Die Gesprächspsychotherapie ist eine psychologische Behandlungsmethode, dessen Strategie hauptsächlich eine Gesprächsführung zwischen Patient und Therapeut ist. Alternative Bezeichnungen für die Methode sind Gesprächstherapie (GT), Klientenzentrierte oder Personenzentrierte Psychotherapie sowie Non-direktive Therapie. In den Therapiegesprächen gibt es keine speziellen Vorgaben. So kann der Patient die Entwicklung der Gespräche nach seinen Interessen und Anliegen gestalten. Der Therapeut zeigt Verständnis für die Probleme, die angesprochen werden und hilft bereits damit dem Patienten. Der Therapeut gibt aber normalerweise keine Deutungen oder Lösungsangebote. Bei den Gesprächen erlangt der Patient nach und nach mehr Selbsterkenntnisse und ist schließlich offen und bereitwillig, sich zu verändern.
Die Gesprächspsychotherapie eignet sich für den größten Teil der psychischen Störungen. Sie kann bei Angststörungen, Depressionen, Persönlichkeitsstörungen, psychosomatischen Erkrankungen (seelische Störungen mit körperlichen Auswirkungen) sowie vielerlei weiteren psychischen Problemen angewendet werden. Nicht immer liegt bei der behandelten Person eine wirkliche psychische Störung vor. Die Gesprächstherapie kann auch bei Lebensschwierigkeiten wie erhöhter Anspannung, mangelndem Selbstvertrauen oder Blockaden vorgenommen werden. Die Therapie kann im Erwachsenen- oder Jugendalter durchgeführt werden.
Der amerikanische Psychologe Carl Rogers entwickelte ab den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts die Gesprächstherapie (Klientenzentrierte Psychotherapie). Der deutsche Psychologe Reinhard Tausch führte sie später weiter und etablierte sie in Deutschland.
Die hinter der Gesprächstherapie stehende Theorie beschreibt jeden Menschen als zunächst einmal gut. Gleichermaßen strebt jeder Mensch generell nach Selbstverwirklichung. Wird ein Mensch jedoch an seiner eigenen Weiterentwicklung gehindert, so kann es zu Problemsituationen, negativen Eigenschaften oder gar zu richtigen psychischen Störungen führen. Die Gesprächspsychotherapie setzt daran an und hat das Ziel, hemmende Umstände für die Selbstverwirklichung zu beseitigen. Die Person kann sich wieder frei entfalten, so dass die Probleme oft verschwinden.
Nach Ansicht der Gesprächstherapeuten weiß der Patient selbst am besten, welche Probleme ihn belasten. Deshalb wird die Gesprächstherapie auch als Klientenzentrierte Therapie bezeichnet. Der Therapeut ist ein Gesprächspartner auf gleicher Höhe, der mit einer genügend großen Wertschätzung, mit Einfühlsamkeit und echtem Interesse dem Klienten zuhört. Der Klient bestimmt den Inhalt und den Verlauf der Gespräche. Der Therapeut stellt keine Diagnose, vermeidet Deutungen der Aussagen und gibt auch keine Lösungsvorschläge für die Probleme. Der Patient soll die persönlichen Schwierigkeiten von sich aus bewältigen. Im Laufe der Gespräche kann er immer mehr Erkenntnisse erlangen. Durch die Einblicke und die wachsende Motivation kann der Patient lernen, neue Wege zu beschreiten und sich in eine vorteilhafte Richtung weiterzuentwickeln.
Eine Gesprächspsychotherapie (Klientenzentrierte Psychotherapie) kann in Einzelgesprächen zwischen einem Patienten und einem Therapeuten durchgeführt werden. Ebenfalls ist sie in der Gruppe oder mit einem Klientenpaar möglich. Üblich sind 50 Minuten pro Gesprächssitzung. Je nachdem, wie schwer die Störung ist, können wenige Termine ausreichen oder eine ganze Reihe von Sitzungen vorgenommen werden.
Patient und Therapeut sitzen sich bei der Gesprächstherapie gegenüber. Der Patient erzählt über seine Probleme, Anliegen und Ereignisse. Der Therapeut bringt sich ebenfalls in das Gespräch mit ein. Er wertet die Aussagen des Patienten nicht, deutet sie nicht und gibt auch keine Ratschläge oder Lösungsoptionen. Der Patient soll selbst zu Erkenntnissen gelangen. Bisweilen werden andere Maßnahmen neben dem Gespräch in die Therapie integriert.
Größere Probleme oder Risiken sind bei der Gesprächspsychotherapie meist nicht zu erwarten. Allerdings gibt es keine ausreichende Anzahl an Studien über das Verfahren und mögliche Komplikationen. Innerhalb der Gesprächstherapie können vor allem bei solchen Patienten Probleme auftreten, die sich gegen eine Veränderung wehren oder sie ablehnen. Diese Patienten können im Laufe der Behandlung stark verunsichert werden. Es ist nicht auszuschließen, dass eine schwere psychische Erkrankung sich im Laufe der Therapie verstärkt.
In den meisten Fällen ist eine Gesprächstherapie eine erfolgreiche Methode, die dem Patienten eine Veränderung in eine vorteilhafte Richtung ermöglicht. Die Symptome von psychischen Störungen gehen daher meist zurück oder verschwinden ganz. Die Lebensqualität kann verbessert werden, die Selbstbestimmung kann gefördert werden und der Umgang mit anderen Menschen kann optimiert werden. Die Gesprächstherapie ist wirksamer, wenn der Patient nach Selbstbestimmtheit strebt und motiviert ist, eine Veränderung vorzunehmen.
Da die Gesprächspsychotherapie auf ein großes Spektrum an Problemen und Störungen angewendet werden kann, kommen im Prinzip auch sehr viele andere Therapieformen in Frage. Hier können andere humanistische (auf den Menschen gerichtete) Methoden vorgenommen werden, ebenso auch eine Verhaltenstherapie oder eine Psychoanalyse.
Die Kosten für die Gesprächstherapie werden häufig von den Krankenversicherungen nicht oder nur zum Teil übernommen. Es ist sinnvoll, sich im Vorfeld über die Kostenfrage zu informieren.
Letzte Aktualisierung am 21.05.2021.