Ein Psychotrauma ist eine ausgeprägte psychische Belastung nach einem schwerwiegenden Ereignis. Oftmals entsteht aus dem Psychotrauma als Reaktion eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS). Diese Belastungsstörung wirkt sich über eine lange Zeit aus, es kann zu zwanghaften Erinnerungen, einem Gefühl der Leere, Schlaflosigkeit und Angst kommen. Eine weniger schwere Störung nach Psychotrauma ist die Anpassungsstörung. Zu den Auslösern für ein psychisches Trauma gehören Todesfälle von wichtigen Personen im Leben, Katastrophen, Krieg, Unfälle, Gewalt und Missbrauch. Die Behandlung erfolgt mit einer Traumatherapie. Die Behandlung dient dazu, dass die Geschehnisse bewältigt werden und schließlich als Teil der persönlichen Geschichte akzeptiert werden. Die eingesetzten Verfahren stammen unter anderem aus der Tiefenpsychologie oder der Verhaltenstherapie.
Ein Psychotrauma wird durch ein Ereignis verursacht, das aus Sicht des Betroffenen als sehr schlimm wahrgenommen wird. Solche Begebenheiten sind beispielsweise:
Allerdings kommt es nur bei einem Teil der Menschen, die ein solches Ereignis erfahren, zu einer posttraumatischen Belastungsstörung. Bestimmte Menschen verkraften ein traumatisches Ereignis besser als andere. Ein gutes, unterstützendes und geduldiges persönliches Umfeld fördert auch in dieser Beziehung das psychische Wohl. Es hängt auch viel davon ab, was genau das Psychotrauma war und wie viel Zeit zur Verarbeitung dem Betroffenen zur Verfügung steht.
Die Symptome der Störung nach Psychotrauma sind unterschiedlich. Sie können sich fast sofort, aber auch sehr verzögert (manchmal erst nach Monaten) bemerkbar machen. Die Betroffenen haben wiederkehrende Erinnerungen an die Ereignisse und können dies nicht abschalten oder verhindern. Inhalte des Traumas kommen oft in Alpträumen oder Tagträumen vor. Umgekehrt ist auch ein Nicht-Erinnern möglich. Die Betroffenen haben das Gefühl der Machtlosigkeit, die „heile Welt" ist zusammengebrochen und die Lebenssituation wird für unabwägbar gehalten. Eine weniger ausgeprägte Form des posttraumatischen Belastungssyndroms heißt Anpassungsstörung.
Daraufhin können weitere psychische Störungen entstehen. So kann es zu einer Angststörung oder einer Depression kommen, bis hin zu Selbstmordgedanken. Das allgemeine Interesse kann schwinden, Schlafstörungen können entstehen und an Entspannung ist nicht zu denken. Viele können sich nicht mehr richtig konzentrieren. Manche Betroffenen zeigen sogar ein aggressives Verhalten. Leicht kann eine Suchtstörung entstehen (Alkohol, Drogen, Medikamente).
Der Arzt führt ein Untersuchungsgespräch mit dem Patienten, gegebenenfalls auch mit Angehörigen, durch. Das Gespräch beinhaltet die Auswirkungen des Psychotraumas, das ursächliche Geschehen und dessen Abfolge sowie die wiederkehrenden Erinnerungen. Fragebögen können zum Einsatz kommen.
Der Arzt führt gleichzeitig eine Verhaltensbeobachtung durch und kann auf diese Weise weitere Folgen erkennen. Weitere Untersuchungen der Psyche und des Körpers können durchgeführt werden.
Eine posttraumatische Belastungsreaktion kann mit anderen Störungen verwechselt werden, wie beispielsweise der Borderline-Persönlichkeitsstörung, die ebenfalls oft nach Psychotraumen bei Gewalt in der Familie entsteht. Bei einigen Psychiatern gilt die Borderline-Störung aber auch als Spezialform der Belastungsstörung. Gleichermaßen müssen andere Störungen mit Depression und Ängsten abgegrenzt werden.
Eine Behandlung geschieht mit einer so genannten Traumatherapie. Die Traumatherapie beinhaltet eine Psychotherapie, bei Bedarf auch eine medikamentöse Therapie sowie gewisse weitere Maßnahmen.
Üblich ist es, eine Traumatherapie in drei Phasen zu unterteilen. Zunächst erfolgt die Stabilisierungsphase, in der die Symptomatik bekämpft wird und die Auswirkungen auf den Alltag vermindert werden. Der Patient soll nicht mehr das Opfer sein, sondern selbstbestimmt handeln können. Meist erfolgt während dieser Zeit noch nicht das direkte Gespräch über die Ereignisse. Es folgt die Bearbeitungsphase, in der der Betroffene das abgelaufene Psychotrauma bewältigen kann. Hier kann es sinnvoll sein, die Ereignisse noch einmal nachzuerleben. Später kommt die Integrationsphase, die dazu dient, dass der Patient das Trauma als Bestandteil seiner persönlichen Vergangenheit akzeptiert.
Bestandteile einer Therapie beim Psychotrauma können weiterhin eine Gesprächstherapie oder eine Verhaltenstherapie sein. Bei Psychotraumen üblich ist auch die Methode des Eye Movement Desensitization and Reprocessing (EMDR). Bei EMDR führt der Patient bestimmte Augenbewegungen aus, während er über die Ereignisse berichtet, und gewinnt Vorteile bei der Bewältigung des Traumas. Weitere besondere Verfahren für Patienten mit Psychotrauma gibt es ebenfalls etwa die psychodynamisch imaginative Traumatherapie (PITT), die mehrdimensionale psychodynamische Traumatherapie (MPTT) sowie die Ego-State-Therapie.
Ebenfalls innerhalb der Behandlung des Psychotraumas können Entspannungsverfahren eingesetzt werden. Es eignen sich unter Umständen körperpsychotherapeutische oder künstlerische Behandlungsmethoden. Manchmal werden Medikamente gegeben, insbesondere Antidepressiva und Beruhigungsmittel.
Findet eine angemessene Therapie und eine mentale Unterstützung statt, so können viele Betroffene ihr Psychotrauma gut bewältigen. Im Alltag können sie wieder annähernd normal zurechtkommen. Es zeigt sich jedoch bei jedem Patienten eine individuelle Prognose, die auch durchaus schlechter sein kann. Viele Einflussgrößen spielen eine Rolle für die Erfolgsaussichten der Behandlung. Mitunter leiden Patienten noch jahrelang oder dauerhaft unter der Belastung.
Letzte Aktualisierung am 28.05.2021.