Das Psychodrama ist eine psychotherapeutische Methode, dessen zentraler Bestandteil ein schauspielerisches Darstellen durch die Patienten ist. Meist wird das Psychodrama in einer Gruppe von etwa acht bis zwölf Leuten vorgenommen. In den spontan inszenierten Rollenspielen kommen persönliche Probleme und zwischenmenschliche Konflikte zum Ausdruck. Im Psychodrama stellt der gerade handelnde Patient (Protagonist) tatsächlich erlebte oder vorgestellte Situationen nach und kann andere Teilnehmer mit einbeziehen. Der Therapeut fungiert als Spielleiter und hilft dem jeweiligen Patienten bei der Darstellung seiner Probleme. In den Rollenspielen können einige spezielle Techniken (Rollentausch, Spiegeln, Doppeln) zum Einsatz kommen. Zum Abschluss einer Psychodrama-Sitzung findet ein Gespräch statt. Ziel des Psychodramas ist es, den Beteiligten neue Selbsterkenntnisse und Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen.
Das Psychodrama wird in der Regel in einer Gruppe von mehreren Patienten eingesetzt. Die Beteiligten können an psychischen Störungen verschiedener Arten leiden. Beispiele sind Neurose (Störungen wie Angst- und Zwangserkrankungen), Psychotrauma (seelische Belastung durch ein schlimmes Ereignis) oder psychosomatische Beschwerden (körperliche Symptome aufgrund seelischer Probleme). Das Psychodrama kann aber auch bei den unterschiedlichsten anderen psychischen Erkrankungen eingesetzt werden. Nicht selten wird das Psychodrama aber auch zur Bewältigung von Konflikten oder zum persönlichen Wachstum bei Menschen ohne schwere seelische Erkrankungen ausgeübt. Das Verfahren wird ebenfalls für Fortbildungen oder zu pädagogischen Zwecken genutzt. Das Psychodrama kann mit Menschen jeden Alters durchgeführt werden. Die Methode kann auch dann vorgenommen werden, wenn ein Betroffener sich sprachlich nur ungenügend ausdrücken kann.
Der Wiener Psychiater Jacob Levy Moreno entwarf ab den 1920er Jahren das psychotherapeutische Konzept des Psychodramas. Es handelt sich vom Grunde her um ein Theaterspiel, das als Therapie oder zur sozialen und persönlichen Weiterentwicklung genutzt werden kann. Die schauspielerische Darbietung erfolgt in einer Gruppe, selten wird die Methode aber auch bei einer einzelnen Person durchgeführt.
Die hinter dem Psychodrama stehende Theorie sieht den Menschen als soziales und kreativ tätiges Wesen an. Innerhalb seines Umfeldes nimmt der Mensch eine bestimmte Rolle ein. Seelische Störungen entstehen nach der Theorie aufgrund einer unterentwickelten oder gehemmten Spontaneität der Person sowie ebenfalls aufgrund einer mangelhaften Entwicklung der sozialen Rolle. Das bedeutet, dass ein Mensch mit psychischen Problemen entweder nur schlecht zu spontanen Handlungen fähig ist oder sich nicht mit seiner Rolle identifizieren kann (Rollenkonflikt), oder er auch gar keine wirkliche Rolle einnimmt.
Hier setzt das Psychodrama als Therapiemethode an. Durch die spontane schauspielerische Darstellung kommen solche Probleme und Konflikte zum Vorschein und können bearbeitet werden. Das Spiel bezieht sich meist auf die Probleme eines Patienten, dem Protagonisten (Hauptakteur). Nach ihm richtet sich, worum es in dem jeweils gespielten Psychodrama geht. Thema kann z. B. ein derzeitiges Problem, eine Beziehung, ein verdrängter psychischer Konflikt (wie in der Psychoanalyse beziehungsweise Tiefenpsychologie), ein Traum, eine fiktive Situation oder ein Märchen sein. Der Inhalt kann so spontan und emotional veranschaulicht werden. Die Gefühle werden dem Patienten bewusst gemacht. Schon dadurch ist es möglich, die Probleme zu beheben (so genannte Katharsis). Der Patient kann in kindliche Verhaltensmuster zurückfallen (Regression), die ihm dann deutlich werden. Zwischenmenschliche Probleme werden ebenso auffällig.
Die jeweilige Lage kann nun aber auch verstanden und verändert werden. Der Betroffene kann ausprobieren, wie er sich verhalten kann und handeln kann. Als spontanes und kreatives Mittel kann das Psychodrama eine Besserung bei psychischen Problemen herbeiführen, des Weiteren auch durch den Zusammenhalt der Gruppe. Die soziale Kompetenz kann verbessert werden und der Betroffene kann allgemein motiviert werden.
In der Methode des Psychodramas findet sich eine Reihe von Elementen. Unterschieden werden Techniken (Vorgehensweisen) und Instrumente (Gegebenheiten und Personen).
