Unter der Traumatherapie werden Behandlungen nach einem Ereignis mit einer starken seelischen Belastung (Psychotrauma) verstanden. Einige unterschiedliche Behandlungsansätze können bei einer Traumatherapie zur Anwendung kommen. Methoden der Traumatherapie kommen aus der Tiefenpsychologie, der Verhaltenstherapie und weiteren psychologischen Schulen. Die Traumatherapie kann ambulant oder zusätzlich auch stationär erfolgen. Ziel einer jeden Traumatherapie ist es, das belastende Ereignis zu bewältigen und anzunehmen. Die Symptome des Psychotraumas sollen abgebaut werden. Der Betroffene soll wieder problemlos am normalen sozialen und beruflichen Leben teilnehmen können.
Eine Traumatherapie geschieht bei Patienten mit einem Psychotrauma. Ein Psychotrauma ist die Folge einer Erfahrung im Leben des Betroffenen, welche eine sehr starke psychische Belastung bedeutet. Solche extremen Erlebnisse können unter anderem Trennungen, Todesfälle von nahestehenden Menschen, schwere Krankheiten, Katastrophen, Unfälle, Folter, Vergewaltigung, Terror, Amokläufe oder Krieg sein. Eine ausreichende Verarbeitung der extremen Belastungen ist oft nicht möglich, so dass eine Therapie erforderlich sein kann.
Die Symptomatik nach einem sehr einschneidenden Ereignis wird mit dem Begriff posttraumatische Belastungsstörung bezeichnet. Die Symptome können unmittelbar nach dem Erlebnis beginnen, aber auch erst im Laufe der Wochen, Monate oder Jahre zum Vorschein kommen. Zu den typischen Symptomen nach einem stark belastenden Lebensereignis gehören ständig wiederkehrende Gedanken und Erinnerungen an den Vorfall, Erinnerungslücken, seelische Abstumpfung, Leere und Interesselosigkeit sein. Orte und Situationen, die an das Ereignis erinnern, werden gemieden. Durch die starke Erregung sind Schlafprobleme, Konzentrationsstörungen oder Albträume möglich. Der Betroffene kann unter Ängsten und Schreckhaftigkeit leiden. Weitere psychische Störungen können die Folge eines Psychotraumas sein.
Die Behandlung eines seelischen Traumas kann Bestandteile aus verschiedenen psychotherapeutischen Ansätzen beinhalten. Die Grundlage zur Traumatherapie bilden normalerweise die Gesprächstherapie und die Verhaltenstherapie. Diese Maßnahmen allein reichen aber in vielen Fällen nicht aus. Daher werden andere Verfahren in die Traumatherapie mit einbezogen. Einige Therapiearten sind speziell zur Traumabehandlung entwickelt worden. Unter anderem können folgende Therapien und Maßnahmen bei Psychotraumen eingesetzt werden:
Bei einer Traumatherapie steht meist das Gespräch zwischen dem Patienten und dem Therapeuten im Vordergrund. Das Erzählen von den Ereignissen kann in vielen Fällen dem Patienten Erleichterung verschaffen. Eine besondere Methode stellt in diesem Zusammenhang die Narrative Expositionstherapie (NET) dar, bei der der Betroffene seine Lebensgeschichte aus der Distanz heraus erzählt und das traumatisierende Ereignis dort einordnet. Das kann vor allem bei Menschen nützlich sein, die in ihrem Leben schon häufig traumatisiert wurden.
Die Verhaltenstherapie gestaltet sich darin, die wiederkehrenden schmerzlichen Gedanken und ungünstigen Verhaltensweisen zu bekämpfen. Der Therapeut versucht, die negativen Erinnerungen und Reizeinflüsse von den Symptomen unabhängig zu machen.
Das ist eine Methode der Traumatherapie, die verschiedene Ansätze beinhaltet. Es finden sich Elemente aus der Psychoanalyse, aus den Psychotherapien mit Imagination (Einsetzen der Vorstellungskraft) und aus der Verhaltenstherapie. Durch die Verstärkung der so genannten Ressourcen wird eine Abgrenzung der negativen Einflüsse erreicht, und die eigenen Stabilisierungsmechanismen werden in Gang gesetzt.
Die Ego-State-Therapie begründet sich darauf, dass es bei einigen traumatisierten Menschen zu einer Auftrennung der Persönlichkeit in verschiedene Ich-Bereiche (ego states) kommt. Durch die Ego-State-Therapie können diese Anteile wieder miteinander verbunden werden. Durch die Integration kann die psychische Belastung herabgesetzt werden.
Diese Therapie verbindet ebenfalls Elemente aus der Psychoanalyse und Tiefenpsychologie sowie der Verhaltenstherapie und anderen Ansätzen. Über vier Dimensionen wird ein Zugang zum Psychotrauma des Patienten geschaffen: über den Traumaverlauf, das Erleben des Traumageschehens, die Persönlichkeit und die Personen im Umfeld sowie den Behandlungsverlauf.
Diese Methode wird häufig bei Traumapatienten angewendet. Traumaerinnerungen werden vom Patienten erzählt und gezielt durch Augenbewegungen von links nach rechts und zurück verarbeitet. Oft reduziert sich durch die EMDR die Belastung durch das Trauma deutlich.
Die Bildschirmtechnik kann im Verlauf der Traumaverarbeitung angewendet werden. Die Traumaerinnerung wird dabei vom Patienten auf einer Art „inneren Bildschirm" abgespielt, damit er das Geschehen aus der Distanz wahrnehmen kann. Eine schrittweise Verarbeitung des Geschehens ist auf diese Weise möglich. Aus den direkten Traumagefühlen wie Abscheu, Panik und Ohnmacht werden verarbeitende Gefühle wie Trauer und Wut.
