Die Depression ist eine psychische Störung mit niedergeschlagener Stimmung und vermindertem Antrieb. Schon bei Kindern kann eine Depression in Erscheinung treten. Im Allgemeinen ist die Symptomatik bei Kindern und Jugendlichen ähnlich wie die von Depressionen bei Erwachsenen. Die Depression gehört zu den häufigsten Gesundheitsstörungen überhaupt. Da Betroffene einen großen Leidensdruck verspüren und selbstmordgefährdet sein können, ist die frühzeitige Erkennung und geeignete Therapie von großer Bedeutung. Die Behandlung der Depression erfolgt hauptsächlich durch Methoden der Psychotherapie. Oftmals sind aber auch Medikamente notwendig, welche als Antidepressiva bezeichnet werden.
Bei Kindern wie bei Erwachsenen entsteht die Depression auf eine ähnliche Weise. Die Ursachen sind meist nicht genau bekannt, aber es spielen normalerweise mehrere Einflüsse eine Rolle. Es zeigt sich ein Ungleichgewicht der Botenstoffe im Gehirn. Eine depressive Neigung kann wahrscheinlich schon mit den Genen mitgegeben werden. Einflüsse von außen führen aber oft erst zu der depressiven Stimmung, beispielsweise schlimme Situationen und Lebensphasen, Probleme in der Familie, mangelnde Geborgenheit, Stress, Ängste. Der Verlust einer Bezugsperson kann beispielsweise eine Depression bedingen, insbesondere im sehr jungen Alter. Bei Kindern kann eine Depression von deren Eltern die Störung fördern, da sie den häufig Kindern nicht genug Zuwendung geben können. Auch können die Kinder sich das depressive Verhalten durch Lerneffekte aneignen.
Fehlendes Licht kann außerdem die Bildung einer Depression fördern, weswegen sie auch im Winter häufiger ist als im Sommer (saisonale Depression). Des Weiteren führen körperliche Erkrankungen nicht selten zu Depressionen, wie Diabetes (Zuckerkrankheit).
Im Prinzip treten bei Depressionen in jedem Alter vergleichbare Beschwerden auf. Im Allgemeinen kommt es zur gedrückten Stimmung und zur Antriebslosigkeit. Bei Kindern kommen Störungen in der Entwicklung hinzu.
Anzeichen einer kindlichen Depression können mangelnder Appetit, Schlafschwierigkeiten, Apathie, Traurigkeit, Jammern, Ängstlichkeit und klammerndes Verhalten sein. Es können sich weitere Verhaltensauffälligkeiten zeigen wie erhöhte Reizbarkeit oder Unbändigkeit. Die normale Entwicklung des Kindes kann gehemmt werden. Bei vielen betroffenen Kindern verzögern sich Fähigkeiten wie Sprechen, Laufen, eigenständiges Essen, Kontinenz (Steuern der Ausscheidungen), Bewegung und Koordination. Unter Umständen ist sogar die körperliche Entwicklung gehemmt.
Mit zunehmendem Alter zeigen sich bei Depressionen immer mehr die von Erwachsenen bekannten Symptome. Die Betroffenen haben eine getrübte Stimmung und spüren oft keine Freude mehr. Auch sind sie antriebsschwach und passiv. Sie haben nur eine geringe Motivation und sind interesselos. Vorher geliebte Hobbys und Spielgeräte werden vernachlässigt. Die Leistungen in der Schule sinken häufig. Depressive Kinder und Jugendliche können sich unter Umständen von anderen Menschen abschotten. Bei einigen der Betroffenen besteht die Gefahr, dass sie einen Selbstmord begehen könnten. Psychosomatische oder somatoforme Störungen können auftreten. Dies sind körperliche Beschwerden mit psychischen Ursachen, was sich in Kopfschmerzen oder Bauchschmerzen äußern kann. Manche Betroffene essen nur noch wenig und können abmagern. Andere nehmen zu, weil sie sich nur noch wenig bewegen und mit Essen ihre innere Leere kompensieren.
