EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) ist eine Methode, die der Verarbeitung eines psychisch stark belastenden Ereignisses (Psychotrauma) dient. EMDR ist daher ein häufiger Bestandteil im Verlauf einer Traumatherapie. Die Methode funktioniert hauptsächlich über das Hin- und Herbewegen der Augen, während der Patient sich mit dem traumatisierenden Ereignis beschäftigt. Die EMDR läuft in der Regel über acht Behandlungsphasen ab. Obwohl nicht ganz klar ist, auf welche Weise die EMDR funktioniert, so handelt es sich dennoch erwiesenermaßen um eine sinnvolle und wirksame Methode.
EMDR ist eine Behandlungsmaßnahme, die bei einem Psychotrauma vorgenommen werden kann. Ein Psychotrauma ist die seelische Folge eines einschneidenden, belastenden Lebensereignisses. Dies kann der Verlust von nahen Personen, Vergewaltigung, Unfall, Terror und Amoklauf, Folter, Krieg oder Naturkatastrophen sein. Durch die jeweiligen Erfahrungen kommt es zu einer schweren psychischen Belastung (Posttraumatische Belastungsstörung). Normalerweise wird die EMDR nicht als einzelne Behandlung durchgeführt, sondern ist in eine Traumatherapie mit anderen psychotherapeutischen Maßnahmen eingebettet. EMDR wird innerhalb der Traumatherapie erst im späteren Verlauf durchgeführt.
Manchmal wird EMDR auch bei anderen Problemen angewendet, beispielsweise bei Angsterkrankungen, bei Suchterkrankungen zur Vorbeugung von Rückfällen oder bei Phantomschmerzen.
Es besteht keine genaue Klarheit über die Funktionsweise von EMDR. Die New Yorker Psychologin Francine Shapiro entdeckte in den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts zufällig die Wirkung der Augenbewegungen. Sie litt selbst an einer enormen Belastungssituation und stellte fest, dass ihr das Bewegen der Augen Erleichterung verschaffte. Daraus entwickelte sie die Methode der EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing). Inzwischen ist überprüft, dass eine Stimulation in Rechts-Links-Richtung die Bewältigung von traumatisierenden Ereignissen fördert. Das geschieht vor allem über Augenbewegungen, aber auch durch wiederholtes Antippen der Hände oder Knie. Von der Wissenschaft wurde gezeigt, dass die EMDR bei Psychotraumen erfolgreich eingesetzt werden kann. Über die Wirkungsweise der EMDR gibt es einige Theorien.
Wahrscheinlich wirkt EMDR darüber, dass die beidseitige Stimulation zu einer besseren Kopplung der beiden Gehirnhälften führt. Bei einem Psychotrauma scheint nämlich das Zusammenwirken der rechten und linken Gehirnhälfte gestört zu sein. Die rechte Gehirnhälfte ist für die Verarbeitung der Gefühle und die linke Gehirnhälfte für logisches Denken und Sprache zuständig. Durch das Psychotrauma ist die Verbindung der Hälften blockiert, was durch EMDR aufgehoben werden kann. Oft können Traumapatienten erst nach EMDR wieder über die Erlebnisse sprechen. Die Wirkung der EMDR hat demnach Ähnlichkeiten mit einer Schlafphase, der REM-Phase (REM = Rapid Eye Movement). Auch im REM-Schlafstadium kommt es zu schnellen Augenbewegungen und zu einer Verarbeitung von Erlebnissen, was dabei im Traum geschieht.
Ein weiterer Mechanismus, der bei der Wirkung der EMDR-Behandlung eine Rolle spielt, ist die Beruhigung. Tatsächlich ist es so, dass bei EMDR die Pulsfrequenz langsamer und die allgemeine Muskelanspannung niedriger wird. Die Beruhigung trägt wohl dazu bei, dass die Anspannung bei der Traumaverarbeitung abnimmt.
Die eigentliche Behandlung mit EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) läuft üblicherweise nicht isoliert ab, sondern ist in den Gang einer Traumatherapie eingebettet. Standardmäßig gliedert sich eine Sitzung mit EMDR in acht Phasen.
In einem Gespräch erfragt der Therapeut die Vorgeschichte und die derzeitigen Symptome des Patienten. Der Therapeut stellt fest, ob eine Behandlung mit EMDR durchgeführt werden kann. Gegebenenfalls erfolgen auch psychologische Testverfahren.
Mit Entspannungsverfahren, psychotherapeutischen Maßnahmen oder eventuell auch Medikamenten wird der Betroffene stabilisiert. Hier kann auch bereits EMDR als Methode eingesetzt werden. Der Patient sollte schließlich für eine Auseinandersetzung mit den Ereignissen bereit sein, die zu dem Psychotrauma geführt haben.