Das Debriefing ist ein wiederholtes Berichten von den Ereignissen, vor allem bei Massentraumatisierungen. Die Methode wird kontrovers diskutiert.
Es handelt sich um eine körperbezogene Methode. Das Trauma wird als körperlicher, biologischer Vorgang betrachtet. Nach der Traumatisierung verschwinden die körperlichen Reaktionen, die eigentlich nützlich und natürlich sind, nicht mehr komplett. Hier setzt das Somatic Experiencing an, das meist als Gespräche über das Körperbewusstsein und Gefühlseindrücke vorgenommen wird.
Neben dem Somatic Experiencing gibt es auch weitere Ansätze von körperlich betonten Therapien bei einem Psychotrauma. Eine Bewegungstherapie kann allgemein nützlich sein. Eine spezielle Methode ist die Intergrative Bewegungstherapie, die sich mit der Körperhaltung und Bewegung sowie deren psychischen Aspekten auseinandersetzt.
Auch Hypnose kann bei Psychotrauma-Patienten angewendet werden. Die zugehörige Behandlungsform, die auch andere Maßnahmen beinhalten kann, heißt Hypnotherapie. Bei der Hypnose wird der Patient in einen Trance-Zustand versetzt. Von dort aus lassen sich eine Auseinandersetzung und eine Bewältigung des Traumas durchführen.
Dazu gehören Methoden wie Kunsttherapie, Musiktherapie oder auch Märchentherapie.
Die Gestalttherapie ist ein Verfahren, das verschiedene Elemente wie das Gespräch, kreative Auseinandersetzung und körperbetonte Maßnahmen vereint. Das Selbstvertrauen des Patienten soll wieder aufgebaut werden.
Ergänzend zu den untersuchten und erprobten Therapiemöglichkeiten können auch Maßnahmen aus der Alternativmedizin verwendet werden, beispielsweise aus der Traditionellen Chinesischen Medizin.
Durch Arzneimittel können Symptome des Psychotraumas beziehungsweise der Posttraumatischen Belastungsstörung gemildert werden. Gegeben werden beispielsweise Antidepressiva oder Beruhigungsmedikamente.
Die Traumatherapie kann ambulant stattfinden. Sie kann aber auch ergänzend oder hauptsächlich unter stationären Bedingungen vorgenommen werden. Die Dauer der Therapie kann recht unterschiedlich sein und richtet sich nach der Schwere des Psychotraumas, den gegebenen Umständen und den Fortschritten der Behandlung.
Typisch für eine Traumatherapie ist der Ablauf in drei Phasen. Anfangs erfolgt die Stabilisierungsphase, dann die Bearbeitungsphase und schließlich die Integrationsphase. Die Phasen müssen nicht streng getrennt betrachtet werden, da sich Elemente einer Phase auch in einer anderen Phase finden.
Die Stabilisierungsphase ist dazu da, dass der vor kurzer Zeit traumatisierte Patient zunächst die akuten Symptome kontrollieren kann und wieder im Alltag zurechtkommt. Der Patient bekommt wieder eine gewisse Sicherheit nach innen und außen hin und kann Selbstvertrauen aufbauen. Der Betroffene soll aus der Opferrolle dahin geführt werden, dass er das Ereignis überstanden hat und nun aktiv leben kann. In den stattfindenden Gesprächen geht es nur dann um das eigentliche Traumaereignis, wenn der Patient dies ausdrücklich möchte. Eine zu starke seelische Belastung wird damit verhindert. Es werden auch andere Formen der Behandlung angewendet.
In der Phase der Traumabearbeitung wird zusätzlich das Ereignis aufgearbeitet, sobald der Patient damit zurechtkommt. Es läuft ein Bewältigungsprozess ab, bei dem das Selbstverständnis gestärkt wird. Oft verwendete Verfahren sind das Gespräch, EMDR (Methode mit Augenbewegungen) und die Bildschirmtechnik.
In der dritten Phase, der Integrationsphase, wird das Traumaereignis weiter dahingehend bewältigt, dass es als Teil der Lebensgeschichte angenommen wird. Der Patient bekommt Raum zum Trauern. In dieser Phase unterscheidet sich die Traumatherapie immer weniger von einer herkömmlichen Psychotherapie.
Der Umgang mit einem Psychotrauma ist für den Patienten nicht einfach. Ebenso kann es in der Therapie zu verschiedenen Schwierigkeiten kommen. Nicht jeder Patient kommt mit jedem Therapeuten zurecht. Bei der Behandlung des Traumas kann es zu einem Wiedererleben mit schweren emotionalen Problemen kommen. Die einzelnen Behandlungsmethoden können ihre eigenen weiteren Probleme mit sich bringen.
Im Allgemeinen kommt es während einer Traumatherapie nach und nach zu einer immer besseren Bewältigung des erlebten Traumas. Meist kann der Betroffene nach einer gewissen Zeit wieder einigermaßen normal am Leben teilnehmen. Die einzelnen Maßnahmen im Rahmen der Traumatherapie unterscheiden sich von den Ergebnissen her teils deutlich. Was einem Patienten hilft, muss nicht unbedingt auch bei einem anderen Traumatisierten erfolgreich sein. Die Erfolgsaussichten und die Dauer, die für die Traumatherapie notwendig ist, hängen von den Umständen, von der Persönlichkeit des Patienten, von der Therapieform und auch vom Verhältnis zum Therapeuten ab. In der Regel bemüht sich der Therapeut, geeignete Methoden für den jeweiligen Patienten zu finden.
Letzte Aktualisierung am 21.05.2021.