Psychosen sind schwere psychiatrische Krankheitsbilder. Die bekannteste Art der Psychose ist die Schizophrenie. Schizophrenie ist keine „Persönlichkeitsspaltung", wie fälschlicherweise oft angenommen wird, sondern ein Auseinanderklaffen von Gedanken, Gefühlen und Verhalten. Es gibt aber auch andere Formen der schizophrenen Psychosen. Alle sind durch eine veränderte Realitätswahrnehmung gekennzeichnet, es können unter anderem übertriebene Gefühlsäußerungen, Wahn und Halluzinationen auftreten. Zu den Psychosen gehören außerdem Depression und Manie beziehungsweise die bipolare (manisch-depressive) Störung. In der Kinder- und Jugendpsychiatrie spielen Störungen wie die Early Onset Schizophrenia (englisch etwa: früh beginnende Schizophrenie) eine Rolle. Psychosen können mit Medikamenten, der Psychotherapie oder anderen Verfahren behandelt werden.
Die möglichen Ursachen der Psychosen gliedern sich in nicht organische und organische Gründe. Nichtorganische Psychosen haben keine genau bekannte Ursache, doch es liegt aller Wahrscheinlichkeit nach eine Stoffwechselstörung im Gehirn vor. Botenstoffe sind im Ungleichgewicht, besonders die Substanz Dopamin findet sich vermindert. Die Veranlagung zu Psychosen kann möglicherweise genetisch weitergegeben werden. Weitere Einflüsse sind Stress, familiäre Probleme oder psychisch belastende Ereignisse.
Organische Psychosen haben dagegen eine krankheitsbedingte, körperliche Ursache. Krankheiten, die zu einer organischen Psychose führen können, sind Epilepsie (Krampfanfälle im Gehirn), Gehirnschäden, Unterzuckerung sowie Vergiftungen (auch Medikamente, Drogen). Auch Infektionskrankheiten können zu einer Psychose führen, beispielsweise die durch Zecken übertragbaren Krankheiten Frühjahr-Sommer-Meningoenzephalitis (FSME, eine Hirnhautentzündung) und Borreliose.
Schizophrene Psychosen sind mit ein Prozent Betroffenen (Lebenszeit) in der Bevölkerung recht häufig, davon knapp ein Viertel vor dem 18. Lebensjahr (Early Onset Schizophrenia). Meist bestehen die Symptome eine bestimmte Zeit. Später kann es zum erneuten Auftreten kommen.
Schizophrene Psychosen kündigen sich nicht selten durch einen sozialen Rückzug mit depressiven Symptomen an, bei der schon die Realitätswahrnehmung verändert ist. Bei Eintreten der Psychose kommt es zu ganz unterschiedlichen Symptomen. Stets wird die innere und äußere Wirklichkeit verschoben wahrgenommen. Bei Erwachsenen und teils bei Jugendlichen sind sind Wahn und Halluzinationen charakteristisch. Diese Symptome treten bei Kindern mit Psychose aber seltener auf.
Ein Wahn, der manchmal auch Paranoia (Verfolgungswahn) genannt wird, ist durch fälschliche Beurteilungen der Wirklichkeit gekennzeichnet. Dazu gehören Wahnvorstellungen, Wahnideen oder Wahngedanken (Gedankeneingebung). Betroffene halten dies für zutreffend, obwohl es objektiv falsch ist. Halluzinationen sind falsche Sinneseindrücke, die in der Außenwelt nicht existieren. Sie können jeden Sinn betreffen, das Sehen, Hören, Fühlen, den Geruch und Geschmack. Wahrgenommen werden können z. B. Stimmen, Lichter, aber auch Tiere oder ganz bizarre Körpergefühls-Halluzinationen (Zönästhesien).
Bei kindlichen Psychosen zeigen sich häufig gesteigerte Gefühlsäußerungen (Affekte) wie Wutausbrüche, Traurigkeit, Ängstlichkeit. Die Stimmung kann immer wieder stark von der Normalität abweichen. Auch können bei Psychosen beziehungsweise Schizophrenie die Grenzen zwischen Körper und Außenwelt unklar sein (Ich-Störungen). Die Wirklichkeit wird nicht mehr richtig beurteilt. Bisweilen tritt ein sehr wirres Denken auf. Es kann aber auch eine Negativsymptomatik auftreten, also ein geschwächter Eigenantrieb oder eine emotionale Abstumpfung. Betroffene mit schizophrenen Psychosen haben keine Krankheitseinsicht und denken, dass die äußeren Gegebenheiten verändert sind und nicht ihre eigene Psyche. Das macht es für Außenstehende beziehungsweise Angehörige sehr schwierig, auf einer gemeinsamen Basis mit dem Betroffenen zu kommunizieren. Die sozialen Kontakte und die schulischen (und beruflichen) Leistungen leiden unter der Erkrankung. Bei Patienten mit Psychosen besteht auch eine erhöhte Gefahr von Selbstmordversuchen.
