Bei den verschiedenen Formen des Autismus sind die Fähigkeiten des Betroffenen zum Umgang mit anderen Menschen eingeschränkt. Oftmals ist mit Autismus der frühkindliche Autismus (Kanner-Syndrom) gemeint, der sehr ausgeprägt ist. Ebenfalls häufig ist aber der milde Asperger-Autismus (Asperger-Syndrom). Darüber hinaus gibt es noch seltene (atypische) Arten des Autismus. Generell gilt für autistische Personen, dass sie sich eher von anderen Menschen zurückziehen anstatt mit ihnen zu kommunizieren. Sie haben Schwierigkeiten, Gefühle von anderen Menschen zu erkennen und ihre eigenen Gefühle über die Körpersprache mitzuteilen. Der Schweregrad kann sehr unterschiedlich sein. Die Form des frühkindlichen Autismus geht oftmals mit einer Intelligenzminderung und Sprachschwierigkeiten einher.
Die genaue Ursache für die Entstehung von Autismus ist unklar. Mediziner gehen von mehreren Faktoren aus. Wahrscheinlich ist Autismus erblich, denn in einigen Familien findet sich eine solche Störung gehäuft. Vermutet wird, dass eine Vererbung über mehrere Gene stattfindet. Auch nicht betroffene Familienmitglieder zeigen teilweise autistische Züge, ohne definitiv betroffen zu sein. Der Autismus ist eine Entwicklungsstörung im Gehirn. Oft spielen auch Schäden im Gehirn eine Rolle, die während der Geburt oder während der Schwangerschaft entstanden sind.
Bei einer nur bei Mädchen vorkommenden selteneren Art des Autismus, dem Rett-Syndrom, wurde eine genaue ursächliche Erbgutveränderung gefunden.
Die Symptomatik ist unterschiedlich, je nach der Form des Autismus (frühkindlicher Autismus, Asperger-Syndrom, atypischer Autismus). Einige wesentliche Merkmale gelten aber für alle Arten:
Von den beiden häufigen Formen ist der frühkindliche Autismus (Kanner-Syndrom) meist eine schwerwiegende Störung, während der Asperger-Autismus (Asperger-Syndrom) meist eine geringere Problematik aufweist. Ein Asperger-Syndrom wird daher sicherlich bei vielen Betroffenen gar nicht erkannt. Autismus tritt wesentlich häufiger bei Jungen und Männern in Erscheinung als bei Mädchen und Frauen. Ausnahme ist das auf Mädchen beschränkte Rett-Syndrom.
Der frühkindliche Autismus (Kanner-Syndrom) tritt normalerweise schon vor einem Alter von drei Jahren in Erscheinung, es kann sich schon bei Säuglingen bemerkbar machen. Die Entwicklungsstörung fällt dadurch auf, dass die Kinder sich sehr häufig zurückziehen und den Kontakt zu Menschen eher meiden. Sie schauen andere Personen meist nicht an, manche lassen fast gar keine Kommunikation erkennen. Gefühle werden nur unzureichend erkannt und erwidert. Dies kann auf Eltern frustrierend wirken.
Der frühkindliche Autismus ist oft mit einer verminderten Intelligenz verbunden. Sprachstörungen sind bei Betroffenen häufig zu finden. Doch Betroffene haben oft eingegrenzte starke Interessen und Fähigkeiten, so genannte Inselbegabungen. Vielfach werden monotone Aktivitäten ausgeführt (Stereotypien). Dies können Bewegungsabläufe des Körpers oder ständig wiederholte gesprochene Sätze sein. Bestimmte Dinge müssen ihre Ordnung haben und werden in gerader Linie aneinandergereiht. Wird die Ordnung oder der Tagesablauf durcheinandergebracht, geraten Betroffene in Angst, reagieren irritiert oder werden sogar aggressiv.
Autisten spielen meist allein und lassen andere Kinder außen vor. Wenn die Betroffenen älter werden, sind die Symptome oft nicht mehr ganz so gravierend. Dennoch kommunizieren sie oft nur mit sehr gut bekannten Personen. Beim Autismus können Begleiterscheinungen auftreten wie Epilepsie (Krampfanfälle im Gehirn).
