Unter dem Begriff Autismus werden mehrere Arten von Störungen zusammengefasst, die durch einen eingeschränkten, unbeholfenen Umgang mit der Umwelt gekennzeichnet sind. Hauptsächlich gehören der frühkindliche Autismus (Kanner-Syndrom) und das weniger schwere Asperger-Syndrom dazu. Es gibt außerdem weitere, seltene Formen des Autismus. Gemeinsam gilt für alle Menschen mit Autismus, dass sie eher wenig mit anderen Menschen kommunizieren. Sie ziehen es vor, zurückgezogen zu leben. Betroffene können Gefühle und Körpersprache anderer nur schwer deuten. Der Arzt kann eine autistische Störung anhand von bestimmten Merkmalen feststellen. Dazu erfolgt eine Befragung (Anamnese) Verhaltensbeobachtung, eine Testung und weitere Untersuchungen. Zur Behandlung von Autismus eignen sich Maßnahmen, mit denen der soziale Umgang trainiert werden kann.
Eine genaue Ursache für Autismus ist nicht bekannt. Beim Autismus handelt es sich um eine Art Entwicklungsstörung im Gehirn. Wahrscheinlich spielt die Vererbung dabei eine große Rolle, weil sich in den Familien Betroffener eine Häufung der Tendenz zum Autismus zeigt. Auch Schäden im Gehirn, die während oder vor der Geburt entstehen, können einen Autismus bedingen. Manche seltene Formen von Autismus haben spezifische Ursachen, z. B. das Rett-Syndrom, bei dem eine bekannte genetische Abweichung vorliegt.
Die beiden häufigen Varianten des Autismus sind der frühkindliche Autismus (Kanner-Syndrom) und der Asperger-Autismus (Asperger-Syndrom). Des Weiteren kommen seltene (atypische) Unterformen der autistischen Störungen vor. Auf jede autistische Störung trifft zu, dass ein Betroffener Schwierigkeiten beim sozialen Umgang mit anderen Personen hat.
Die Sprache der Gefühle beziehungsweise die nonverbale Kommunikation (Körpersprache, Mimik und Gestik) wird schlecht beherrscht. Autisten sind lieber für sich allein, als dass sie etwa mit anderen Kindern spielen. Sie haben klar definierte, spezielle Interessen, in denen sie besonders gute Fähigkeiten entwickeln können (in ausgeprägten Fällen Inselbegabung genannt). In anderen Lebensbereichen können sie dagegen nicht gut zurechtkommen. Typisch ist außerdem ein monotones, wiederholendes Verhalten und das Bedürfnis nach einer bestimmten Ordnung (wie bei der Anordnung von Sachen), die eingehalten werden muss.
Die Symptome sind bei den autistischen Störungen aber unterschiedlich stark ausgeprägt. So ist der frühkindliche Autismus meist schwerwiegend, der Asperger-Autismus eher gering beeinträchtigend. Beim frühkindlichen Autismus zeigt sich häufig eine herabgesetzte Intelligenz, Personen mit Asperger-Syndrom sind meist normal bis überdurchschnittlich intelligent, viele von ihnen führen ein unauffälliges Leben mit geringen Auffälligkeiten.
Autistische Störungen sind bei Männern wesentlich häufiger als bei Frauen (eine Ausnahme: das vererbbare Rett-Syndrom). Die Störungen treten ab dem Kindesalter in Erscheinung, die frühkindliche Form schon vor einem Alter von drei Jahren, der Asperger-Autismus zwischen drei und fünf Jahren.
Um einen Autismus (frühkindlichen Autismus, Asperger-Syndrom, atypischer Autismus) festzustellen, orientiert sich der Arzt jeweils an bestimmten Kriterien. Es erfolgt ein Gespräch (Anamnese) mit dem Betroffenen selbst und mit den Angehörigen. Sie sollen das Verhalten des Betroffenen beschreiben. Auch wird nach Beschwerden, früheren Erkrankungen und Auffälligkeiten sowie Folgeproblemen gefragt.
Häufig wird ein Fragebogen eingesetzt, um eine Reihe von Anzeichen für autistische Störungen zu testen. Während der Untersuchung beurteilt der Arzt das Verhalten des Patienten. Außerdem wird eine körperliche Untersuchung mit dem Schwerpunkt auf die Neurologie (Nervenheilkunde) durchgeführt.
Neben der Unterscheidung der Art des Autismus müssen weitere mögliche psychische Störungen mit ähnlichen Symptomen abgegrenzt werden. Möglicherweise liegt ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom, ADS) vor, eine Schizophrenie oder Zwangsstörung. Ebenso können organische Schäden im Gehirn oder eine Herabsetzung des Hör- oder Gesichtssinns vorhanden sein.
Die Behandlung richtet sich nach der Schwere der Störung. Ein frühkindlicher Autismus wird daher normalerweise behandelt, während ein Asperger-Syndrom oft keiner Therapie bedarf. Die Ursachen der autistischen Störung können allerdings nicht angegangen werden, aber die Symptomatik und sozialen Probleme verbessert werden.
Um dies zu erreichen, ist ein Training des Verhaltens angebracht. Dies erfolgt oft in der Gruppe, zusammen mit anderen Betroffenen oder mit den Verwandten. Zu diesem Zweck gibt es spezielle Einrichtungen. Auch die Familienmitglieder können geschult und unterstützt werden. Spielerisches Nachstellen von Situationen und Rollenspiele sind dabei wichtige Elemente.
Aus den psychotherapeutischen Methoden eignet sich bei autistischen Störungen daher insbesondere eine Verhaltenstherapie. Der Betroffene lernt, wie er sich in verschiedenen Situationen verhalten kann, und kann die stereotypen (wiederholten) Bewegungen abbauen.
Weitere Möglichkeiten der Behandlung von Autisten sind die Logopädie (Sprachschule), die Krankengymnastik beziehungsweise Bewegungstherapie sowie andere Therapieformen (Musiktherapie). Falls zusätzlich Störungen wie ADHS, Epilepsie oder aggressives Verhalten vorliegen, erfolgt diesbezüglich ebenfalls eine Therapie. In manchen Fällen kann sich eine Medikamentengabe empfehlen.
Die Beseitigung einer autistischen Störung ist nicht möglich. Die negativen Auswirkungen auf das Leben eines Betroffenen lassen sich aber vermindern. Dazu dienen Maßnahmen wie Behandlung und Training. Oft bessert sich die Störung auch von selbst mit der steigenden Lebenserfahrung des Betroffenen. Die Prognose unterscheidet sich je nach der Form des Autismus. Menschen mit Asperger-Syndrom können oft die Problematik weitestgehend in den Griff bekommen. Personen mit frühkindlichem Autismus benötigen dagegen häufig ein Leben lang eine geeignete Betreuung und Unterstützung.
Letzte Aktualisierung am 27.05.2021.