Im Prinzip sind nicht nur die Schizophrenie, sondern auch Störungen wie Depression und Manie beziehungsweise die bipolare (affektive, manisch-depressive) Störung Arten von Psychosen. Depression ist eine Störung mit vermindertem Eigenantrieb und getrübter Stimmung. Manie ist das Gegenteil davon, der Betroffene hat einen starken Aktivitätsdrang und die Stimmungslage ist sehr gut bis übertrieben euphorisch. Liegt eine Mischung aus Schizophrenie und bipolarer Störung vor, so wird die Störung schizo-affektive Psychose genannt.
Bei einem Verdacht auf eine Psychose oder Schizophrenie sollte ein Arzt herangezogen werden. Dies gilt bei gesteigerten Affekten (gezeigten Emotionen), Halluzinationen, Wahn oder so genannten Negativsymptomen. In manchen Fällen ist eine ärztliche Untersuchung und Behandlung gegen den Willen des Patienten notwendig. Zur Diagnose gehört das ausführliche Gespräch zwischen dem Arzt und dem Patienten, den Eltern und Angehörigen. Anhand der Informationen im Gespräch sowie der Verhaltensbeobachtung wird die Diagnose gestellt. Bestimmte Anzeichen müssen vorhanden sein. Mit Untersuchungen des Körpers (Grunduntersuchung, Blutentnahme, EEG/Hirnstrommessung, CT, MRT) kann eine organische Psychose ausgeschlossen werden.
Zuerst einmal muss eine nicht organische von einer organischen Psychose unterschieden werden. Dann müssen ganz andere psychiatrische Krankheitsbilder (Persönlichkeitsstörungen) abgegrenzt werden, da die Symptome der Psychose sehr unterschiedlich sein können.
Eine Psychose kann oft außerhalb einer Klinik (ambulant) behandelt werden. Manchmal ist aber eine Therapie auf einer entsprechenden Klinikstation unabdingbar, vor allem bei gesteigerter Fremd- und Selbstgefährdung.
Der Arzt erstellt gemeinsam mit Patient und Eltern einen Therapieplan. Mehrere Therapieformen kommen zum Einsatz. Geeignet sind Psychotherapieverfahren, Medikamente und andere Maßnahmen. Manchmal bringt auch eine Änderung des Umfeldes eine Besserung, in besonderen Fällen etwa eine therapeutische Wohngemeinschaft. Als Psychotherapie kann sich eine Verhaltenstherapie eignen. Auch Therapiegespräche sind ein gutes Mittel, dem Betroffenen zu helfen. Eine so genannte Soziotherapie gilt der Vorbereitung des Patienten, wieder am herkömmlichen Leben teilnehmen zu können, in die Schule gehen zu können und mit anderen Menschen zusammen leben zu können.
Medikamente, die gegen Psychose oder Schizophrenie wirksam sind, sind die Neuroleptika. Die Medikamentengabe erfolgt eine längere Zeit und wird noch weitere sechs Monate fortgeführt, wenn die Symptome verschwunden sind. Weitere Wirkstoffgruppen neben den Neuroleptika sind Antidepressiva (Medikamente gegen Depressionen) und Benzodiazepine (Beruhigungsmedikamente).
Die Prognose kann sehr unterschiedlich ausfallen. Einige Betroffene haben nur ein einziges Mal eine psychotische Phase, während andere auch später noch mehrere Krankheitsschübe haben. Bei einem plötzlichen Beginn der Psychose ist die Prognose im Allgemeinen besser. Die geeignete Behandlung beziehungsweise Medikamente, insbesondere auch ein günstiges soziales Umfeld, können die Probleme im Rahmen der Psychose vermindern. So kann oft ein zu großer Einfluss auf das soziale Zusammenleben und auf die berufliche Karriere verhindert werden. Dies kann aber nicht generell vorhergesagt werden.
Letzte Aktualisierung am 31.05.2021.