Der Asperger-Autismus ist weitaus weniger auffällig als der frühkindliche Autismus. Die Betroffenen mit Asperger-Syndrom haben eine normale, oft sogar hohe Intelligenz und können sich sprachlich gut ausdrücken. Die Schwierigkeiten beim sozialen Verhalten sind nicht so ausgeprägt, aber vorhanden. Dennoch sind sie Menschen gegenüber distanziert und können Gefühle weder gut deuten noch gut über die Körpersprache ausdrücken. Menschen mit Asperger-Autismus haben ein oder mehrere sehr starke Interessensgebiete, während sie andere Themen vernachlässigen. Das Asperger-Syndrom tritt meist ab einem Alter von drei bis fünf Jahren in Erscheinung, wird aber oft gar nicht diagnostiziert, da viele der Betroffenen keine wirklich auffälligen Probleme im Alltagsleben haben.
Neben Asperger- und Kanner-Autismus gibt es atypische (besondere, ungewöhnliche) Varianten. Eine seltene Form ist das Rett-Syndrom (eine Art des Autismus bei Mädchen).
Die Diagnose Autismus wird nach verschiedenen Merkmalen gestellt, die auf den Patienten zutreffen. Dazu erfolgt ein Gespräch zwischen Arzt, Kind beziehungsweise Patient sowie den Eltern. Die Eltern müssen angeben, wie sich das Kind im Alltag verhält. Fragebögen können hilfreich sein, um die Eindrücke zu objektivieren. Aufschlussreich ist auch die Verhaltensbeobachtung des Patienten durch den Arzt. Zum Untersuchungsgang gehört auch die Beurteilung des Körpers, insbesondere der neurologische (nervenheilkundliche) Befund. Untersuchungen an Geräten können sinnvoll sein, beispielsweise eine Hirnstrom-Aufzeichnung (EEG, Elektroenzephalographie).
Der Arzt muss bestimmen, welche Art von Autismus vorliegt, was nicht immer einfach zu unterscheiden ist. Ausgeschlossen werden müssen psychische Störungen wie ADHS (Hyperaktivität, Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom), Schizophrenie oder Zwangsstörungen. Körperliche Erkrankungen können zu Symptomen ähnlich einem frühkindlichen Autismus führen, beispielsweise ein eingeschränktes Sehvermögen oder Hörvermögen oder sogar ein Down-Syndrom. Auch Sprachstörungen außerhalb eines Autismus müssen unterschieden werden.
Die Behandlung richtet sich nach dem Schweregrad des Autismus. Frühkindlicher Autismus muss praktisch immer behandelt werden, Asperger-Autismus nur bei stärkeren Problemen im Leben.
Mit einer Behandlung können nur die Symptome, nicht aber die Ursachen des Autismus angegangen werden. Das Vermögen, mit anderen Menschen, sozialen Situationen und dem Alltag umgehen zu können, soll verbessert werden. Dazu erfolgt ein Training der passenden Verhaltensweisen. Es ist sinnvoll, dies teilweise in der Familie oder mit anderen Kindern und teilweise auch in einer speziellen Einrichtung durchzuführen. Die Familie kann entsprechend geschult und unterstützt werden.
Eine Psychotherapie kommt zur Behandlung des Autismus oftmals zum Einsatz, vor allem eine Verhaltenstherapie. Dabei wird eingeübt, in welchen Situationen welches Verhalten angemessen ist. Die ständig wiederholten Aktivitäten (Stereotypien) werden abgebaut. In Spielsituationen und Rollenspielen lernen die Kinder, besser mit ihrem Umfeld zurechtzukommen.
Eine Sprachschulung durch die Logopädie ergänzt die Behandlung des Autismus, wenn dies erforderlich ist. Weiterhin können Autisten aus Krankengymnastik oder aus Therapieformen wie Musiktherapie einen Nutzen ziehen.
Falls Begleitstörungen des Autismus bestehen (ADHS, Epilepsie, Aggressionen), werden diese ebenfalls behandelt. Unter Umständen kann eine Gabe von Medikamenten sinnvoll sein.
Autismus lässt sich nicht beseitigen. Die Betroffenen können allerdings lernen, sich mit den Gegebenheiten zurechtzufinden. Daher bessern sich die Symptome oft mit den Lebensjahren und der Lebenserfahrung, und die Probleme beim Umgang mit anderen Menschen werden weniger. Die Pubertät kann eine schwierige Phase sein, in der Probleme wie Aggression deutlicher in den Vordergrund treten können. Auch hängt der Verlauf der autistischen Symptomatik von der Schwere und vom Einzelfall ab. Menschen mit Asperger-Autismus führen meist ein weitgehend normales Leben. Bei einem frühkindlichen Autismus ist häufig eine lebenslange Betreuung und Hilfestellung notwendig.
Letzte Aktualisierung am 27.05.2021.