Psychosomatische Erkrankungen sind körperliche Leiden, die nicht durch organische, sondern durch psychische Ursachen bedingt sind. Diese Krankheiten sind ganz oder zumindest zum Teil durch Probleme wie familiäre Konflikte oder Stress bedingt. Typische psychosomatische Störungen sind Asthma, Allergien, diverse Arten von Schmerzen, Bluthochdruck, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, Tinnitus (Ohrgeräusche) und Neurodermitis. Allerdings können sehr viele Erkrankungen durch seelische Probleme mitbedingt sein. Das Teilgebiet der Medizin beziehungsweise Psychiatrie, das sich mit diesen Erkrankungen befasst, ist die Psychosomatik. Wenn ein psychischer Grund nicht zu einer fassbaren organischen Krankheit, sondern bloß zu Beschwerden führt, so sprechen Mediziner von einer somatoformen Störung. Beispiele für somatoforme Beschwerden sind der Reizdarm und die so genannte Herzphobie.
Psychosomatische Erkrankungen haben als hauptsächlichen Grund seelische Probleme. Es sind Krankheiten, deren Ursachen auf rein körperlicher Basis nicht erklärbar sind. Weshalb die psychischen Probleme sich am Körper bemerkbar machen, ist nicht ganz geklärt. Psychologen und Psychiater, darunter Sigmund Freud, haben einige Erklärungsmodelle entwickelt, dass seelische Konflikte auf den Körper übertragen werden. Um die Psychosomatik zu verstehen, muss der Mensch ganzheitlich, also als eine Einheit von Körper, Seele und Geist betrachtet werden. Somit spielt in viele körperliche Krankheiten und Beschwerden auch die Psyche mit hinein. Die seelische Verfassung hat einen Einfluss auf physiologische Vorgänge beispielsweise im vegetativen (autonomen) Nervensystem, auf Botenstoffe, auf die Muskeltätigkeit.
Deutlich wird dieses Zusammenspiel durch ganz alltägliche Vorgänge. Bei Aufregung kommt es zu schnellem Herzschlag, Angst treibt den Schweiß ins Gesicht, etwas bereitet Kopfzerbrechen, eine Situation geht einem an die Nieren, etwas liegt einem schwer auf dem Magen. Nur einige der Mechanismen psychosomatischer Störungen sind genauer bekannt, z. B. dass Stress das Immunsystem schwächt.
Viele Ursachen, die in der psychischen Verfassung liegen, kommen bei einer psychosomatischen Erkrankung in Frage:
Patienten mit psychosomatischen Leiden haben körperliche Beschwerden. Der Zusammenhang mit psychischen Faktoren ist ihnen meist nicht bewusst. Deshalb stellen sie sich in der Regel erst nicht beim Psychiater, sondern bei anderen Ärzten wie Hausärzten oder Internisten (Ärzte für Innere Medizin) vor. Auch für diese Ärzte ist es nicht leicht zu erkennen. Die Betroffenen werden oft nicht oder erst sehr spät an einen Psychiater überwiesen.
Da die körperlichen Auswirkungen sehr vielfältig sein können, kann keine allgemeine Aussage über die Symptome bei psychosomatischen Störungen gemacht werden. Eine Reihe von Krankheitsbildern tritt jedoch häufig psychosomatisch auf. Beispiele sind:
Zum Bereich der Psychosomatik gehören die somatoformen Störungen. Somatoforme Störungen sind Beschwerden am Körper, die durch psychische Einflüsse bedingt sind. Der Unterschied zu den psychosomatischen Krankheiten im eigentlichen Sinne besteht darin, dass somatoforme Störungen keine feststellbaren organischen Auffälligkeiten haben.
Des Weiteren können zum Kreis der Psychosomatik diejenigen psychischen Störungen gezählt werden, die zu körperlichen Veränderungen führen. Bei Essstörungen (Magersucht, Ess-Brech-Sucht, Fettsucht) kommt es beispielsweise zur Gewichtszunahme oder -abnahme mit eventuellen Folgekrankheiten. Ebenso ist es bei Suchterkrankungen wie Alkoholismus, Drogen-, Medikamenten- oder Nikotinabhängigkeit.
