Zwillingsforschung zeigt: Die Gene bestimmen das Selbstbild
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Umwelteinflüsse oder doch die Gene?
Wenn Teenager ein ungesundes, verzerrtes Selbstbild entwickeln, macht man die Medien verantwortlich: Wer für extrem magere Modells oder völlig verwahrlost wirkende Stars rote Teppiche ausrollt, setzt in der Öffentlichkeit Maßstäbe und formt Vorbilder, die wiederum das Selbstbild anderer Menschen beeinflussen.
Gene bestimmen das Selbstbild laut Zwillingsforschung
Doch während man bisher mehrfach feststellen konnte, dass Essverhalten und die Tendenz zu Essstörungen innerhalb einer Familie weitergegeben werden, wurde nun eine ganz andere These untersucht: Eine neue Studie, die in der ersten Oktoberwoche im Internationalen Journal für Essstörungen erschien, behauptet nun, die Gene wären schuld am jeweiligen Selbstbild eines Menschen.
Forscher stellten sich die Frage, warum nur ein verhältnismäßig kleiner Anteil der Bevölkerung tatsächlich Essstörungen entwickelt. Im Grunde ist schließlich jedermann dem Einfluss der gleichen Vorbilder ausgesetzt. Was, wenn tatsächlich bestimmte Gene bestimmen, wie Modelle und deren Aussehen jeweils bewertet und von der Psyche verarbeitet werden?
Eine Studentin der klinischen Psychologie an der Michigan State Universität, Jessica Suisman, analysierte gemeinsam mit Mit-Studenten und Kollegen diesen neuen Ansatz. Dazu wurden 343 weibliche Zwillinge im Alter zwischen zwölf und 22 Jahren einer Befragung unterzogen. Mehr als die Hälfte der Zwillinge waren eineiig und hatten dementsprechend alle Gene gemeinsam, 138 davon zweieiig, die genetische Übereinstimmung beträgt 50%. Alle Zwillinge beantworteten im Test neun Fragen zu ihrem Körper- und Selbstbild. Die Fragen sollten feststellen, wie wichtig es den Kindern und Jugendlichen jeweils war, bestimmten Medien-Vorbildern zu gleichen. Auch die Einflüsse des Lebensumfeldes der Zwillingspaare wurden mit in die Untersuchung einbezogen: Eltern, Schule, unterschiedliche Freundesgruppen und Beschäftigungen außerhalb der Schule.
Die eineiigen Zwillinge beantworteten alle Fragen auffallend häufig identisch, im Gegensatz zu den übrigen Probanden. Damit bestätigte sich die Vermutung, dass die Gene die jeweilige Haltung gegenüber Vorbildern beeinflussen.
Welche Gene dabei genau im Spiel sind, das festzustellen war die Studie nicht vorgesehen, so Suisman. Sie vermutet, dass nicht nur ein Gen, sondern das Zusammenspiel vieler genetischer Komponenten die Sicht auf bestimmte Muster und Vorgaben im Leben bestimmt. Was die Studie aber tatsächlich beweisen konnte: Die bisher für so wichtig erachteten Umwelteinflüsse traten bei dieser Untersuchung in den Hintergrund. Mit anderen Worten: Ob Zwillinge im gleichen Haushalt leben oder nicht, ihr Umfeld hatte erstaunlich wenig Auswirkung auf ihre Ansichten.
Suisman hofft nun, dass weitere Studien ihre These vom Einfluss der Gene untermauern können. Gene bestimmen das Verhalten von Personen, und damit möglicherweise auch deren Tendenz, jeweils ein ungesundes oder normales Körper- und Selbstbild zu entwickeln.