Die Logotherapie, auch bezeichnet als Existenzanalyse oder als zusammengesetzte Abkürzung LTEA, ist eine psychotherapeutische Methode, bei der vor allem der Lebenssinn einer Person ergründet wird. Nach der Lehre der Logotherapie/Existenzanalyse kommt es zu psychischen Störungen, wenn es einem Menschen an Sinnhaftigkeit fehlt. Das bedeutet für die Therapie, dass der Lebenssinn eines Patienten gefunden, analysiert und ihm nahegebracht werden muss. Weitere zentrale Punkte für das Wohlbefinden sind die Freiheit und Selbstverantwortlichkeit des Einzelnen. In der Logotherapie kommen unterschiedliche spezielle Maßnahmen zum Einsatz, mit denen das Erleben und Handeln in der Welt verbessert werden und psychische Störungen abgebaut werden können. Ein wesentlicher Bestandteil ist dabei das Gespräch. Ziel der Existenzanalyse ist es, dass der Patient eigenständig seinen Sinn findet und sein Leben vorteilhaft gestalten kann.
Die Logotherapie/Existenzanalyse (LTEA) kann bei unterschiedlichen psychischen Störungen vorgenommen werden. Dazu gehören unter anderem Neurosen (hauptsächlich Zwangsstörungen und Angsterkrankungen), aber auch Schlafprobleme, Depressionen, Psychotraumen (Zustände nach starker seelischer Belastungssituation), Verhaltensstörungen, psychisch bedingte sexuelle Störungen oder psychosomatische Beschwerden (körperliche Symptome aufgrund von psychischen Problemen). Im Prinzip lässt sich die Logotherapie aber für alle psychischen Störungen einsetzen, also bisweilen auch bei Psychosen (schweren Störungen mit verzerrter Wahrnehmung). Die Logotherapie ist darüber hinaus auch zur Unterstützung bei Lebensproblemen anwendbar, wenn keine ausgeprägte psychische Störung vorliegt. Die Existenzanalyse kann in einer psychologischen Beratung zum Einsatz kommen. Die Methode ist besonders interessant für Personen, die einen engen Bezug zur Religion und Philosophie haben.
Die Logotherapie/Existenzanalyse (LTEA) wurde vom Wiener Psychiater Viktor Frankl begründet und von ihm in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts ausgearbeitet. Das wesentliche Element in der Logotherapie ist die Sinnfindung aus der Sicht des Klienten.
Jeder Mensch strebt nach der Theorie der Logotherapie danach, einen Sinn im Leben zu haben. Den Sinn kann nur die jeweilige Person selbst finden. Der Mensch orientiert sich an seinen Werten. Weiterhin ist der Mensch an sich im Stande, freie Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen. Das freiheitliche, eigenverantwortliche und sinnreiche Leben wird als Existenz bezeichnet. Zur Existenz gehören Vorgänge wie Erfahrungen, Tätigkeiten, kreatives Wirken und die Liebe, aber auch das Leid und die richtige Bewältigung solcher Situationen.
Wird das Streben nach einem Sinn zu stark beeinträchtigt, so entsteht eine Frustration. Dadurch verschlechtert sich die psychische Verfassung. Es kann zu Problemen wie Orientierungslosigkeit, Antriebsminderung, fehlender Motivation und Langeweile kommen. Psychische Störungen verschiedener Art, wie z. B. Depressionen, Suchterkrankungen, Verhaltensstörungen oder Neurosen (unter anderem Angst- und Zwangserkrankungen), können die Folge sein.
In der Logotherapie soll der Patient motiviert werden, eigenständig seinen Lebenssinn zu entdecken und ihn auch in die Tat umsetzen. Dem Patienten soll deutlich werden, welche Möglichkeiten im Leben genau für ihn interessant sind. Sinnfindungsblockaden sollen durchbrochen werden. Der Patient soll lernen, dass er eigenmächtig handeln kann und seine Ideen frei ausführen kann. Auch seine innere Einstellung zu seiner Existenz und seinen Handlungsmöglichkeiten soll verbessert werden. Besteht für die Person ein Sinn, so kann sie auch schwere Krisen in ihrem Leben überstehen.
Der Mensch ist in sein Umfeld integriert und wird dadurch beeinflusst. Für die Existenzanalyse bedeutet das, dass immer auch das Verhältnis des Patienten zu seinem Umfeld mitbetrachtet werden muss.