Patienten begeben sich normalerweise zum Hausarzt oder einem anderen Mediziner, der körperliche Krankheiten behandelt. Dort werden Untersuchungen entsprechend der Beschwerden durchgeführt. Immer findet auch eine Anamnese, also eine Befragung des Patienten, statt. Gerade bei unspezifischen Beschwerden sollten Ärzte auch auf das seelische Wohl des Patienten achten. Doch dazu bleibt oft wenig Zeit, und häufig wird der psychosomatische Charakter einer Krankheit nicht erkannt.
Patienten, bei denen der behandelnde Arzt eine psychosomatische Erkrankung festgestellt hat, können weitergeschickt werden. Sie werden an einen Psychotherapeuten oder Psychiater oder an eine Spezialklinik für Psychosomatik überwiesen. Dort steht das Arzt-Patienten-Gespräch an erster Stelle. Der Arzt ergründet, welche psychischen Probleme als Auslöser in Frage kommen. Wichtig ist das zeitliche Auftreten der Symptome, ebenso mögliche Vorerkrankungen sowie die psychische und soziale Lage.
Immer müssen auch körperliche Ursachen für die Beschwerden ausgeschlossen werden. Bei unspezifischen Bauchschmerzen beispielsweise werden Untersuchungen wie Ultraschall oder Bestimmung der Blutwerte durchgeführt.
Zur Behandlung psychosomatischer Störungen eignen sich meist psychotherapeutische Maßnahmen und häufig Entspannungsmethoden. Körperliche Symptome und Folgeschäden müssen selbstverständlich ebenfalls behandelt werden. Je nach den körperlichen Auswirkungen kommen Spezialmethoden zum Einsatz. Oft sind an der psychosomatischen Behandlung sowohl Psychotherapeuten als auch an körperlichen Krankheiten orientierte Ärzte beteiligt.
Als Psychotherapie können sich unterschiedliche Verfahren eignen, was von der Ursache der Störung abhängt. Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten in der Psychotherapie. Eine Verhaltenstherapie ist bei Ängsten angebracht. Methoden aus der Tiefenpsychologie wie etwa die Psychoanalyse können ebenfalls in Frage kommen. Manchmal kann es sinnvoll sein, die Behandlung als Gruppen-, Paar- oder Familientherapie durchzuführen.
Entspannungsverfahren sind gerade bei psychosomatischen Erkrankungen ein wichtiges Element der Behandlung. Die Entspannungsverfahren bauen Stress ab und lassen den Patienten seinen Körper besser wahrnehmen. Wichtige Methoden sind die progressive Muskelentspannung nach Jacobson (ein Entspannungstraining), das autogene Training und das Biofeedback (Entspannung bei Rückmeldung des körperlichen Zustands über Messgeräte).
Bei psychosomatischen Störungen sind es aber nicht selten schon die einfachen Maßnahmen, die eine Besserung bringen können oder überhaupt zur Vorbeugung dienen können. Es geht unter anderem um eine bewusste Ernährung, ausreichend Bewegung, ein entspanntes Leben und ein gutes, verständnisvolles soziales Umfeld. Im Rahmen der Behandlung kann es hier sinnvoll sein, ungünstige Einflüsse im Leben zu verändern.
Außerdem können gegen die psychosomatischen Erkrankungen alternative Behandlungsmethoden in Frage kommen, wie beispielsweise Pflanzenheilkunde, Homöopathie oder Akupunktur.
Auch wenn die körperlichen Symptome erfolgreich behandelt sind, so können die psychischen Probleme bleiben. Sie können praktisch immer wieder zu weiteren körperlichen Beschwerden oder Erkrankungen führen. Deshalb sollten die seelischen Konflikte abgebaut werden. Vor allem in seelisch belastenden Situationen können neue Beschwerden oder Krankheiten auftreten. In manchen Fällen können durch eine psychosomatische Krankheit auch chronische Schäden am Körper entstehen.
Letzte Aktualisierung am 27.05.2021.