Der Patient wählt eine besonders belastende Erinnerung. Diesem „Einzelbild" wird ein augenblicklicher negativer Gedanke zugeordnet. Dieser Gedanke (Kognition) wird von der Belastung her bewertet und kann in der folgenden Phase bearbeitet werden.
Das ist die eigentliche Phase, bei der EMDR mit den Augenbewegungen zum Einsatz kommt. Während der Erinnerung an ein Traumageschehen bewegt der Patient seine Augen hin und her. Der Patient schaut dazu einer Handbewegung des Therapeuten hinterher oder folgt einem durch ein Gerät erzeugten Lichtreiz. Es können auch wiederholend die Knie oder Hände angetippt werden, um eine Stimulierung hervorzurufen, oder es erfolgt eine Stimulierung durch Geräusche. Während der EMDR-Phase kommt es meist zu Gefühlsausbrüchen (Abreaktionen) wie Weinen oder beschleunigter Atmung. Die emotionale Belastung des Ereignisses kann dadurch abnehmen und das Selbstwertgefühl des Betroffenen ansteigen.
Ist eine genügende Entlastung der Situation durch die EMDR gelungen, so wird ein positiver Gedanke (Kognition) hervorgeholt und gefestigt. Das erfolgt ebenfalls mit einem Hin- und Herbewegen der Augen.
Bei diesem Test wird kontrolliert, ob noch körperliche Auswirkungen bei der Erinnerung des jeweiligen Erlebnisses auftreten. Ist dies der Fall, sollten sie noch weiter angegangen werden.
Im Anschluss an die Behandlung erfolgt noch ein Gespräch zwischen Patient und Therapeut. Dabei wird die Verarbeitung durch EMDR noch einmal beurteilt. Dem Patienten wird nahegebracht, wie er sich bei akuten Problemen verhalten soll.
Dies ist eine Phase, die oft erst in der nächsten Therapiesitzung stattfindet. Die bearbeitete, erinnerte Situation wird noch einmal bewertet. Es wird festgelegt, ob eine erneute Behandlung dieser Situation oder einer anderen Erinnerung vorgenommen wird.
Die Gefahren bei EMDR betreffen hauptsächlich die Erinnerungen an die zugrundeliegenden, traumatisierenden Ereignisse. Es können neben den bewussten Erinnerungen weitere belastende Situationen zum Vorschein kommen, die zusätzlichen emotionalen Stress für den Patienten bedeuten können. Auch können die so genannten Abreaktionen sehr heftig und aufwühlend sein. Nach einer Behandlungssitzung kann die Verarbeitung fortgesetzt werden und auch hier zu weiteren belastenden Erinnerungen führen. Des Weiteren darf eine EMDR-Behandlung bei manchen Arten von schweren Augenerkrankungen nicht durchgeführt werden.
Bei EMDR handelt es sich in der Regel um eine gut wirksame Behandlungsmaßnahme, um ein Psychotrauma zu verarbeiten. Der Wirkmechanismus ist zwar nicht genau bekannt, aber der generelle Erfolg der Methode belegt. EMDR ist auch wissenschaftlich anerkannt. Allerdings kann es sein, dass bei einzelnen Patienten die Therapiemaßnahme nicht oder nur gering wirksam ist. Wenige Psychologen und Therapeuten halten EMDR für unbrauchbar. Bei den meisten Traumapatienten kann mit EMDR aber die seelische Belastung deutlich reduziert werden. EMDR trägt dazu bei, das Alltagsleben des Betroffenen wieder zu verbessern. EMDR kommt deshalb häufig innerhalb der Traumatherapie zum Einsatz.
Zur Behandlung eines seelischen Traumas (Traumatherapie) gibt es eine Fülle von verschiedenen Ansätzen, von denen meist mehrere zum Einsatz kommen. Einige Verfahren sind speziell auf die Traumabehandlung zugeschnitten, während andere bei vielen psychischen Störungen helfen. Vorgenommen werden Maßnahmen aus der Verhaltenstherapie, der Gesprächstherapie, imaginative (mit Vorstellungsbildern arbeitende) Verfahren, Tiefenpsychologie, körperlich betonte Ansätze, kreative Therapiemethoden, Gestalttherapie oder ganz andere Ansätze. Auch Medikamente können zur Behandlung von traumatisierten Patienten sinnvoll sein.
EMDR kann ein Bestandteil einer Traumatherapie sein und kann unter Umständen von der Krankenversicherung finanziert werden. Der Patient muss sich rechtzeitig erkundigen, ob eine Kostenübernahme erfolgen kann.
Letzte Aktualisierung am 20.05.2021.