Schizophrenie zählt zu den schweren psychischen Erkrankungen und ist, trotz intensiver Forschung, nicht leicht zu therapieren. Periodisch werden die Betroffenen unter anderem von paranoiden Wahnvorstellungen und akustischen Halluzinationen heimgesucht. Im American Journal of Psychiatry wurde jetzt eine Studie veröffentlicht, die die Schizophrenie in ein neues Licht rückt.
Die Studie ist das Ergebnis von Forschungen der Washington University School of Medicine in St. Louis. Ihr spektakuläres Fazit: bei Schizophrenie handelt es sich nicht um eine Krankheit, sondern um acht Erkrankungen, die auf unterschiedlichen genetischen Ursachen basieren.
Um mehr über die genetischen Wurzeln der Schizophrenie zu erfahren, analysierte das Forscherteam die Genome von 4200 Personen mit Schizophrenie und 3800 Kontrollpersonen.
Eine gängige genetische Variation ist die Variation der Basensequenz. Bei dieser Sequenzvariation sind wiederum die Einzelnukleotidpolymorphismen (kurz SNP) besonders häufig. Ihnen liegt der Austausch eines Nukleotides im DNA-Molekül zugrunde.
Die Wissenschaftler sahen sich im Rahmen ihrer Arbeit fast 700.000 Einzelnukleotidpolymorphismen im Genom an. Sie waren dann in der Lage, die schizophrenen Patienten nach der Art ihrer Symptome und dem Schweregrad zu gruppieren und deren SNP zu vergleichen. Dabei fanden sie heraus, dass nicht ein Gen oder nur eine Handvoll zu einer schizophrenen Störung führen. Es sind vielmehr insgesamt 42 genetische Cluster dafür verantwortlich. Und diese verursachen nicht eine Krankheit, sondern acht unterschiedliche Erkrankungen.
Dass nicht jeder mit Schizophrenie alle Symptome zeigt, ist wiederum ein Hinweis darauf, dass nicht jeder Erkrankung das gleiche genetische Muster zugrunde liegt. Die Ergebnisse dieser Studie liefern klare Verbindungen zwischen SNPs und Symptomen, d.h. die Wissenschaftler konnten mit fast 100%iger Genauigkeit sagen, welche genetische Variation welche schizophrene Störung hervorruft.
Auch wenn Drogen oder emotionale Traumata dazu beitragen können, an Schizophrenie zu erkranken, so gehen immer noch circa 80 Prozent auf das Konto der Genetik. Die Ergebnisse der Studie sind hilfreich, um das komplexe Krankheitsbild der Schizophrenie besser zu verstehen. Ferner könnten sie helfen, in Zukunft konkretere Diagnosen zu stellen und die Erkrankung individuell besser zu therapieren.
aktualisiert am 29.07.2015