können. Da die psychotischen Störungen aus dem schizophrenen Formenkreis sehr vielgestaltig sind, kommen ganz andere psychische Erkrankungen als Diagnose in Frage. Beispiele sind die Borderline-Störung oder andere Persönlichkeitsstörungen.
Eine Therapie kann, je nach der Schwere der Psychose, ambulant (ohne längeren Aufenthalt in einer Klinik) oder stationär (mit Aufenthalt) erfolgen. Bei einer Gefährdung für den Patienten oder andere Menschen etwa durch Selbstmord oder zerstörerischem Verhalten, wird der Patient in einer Klinik untergebracht.
Die Therapie besteht aus mehreren Ansätzen: der Psychotherapie, der Behandlung mit Medikamenten und weiteren Maßnahmen. Eine Psychotherapie kann mit unterschiedlichen Methoden durchgeführt werden. Vor allem eine Verhaltenstherapie kann sinnvoll sein. In Gesprächen mit den Ärzten und anderen Personen erhält der Patient eine Unterstützung. Dem Patienten muss vermittelt werden, dass es sich um eine Krankheit handelt und nicht um eine etwa selbstverschuldete Problematik.
Noch wichtiger jedoch ist die Gabe von Medikamenten. Die Gruppe der Mittel, welche gegen die Schizophrenie oder Psychose wirkt, sind die Neuroleptika. Durch die Neuroleptika können Symptome wie Wahn, Erregungszustände und auch Halluzinationen eingedämmt werden. Die Medikamentenbehandlung wird wenigstens sechs Monate weitergeführt, auch wenn die Symptome verschwunden sind, um Rückfälle zu verhindern. Manchmal eignet sich neben den Neuroleptika auch die Gabe von Mitteln gegen depressive Verstimmung (Antidepressiva) und Beruhigungsmitteln (Benzodiazepine).
In der Soziotherapie wird der Patient darauf vorbereitet, wieder am normalen Alltagsleben teilnehmen zu können. Dies umfasst unter anderem die Aspekte der Arbeit und dem Zusammenleben.
Die Prognose ist bei jedem Betroffenen unterschiedlich. Ein Teil der Patienten hat nur eine einmalige psychotische Phase gehabt und kann danach ein ganz normales Leben führen. Andere Patienten haben einen oder mehrere weitere Krankheitsschübe. Eine langdauernde Psychose ist eher selten, aber möglich. Die Prognose ist besser, wenn die Psychose plötzlich angefangen hat. Medikamente (Neuroleptika) können die Prognose weiter verbessern. Sehr wichtig ist ein günstiges Umfeld, um die Gefahr sozialer Probleme einzudämmen. Ob die Berufsausübung durch die psychotische Erkrankung beeinträchtigt wird, der Betroffene eventuell gar arbeitsunfähig wird, ist ebenfalls unterschiedlich.
Letzte Aktualisierung am 27.05.2021.