Was macht einen Menschen glücklich und zufrieden? Warum gibt es Menschen, die scheinbar alles haben und trotzdem unzufrieden sind? Warum sind andere, deren Leben weit davon ist, perfekt zu sein, vergleichsweise glücklich?
Man ahnt, dass ein Kind, das in Liebe und Geborgenheit bei ausgeglichenen Eltern aufwächst und über ein stabiles Netz an Freunden und Vertrauenspersonen verfügt, gute Chancen hat, zu einem glücklichen Erwachsenen zu werden.
Wissenschaftler um Elisabeth Hahn von der Saar-Universität in Saarbrücken haben untersucht, welche Faktoren in welchem Ausmaß zur Zufriedenheit eines Menschen beitragen. Um die Einflüsse der Außenwelt von den genetischen Faktoren zu trennen, wurden eineiige Zwillinge in die Untersuchungen mit einbezogen. Da deren genetisches Material zu hundert Prozent identisch ist, kann man davon ausgehen, dass ein unterschiedliches Glücksempfinden bei Zwillingen auf Erfahrungen mit der Umwelt zurückgeht.
Des Weiteren wurden Befragungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung in Berlin (DIW) aus den letzten 20 Jahren hinzugezogen. Jedes Jahr wird hier auch die Zufriedenheit in den deutschen Haushalten ermittelt. Aus den Daten ließen sich außerdem Zusammenhänge von Geschwistern, Müttern und Kindern, Großeltern und Enkeln beobachten. Die Zufriedenheit von über 1.300 Paaren zwischen 17 und 70 Jahren wurde ausgewertet.
Mithilfe der Zwillingsforschung und den familiären Zusammenhängen gelang es den Forschern ein differenzierteres Ergebnis zu erhalten, inwieweit genetische Einflüsse für das Glücksempfinden verantwortlich sind: Bemerkenswerte 30 bis 37 Prozent der Zufriedenheit unterliegt laut des Forscherteams genetischen Einflüssen. Das heißt, jeder Mensch kommt schon mit einem angeborenen Level an Glücksempfinden zur Welt.
Andererseits muss nun, wer aus keinem vor Optimismus sprühenden Elternhaus stammt, auch nicht verzagen. Denn das Forscherergebnis ändert nichts an der alten Weisheit, dass jeder seines Glückes Schmied ist. Jeder hat die Chance, zu einem zufriedenen Menschen zu werden – auch mit vergleichsweise „schlechten Glücksgenen“. Es erfordert lediglich ein bisschen mehr Aufmerksamkeit, sich auf die guten Dinge im Leben zu konzentrieren.
aktualisiert am 13.11.2014