Die Kinderpsychiatrie und Jugendpsychiatrie befasst sich mit der Diagnostik und Behandlung von psychischen Störungen von Kindern und jungen Erwachsenen. In diesen Altersgruppen findet sich ein besonderes Spektrum an möglichen psychischen Erkrankungen.
Als Teilbereich der Psychiatrie hängt die Kinder- und Jugendpsychiatrie auch eng mit der Kinderheilkunde (Pädiatrie) zusammen. Die Kinder- und Jugendpsychiatrie ist aber ein medizinischer Bereich mit eigener Facharztausbildung. Die genaue Bezeichnung für das Spezialgebiet lautet heutzutage Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie.
Die Kinder- und Jugendpsychiatrie kümmert sich um Menschen mit psychischen Störungen in den jungen Lebensjahren. Zur Klientel des Fachbereiches gehören Kinder (Menschen unter 14 Jahren), Jugendliche (14 bis unter 18 Jahren) und Heranwachsende (18 bis unter 21 Jahren).
Ein Facharzt aus diesem Gebiet befasst sich mit allen psychischen Erkrankungen, die in diesen Altersklassen vorkommen. Es sind im Prinzip alle Störungen, die auch bei Erwachsenen vorkommen. Im jungen Alter kommt jedoch eine ganze Reihe von Störungen sehr häufig vor, während andere vergleichsweise selten sind.
Typische Störungen bei Kindern und Jugendlichen sind Verhaltensauffälligkeiten, Angststörungen, Zwangsstörungen, Depression, Manie und bipolare Störung (manisch-depressive Erkrankung), Psychosen (schwere Störungen mit verzerrter Realität) und ab einem gewissen Alter die Suchterkrankungen. Essstörungen (Magersucht, Ess-Brech-Sucht) treten vorwiegend bei Teenagern in Erscheinung, und Übergewicht ist ein zunehmendes Problem auch bei Kindern und Jugendlichen. Insbesondere bei Jugendlichen kann die Borderline-Persönlichkeitsstörung auftreten, eine Störung mit wechselhaftem Verhalten in den Beziehungen und der Tendenz zur Selbstverletzung. Weitere mögliche Angelegenheiten der Kinder- und Jugendpsychiatrie sind Einnässen (Bettnässen) und sexuelle Schwierigkeiten.
Ein vielfaches Problem sind Störungen durch das soziale Umfeld. Es kann durch traumatisierende Ereignisse wie Missbrauch, Familienkonflikte oder Scheidung zu tiefgreifenden Störungen kommen. Ein ungünstiges Umfeld kann zu einem gestörten Sozialverhalten bei den Kindern und Jugendlichen führen.
In der Kinder- und Jugendpsychiatrie sind viele Störungen wichtig, die in den Bereich der Neurologie (Nervenmedizin) mit einspielen. Dies sind beispielsweise Epilepsie (Krampfanfälle im Gehirn), Autismus, verminderte Intelligenz, Entwicklungsstörungen, Teilleistungsstörungen wie Lese-Rechtschreibschwäche, ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung, „Hyperaktivität"). Ein weiterer Bereich sind psychosomatische Erkrankungen (Beschwerden am Körper durch seelische Probleme).
Die Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie befasst sich mit den Untersuchungen, den Behandlungen und mit der Vorbeugung von psychischen Problemen in diesem Altersbereich. Der Bereich ist eigenständig und bringt spezialisierte Fachärzte hervor. Sie arbeiten hauptsächlich in Kliniken oder in niedergelassenen Praxen. Kinder- und Jugendpsychiater und die entsprechenden Psychotherapeuten arbeiten mit den Mitteln der Psychiatrie und Psychologie.
Viele Fälle werden in Zusammenarbeit mit der Pädiatrie (Kinderheilkunde der körperlichen Erkrankungen) behandelt. Pädagogik und Sozialarbeit sind weitere Berufsgruppen, die mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie kooperieren. Die Kinder- und Jugendpsychiatrie hat es mit besonderen Bedingungen zu tun. Einen besonderen Stellenwert besitzt die soziale Komponente.
Viele psychische Auffälligkeiten ergeben sich direkt oder indirekt aus den Verhältnissen, in denen die Kinder und Jugendlichen leben. Deshalb muss auch immer das familiäre Umfeld mitbetrachtet werden. Missbrauchsopfer oder Scheidungskinder gehören zu den Patienten und müssen sorgsam, aber effektiv behandelt werden. Ein weiteres häufiges Thema in der Kinderpsychiatrie sind die Entwicklungsstörungen, aufgrund derer sich eine ganze Reihe von Symptomen bilden können.
Die Kinder- und Jugendpsychiatrie verwendet die üblichen Diagnose- und Therapiemethoden für psychische Erkrankungen. Wichtig sind Befragung (Anamnese) des Kindes und der Eltern sowie die Verhaltensbeobachtung des jungen Patienten. Noch häufiger als in der „gewöhnlichen" Psychiatrie kommen Testverfahren zum Einsatz wie Intelligenztests, Leistungstests, Entwicklungstests oder Persönlichkeitstests. Zu den Behandlungsmethoden gehören Psychotherapieverfahren und Medikamente.
Im Großen und Ganzen ähnelt die kinder- und jugendpsychiatrische Vorgehensweise dem Ablauf bei Erwachsenen mit psychischen Störungen. In die Anamnese (Patientenbefragung) werden die Eltern mit einbezogen. Nach den Untersuchungen erfolgt die Therapie mittels unterschiedlicher Methoden. Hier wird sehr häufig ebenfalls die Familie daran beteiligt.
Die einzelnen angewendeten Methoden weisen unterschiedliche Risiken auf, so dass keine allgemeine Aussage für die gesamte Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie möglich ist. Speziell bei Kindern spielen soziale Faktoren und der Umgang durch die Eltern eine Rolle.
Dies kann unter Umständen einen ungünstigen Einfluss auf die Therapie beziehungsweise den Heilungsverlauf haben. Pubertierende Menschen befinden sich vielfach in einer schwierigen Lebensphase. Hier treten besonders viele Störungen und oft eine mangelnde Einsicht für die Erkrankung und Behandlung in Erscheinung. Da eine eigene Motivation der Patienten für den Behandlungserfolg wichtig ist, kann dieser nicht selten beeinträchtigt werden.
In der Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie lassen sich die Erfolgsaussichten nicht verallgemeinern. Sie sind von diversen Faktoren abhängig. Einen Einfluss haben die jeweilige Erkrankung, die Behandlungsart, die Persönlichkeit und Krankheitseinsicht, körperliche Erkrankungen und das familiäre Umfeld. Einige Kinder und Jugendliche lassen sich einfach behandeln. Mit anderen jungen Patienten können sich mitunter erhebliche Schwierigkeiten ergeben.
Den Eltern oder Erziehungsberechtigten kommt eine besondere Rolle bezüglich psychischer Auffälligkeiten zu. Sie können durch ihren Umgang mit den Kindern manche Störungen verhindern oder erkennen. Verhaltensauffälligkeiten und emotionale Probleme der Kinder und Jugendlichen sollten immer ernst genommen werden.
Letzte Aktualisierung am 31.05.2021.