Die wichtigsten Techniken im Psychodrama sind Doppeln, Spiegeln und Rollentausch.
Zu den Instrumenten gehören die Personen im Spiel, aber auch die Szenerie.
Weiterhin ist ein Nachgespräch Bestandteil der Methode Psychodrama. Darin kann in der Gruppe erörtert und ausgewertet werden, was in dem Spiel auffällig geworden ist. Das betrifft beispielsweise Beziehungen, Verhaltensweisen und Konflikte des Protagonisten und anderer Teilnehmer.
Das Psychodrama ist ein Bestandteil der Triadischen (dreigliedrigen) Methode, wird aber meist als Bezeichnung für alle diese Maßnahmen verwendet. Die Triadische Methode beinhaltet Psychodrama, Soziometrie und Gruppenpsychotherapie. Die Soziometrie untersucht die Beziehungsstrukturen zwischen Mitgliedern einer Gruppe. Eine Gruppenpsychotherapie kann mit weiteren Verfahren neben dem Psychodrama durchgeführt werden.
Für das Psychodrama wiederum wurden neue Unterformen entwickelt, die teils weitere Ansätze beinhalten und etwas andere Schwerpunkte haben. Das sind beispielsweise das tiefenpsychologisch fundierte Psychodrama, das verhaltenstherapeutische Psychodrama, das feministische Psychodrama oder das Sprachpsychodrama (Psychodramaturgie Linguistique, mit dem eine Fremdsprache erlernt werden kann).
Ein Psychodrama wird mit einer Gruppe durchgeführt, die oft zwischen acht und zwölf Personen umfasst. Nur in Ausnahmefällen erfolgt eine solche Behandlung bei einem einzelnen Patienten. Die Psychodrama-Gruppe kommt im Normalfall einmal pro Woche zusammen. Insgesamt werden meist zwischen 25 und 100 Sitzungen durchgeführt. Die einzelne Sitzung läuft im Mittel in 2 ½ Stunden ab.
In einer Sitzung des Psychodramas besprechen sich zunächst die Teilnehmenden und der Therapeut, welches Thema aufgegriffen werden soll (Erwärmungsphase). Eines der Gruppenmitglieder wird als Protagonist (Hauptakteur) ausgewählt. Dieser bestimmt den Ablauf des Stückes und kann andere Teilnehmer als Mitspieler einsetzen. Der Therapeut fungiert als Spielleiter. In der Spielphase bringt der Protagonist mit den Techniken und Instrumenten des Psychodramas seine Gefühle und Konflikte zum Ausdruck. Nach dem Ende des Theaterstückes erfolgt eine Nachbesprechung, in der die Beziehungen, Emotionen und Verhaltensweisen analysiert werden.
Über Risiken und Probleme bei der Methode des Psychodramas können keine zuverlässigen Aussagen getroffen werden, weil dies noch nicht genügend wissenschaftlich beleuchtet wurde. Im Psychodrama kann es zu einer Überlastung eines Teilnehmers kommen. Der Betroffene kann in dem Psychodrama sehr schwierige Zustände durchleben und manchmal emotional zu stark gefordert werden. In einigen Untersuchungen zeigte sich eine Verschlechterung des Zustandes von Patienten mit Psychose (schwerer psychischer Störung mit verzerrter Realitätswahrnehmung). Für sie sowie auch für selbstmordgefährdete Patienten ist das Psychodrama wahrscheinlich nicht geeignet.
Das Psychodrama kann zur Verbesserung des Zustandes bei verschiedenen psychischen Problemen erfolgreich eingesetzt werden. Eigenschaften wie die Stimmungslage, die Selbstsicherheit, das Verhalten, der Umgang in Beziehungen und auch das körperliche Wohlbefinden können durch die Methode verbessert werden. Daher können Menschen oft von einem Psychodrama profitieren, insbesondere wenn sie als zusätzliche Methode vorgenommen wird. Allerdings ist das Psychodrama nicht in allen Aspekten ausreichend geprüft worden. Bei einigen Patienten ist es möglich, dass der seelische Zustand nicht verbessert werden kann oder sogar noch schlimmer wird.
Je nach der psychischen Störung können diverse andere Psychotherapiemethoden angewendet werden. In vielen Fällen ist eine Einzelbehandlung anstatt einer Gruppenpsychotherapie sinnvoll. Bei schweren Störungen kann unter Umständen die Gabe von Medikamenten angebracht sein.
Das Psychodrama ist ein Verfahren, dessen Kosten von den deutschen Krankenversicherungen üblicherweise nicht übernommen werden. Dennoch sollte sich der Patient diesbezüglich erkundigen. In Österreich und der Schweiz handelt es sich dagegen um eine anerkannte Methode in der Psychotherapie.
Letzte Aktualisierung am 21.05.2021.