Die Diagnose einer Depression geschieht durch Überprüfung verschiedener Merkmale, die auf die Störung hindeuten. Dazu erfolgt ein Untersuchungsgespräch (Anamnese) zwischen Arzt, Patient und meist auch den Eltern. Der Arzt erfragt seelische und körperliche Beschwerden, die Verhältnisse im Umfeld des Kindes und in der Schule sowie die Vorgeschichte des Betroffenen. Er beurteilt auch, ob das Verhalten des Patienten Hinweise für eine Störung gibt. Anhand von Tests oder Fragebögen können weitere Merkmale einer Depression entdeckt werden. Weiterhin erfolgen körperliche Untersuchungen und eine Blutentnahme mit Laboruntersuchung. In bestimmten Fällen kann es notwendig sein, noch weitere Maßnahmen zur Diagnostik durchzuführen wie bildgebende Methoden.
Eine Reihe von körperlichen und seelischen Störungen muss von der eigentlichen Depression unterschieden werden. Oft wird die Depression gar als normale „Phase" abgetan. Als weitere mögliche Diagnosen kommen Angststörungen, Müdigkeit anderer Ursache, hormonelle Störungen, Medikamenteneinnahme oder Gehirnerkrankungen in Frage.
Eine Depression wird hauptsächlich mit Medikamenten und mit psychotherapeutischen Verfahren behandelt. Wichtig ist aber auch eine Unterstützung des Betroffenen durch die Bezugspersonen. Die Behandlung richtet sich insgesamt nach der Ausprägung der Depression und vor allem auch nach Faktoren wie dem Umfeld und dem Alter des Kindes. In sehr schweren Fällen, in denen etwa eine Selbstmordabsicht besteht, muss eine Behandlung auf einer Klinikstation erfolgen. Ansonsten kann die Behandlung meist ambulant (außerhalb der Klinik) erfolgen.
Medikamente, die gegen depressive Symptome helfen, heißen Antidepressiva. Bei Kindern besteht gegenüber vielen Antidepressiva noch keine genügende Erfahrung. Die Wirkung kann nicht immer vorausgesehen werden. Das Verhalten der mit Antidepressiva behandelten Kinder muss daher immer wieder kontrolliert werden, insbesondere kurz nach dem Anfang der medikamentösen Therapie. Besser abzusehen ist die Wirkung bei der Medikamentengruppe der SSRI (Selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer). Vielfach wird bei Kindern mit leichterer Depression aber auch ganz auf die Antidepressiva verzichtet zugunsten von sanfteren Präparaten wie Johanniskraut.
Methoden aus der Psychotherapie gehören auch bei Kindern und Jugendlichen zur Behandlung der Depression. Im jüngeren Alter kann eine Spieltherapie sinnvoll sein, bei der die Denk- und Verhaltensweisen des Kindes mit Spielen verbessert werden können. Eine eigentliche Verhaltenstherapie ist eine häufig eingesetzte Psychotherapie-Methode, um bei nicht mehr ganz so jungen Betroffenen eine Verbesserung der Einstellungen und des Verhaltens zu bewirken. Weiterhin können sich eine Gesprächstherapie oder ein Verfahren aus der Tiefenpsychologie (Psychoanalyse) eignen. Die Eltern und Familienmitglieder werden häufig in eine Therapie mit eingebunden.
Des Weiteren können Methoden wie die Lichttherapie oder unter Umständen auch der Schlafentzug zur Behandlung der Depression sinnvoll sein.
Die besondere Schwierigkeit bei Depressionen von Kindern besteht darin, diese auch als solche zu erkennen. Durch die oft fehlenden typischen Anzeichen und durch andere auffällige Verhaltensweisen wird die eigentliche Depression oft überdeckt. So ist die Prognose der Depression abhängig von mehreren Faktoren und einer richtigen Behandlung. Oftmals lässt sich die Störung mit Psychotherapie und Medikamenten in den Griff bekommen. Bei manchen Betroffenen bleibt die Depression über lange Zeit bestehen. Es kann auch zu einem erneuten Auftreten der Depression kommen.
Letzte Aktualisierung am 27.05.2021.