Entwicklungsstörungen liegen allgemein vor, wenn sich Fähigkeiten eines Kindes nicht altersgemäß ausgebildet haben. Dazu gehören die Sprache, die Koordination, die Wahrnehmung, geistige und schulische Leistungen sowie psychische Aspekte. Ist eines dieser Gebiete betroffen, so handelt es sich um eine umschriebene Entwicklungsstörung oder Teilleistungsschwäche. Von einer tiefgreifenden Entwicklungsstörung wird bei einem Autismus (verschiedene Formen) gesprochen. Unter anderem hat das autistische Kind Schwierigkeiten beim sozialen Umgang mit anderen Menschen. Eine allgemeine Entwicklungsstörung ist bei einer generellen Intelligenzminderung gegeben. Entwicklungsstörungen sollten rechtzeitig erkannt werden, damit eine Förderung oder Behandlung des Kindes möglich ist. Ausgeschlossen werden müssen körperliche Ursachen wie ein eingeschränktes Seh- oder Hörvermögen.
Da der Ausdruck Entwicklungsstörung auf viele verschiedene mögliche Erscheinungsformen bezogen werden kann, gibt es keine allgemeinen Ursachen. Die üblicherweise als Entwicklungsstörungen bezeichneten Befunde haben ihren Ursprung in einer mangelhaften Funktion im Gehirn an bestimmten Stellen. Faktoren der Vererbung können dafür eine Rolle spielen, ebenso wie Schädigungen während der Schwangerschaft. Eine Entwicklungsverzögerung kann sich aber auch ergeben, wenn die Fähigkeiten des Kindes durch das Umfeld nicht genügend gefördert werden. Das kann der Fall sein, wenn ungünstige familiäre Verhältnisse vorliegen und das Kind nicht genug Anreize zur Entwicklung einer bestimmten Fertigkeit bekommt. Organische Krankheiten können ebenfalls die Ursache ähnlicher Symptome sein, weshalb sie bei den Untersuchungen ausgeschlossen werden müssen.
Bei den Entwicklungsstörungen lassen sich umschriebene oder Teilleistungsstörungen von tiefgreifenden Störungen unterscheiden. Zu dem tiefgreifenden Entwicklungsstörungen gehören vor allem Autismus mit seinen verschiedenen Formen (frühkindlicher Autismus, Asperger-Syndrom, atypischer Autismus) sowie ähnliche Erkrankungen. Üblicherweise ist aber bei den umschriebenen Störungen von einer Entwicklungsstörung die Rede. Sie tritt im Kindesalter in Erscheinung. Oft wird eine Entwicklungsstörung um den Zeitpunkt der Einschulung herum festgestellt, teils zeigt sie sich aber auch schon deutlich früher und manchmal erst später. Sie verläuft konstant, also ohne Schübe oder erneut auftretende Störungen.
Umschriebene Entwicklungsstörungen sind dadurch gekennzeichnet, dass ein bestimmter Bereich der Gehirnleistung herabgesetzt ist. Das betroffene Kind hat Schwierigkeiten auf einem bestimmten Gebiet, während die sonstige Intelligenz im Normalbereich liegt. Zu diesen Teilleistungsschwächen gehören:
Neben den bloßen Auswirkungen einer solchen Leistungsschwäche (Schule, Alltag, später im Leben auch Beruf) kommt es oft auch zu sozialen und psychischen Problemen. Das betroffene Kind hat oftmals Versagensangst und kann depressiv werden. Auch Probleme wie Schlafprobleme und Essstörungen können sich unter Umständen entwickeln.
Hinweise auf Entwicklungsstörungen fallen oft bei Routineuntersuchungen wie den U-Untersuchungen für Kinder auf. Der Arzt führt ein Gespräch mit Eltern und Kind und achtet dabei auch auf Besonderheiten des kindlichen Verhaltens. Eine körperliche Untersuchung folgt. Je nach der Symptomatik kommen verschiedene körperbezogene und psychologische Testverfahren zum Einsatz, in denen die einzelnen Funktionen überprüft werden können. Dazu gehören Lese- und Rechtschreibtests, Rechentests, Intelligenztests sowie zur Abgrenzung von organischen Störungen auch Hör- und Sehtest.
Als andere mögliche Diagnosen kommen bei solchen Funktionsschwächen viele Störungen in Frage. So könnten organische Krankheiten vorliegen oder eine ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung, ADS).
Im Wesentlichen werden die Entwicklungsstörungen durch Übung und Förderung behandelt. Das Kind übt die beeinträchtigten Fähigkeiten. Eine angemessene mentale Unterstützung durch die Eltern ist erforderlich. Bestehen durch die Entwicklungsstörung auch psychische Probleme (eine Depression), so erfolgen ebenfalls Maßnahmen zu deren Behandlung. Hier können sich Psychotherapie oder Medikamente eignen.
Die Prognose kann im Einzelnen nicht vorausgesehen werden. Bei vielen Betroffenen werden die Probleme geringer, wenn sie älter werden. Bei einigen Betroffenen bleiben die Funktionsstörungen aber auch bestehen.
Letzte Aktualisierung am 31.05.2021.