In der Praxis kommen mehrere Methoden innerhalb der Logotherapie / Existenzanalyse zum Einsatz. Das Augenmerk liegt in der Betrachtung der Umstände im Hier und Jetzt und nicht in der Vorgeschichte. Von großer Bedeutung in der Logotherapie ist das Gespräch zwischen Patient und Therapeut. Der Therapeut versteht sich dabei als Gesprächspartner, der seine Gedanken über den Patienten und seine Anregungen mit einbringen kann. Er versucht die Mitteilungen des Patienten nachzuvollziehen, deutet diese aber nicht.
Ein häufig genutztes Mittel in der Logotherapie ist die paradoxe Intention. Diese kann vor allem bei Angststörungen oder auch bei Zwängen sinnvoll ausgeübt werden. In der paradoxen Intention soll der Patient selbst ein Symptom herbeiführen, vor dem er Angst hat, dass es auftreten könnte. Jemand, der Angst hat zu erröten, soll also versuchen, in einer Situation gezielt rot zu werden. Der Betroffene lernt damit, Schwäche zeigen zu dürfen und seine Reaktionen nicht krampfhaft unterdrücken zu müssen. Das ist oft ein effektives Mittel, Ängste zu durchbrechen.
Eine andere oft eingesetzte Methode ist der Sokratische Dialog. Hier bekommt der Patient hauptsächlich über Fragen des Therapeuten und Gegenfragen einen Einblick in seine Möglichkeiten und Werte. Bei der Methode der Einstellungsmodulation wird die Person dazu angehalten, nachteilige Denkweisen zu erkennen und selbst zu verändern. Die Dereflexion ist die Maßnahme, eine übermäßige Aufmerksamkeit zu einem negativen Denkinhalt (z. B. Angst) zu vermindern. Die Logotherapie kann auch weitere, weniger spezifische Methoden mit einbeziehen wie körperliche Therapieformen, Traumanalyse, Anwenden der Vorstellungskraft oder kreative Betätigung.
In aller Regel handelt es sich bei der Logotherapie/Existenzanalyse um Einzelsitzungen, nur in wenigen Fällen wird sie als Gruppenbehandlung vorgenommen. Die Dauer des Behandlungsverlaufes kann sehr variieren, je nachdem, wie schwerwiegend die psychischen Probleme sind. Die Sitzungen werden meist einmal wöchentlich angesetzt.
Eine Sitzung der Logotherapie/Existenzanalyse beginnt normalerweise mit einem Gespräch. Das Gespräch kann einen abwechselnden Verlauf haben zwischen Einfühlung, Konfrontation und Ermutigung. In der Sitzung werden neben dem Gespräch sehr oft andere Methoden wie die paradoxe Intention eingesetzt werden.
Für die Logotherapie/Existenzanalyse gab es bislang nicht genügend Untersuchungen bezüglich der möglichen Risiken. Kritiker bemängeln bei der Logotherapie, dass es sich weniger um eine wirkliche Therapie als um eine Art der Sinnsuche mit einem Therapeuten handele. Wenn bei sehr schweren Lebensumständen nach einem Sinn gesucht wird, kann es sein, dass der Patient sich diesen ergibt und keine Bewältigungsmöglichkeiten sucht.
Über die Wirkung der Logotherapie/Existenzanalyse gab es ebenfalls erst zu wenige Untersuchungen, um eine sichere Aussage treffen zu können. Die Logotherapie kann vor allem als unterstützende Methode zur Besserung von psychischen Beschwerden dienen oder in der Beratung von eigentlich psychisch gesunden Menschen. Der Klient erhält neue Impulse, welchen Sinn er seinem Leben geben kann. Die Logotherapie kann ihn motivieren, selbst seinen Standpunkt im Leben zu finden und eigenverantwortlich zu handeln.
Da die Logotherapie/Existenzanalyse von sich aus für praktisch alle seelischen Probleme anwendbar ist, ist die Liste der möglichen Alternativen lang. Bei ernsthaften psychischen Störungen ist es angebracht, auch andere Behandlungsmethoden vorzunehmen. Weitere Behandlungsmöglichkeiten umfassen Psychotherapien aus den unterschiedlichen Strömungen (Verhaltenstherapie, Tiefenpsychologie, humanistische Psychologie) sowie unter Umständen eine Therapie mit Medikamenten.
In Deutschland kann in der Regel eine Kostenübernahme durch die Krankenversicherung gewährleistet werden. Dem Patienten wird empfohlen, sich vorher mit der Kostenfrage auseinanderzusetzen und sich diesbezüglich zu informieren.
Letzte Aktualisierung am 21.05.2021.