Bei den künstlerischen Therapien oder kreativen Therapien erfolgt eine Behandlung über künstlerische Ausdrucksformen (im allgemeinen Sinn). Für viele Arten von Kunst allgemein gibt es eine Therapiemethode, beispielsweise Kunsttherapie (bildende Kunst), Musiktherapie, Tanztherapie, Theatertherapie oder Bibliotherapie (Therapie mit Büchern). Die Patienten können bei diesen kreativen Therapieformen ihre Gefühle und Konflikte in die Kunst (oder Musik oder andere Ausdrucksform) einfließen lassen. Auf diese Weise können Probleme entdeckt und behandelt werden, die bei Gesprächen im Verborgenen blieben. Auch können die Patienten neue Impulse und Lösungsansätze für ihr Leben entwickeln.
Kunsttherapie, Musiktherapie und verwandte Verfahren können bei einer Fülle von psychischen Störungen eingesetzt werden. Sie können sich unter anderem bei Neurosen (Angststörungen, Zwangserkrankungen), Depressionen, Manie und bipolarer (manisch-depressiver) Störung, Suchterkrankungen, Essstörungen, Schlafstörungen oder Persönlichkeitsstörungen eignen. Ebenso lassen sich die kreativen Methoden beim Psychotrauma (starke seelische Belastung durch schlimme Situation) oder bei psychosomatischen Störungen (körperlichen Symptomen bei psychischen Ursachen) nutzen. Auch Psychosen (schwere seelische Erkrankungen mit Realitätsverzerrung) können zum Einsatzgebiet gehören, ebenso wie Autismus.
Nicht nur bei psychischen Störungen, sondern auch bei anderen Anlässen können künstlerische Therapien sinnvoll sein. Sie können in der Kinderheilkunde, bei Senioren, bei Menschen mit Behinderung oder bei Tumorpatienten stattfinden. Besonders wertvoll kann eine künstlerische Psychotherapie bei Patienten sein, die sich aus verschiedenen Gründen über Worte nicht richtig ausdrücken können.
Solche Therapieverfahren arbeiten mit dem künstlerischen Ausdruck. Eine besondere künstlerische Begabung oder gar Vorbildung muss der der Patient nicht mitbringen. Es geht vor allem darum, die Gefühle und Konflikte in die jeweilige Kunst mit einfließen zu lassen. Der Therapeut sowie auch der Patient selbst sollen die unbewussten Vorgänge über die Kunst bemerken. Die entstehenden Werke müssen auch nicht besonders ästhetisch oder perfekt sein.
Die Kunsttherapie kann das Betrachten oder Anhören der Kunst beziehungsweise Musik beinhalten. Meist betätigt sich der Patient aber selbst kreativ. Jede Kunstform spricht auch die Gefühlswelt des Patienten an. Er kann nicht nur seine Probleme zum Ausdruck bringen, sondern sie über die Kunst gleichzeitig auch bewältigen. Die Stimmungslage kann verbessert werden, indem Kunst betrachtet oder fabriziert wird. Zusätzlich kann der Patient mit dem Therapeuten über seine Erlebnisse im Rahmen der künstlerischen Therapie reden. Der Patient erlangt Unterstützung durch den Therapeuten und kann die Probleme so noch besser in den Griff bekommen.
Die kreativen Therapien umfassen hauptsächlich folgende Verfahren:
Die künstlerisch-kreativen Therapieformen können in Einzelsitzungen oder als Gruppentherapie vorgenommen werden. Oft sind sie Bestandteil eines Gesamtkonzeptes zur Psychotherapie eines Patienten. Vor der Therapie erfolgt ein Gespräch zwischen dem Therapeuten und dem Patienten, um bereits einige Aspekte der Psyche zu untersuchen.
Bei der Therapie erfolgt dann das Betrachten oder Anhören der Kunstform und vor allem auch das eigene kreative Ausüben der Kunst. Auch während der Kunsttherapie oder ähnlichen Behandlung erfolgen immer wieder Gespräche, in denen neu hinzugewonnene Erfahrungen diskutiert werden können.
Kunsttherapie, Musiktherapie und entsprechende weitere Therapiemaßnahmen sind bisher nicht genügend untersucht worden. Deshalb lässt sich keine genaue Aussage über die Erfolgsaussichten treffen. Wohl den meisten Patienten ist die künstlerische Therapie eine gute Hilfe in der Bewältigung der psychischen Probleme. Es gibt aber in manchen Fällen auch Menschen, bei denen die kreative Therapie keine Auswirkungen oder sogar negative Effekte haben könnte. Normalerweise lässt sich das Wohlbefinden steigern, und die seelischen Probleme können abgebaut werden.
Letzte Aktualisierung am 04.06.2021.