Abgesehen von den vielen physischen Vorgängen, Gefahren und Folgen, die durch Stress verursacht werden, kommt es auch zu psychischen Reaktionen, die in der Regel den Stress nur verschlimmern. Es kennt wohl jeder die Situation, wenn man mit dröhnendem Kopf, Gliederschmerzen und allgemeinem Unwohlsein im Bett liegt und in einer solchen Lage eine Grundsatzdiskussion mit einem Kind geführt werden muss, weil es lauthals spielend durch das Haus rennt. Es ist fast unmöglich, hier ruhig, gelassen und effektiv zu reagieren.
Ähnlich ist dies, wenn man unter Stress leidet, nur mit dem zusätzlichen Knackpunkt, dass man sich häufig gar nicht bewusst ist, dass man anders reagiert, als man es in einer ruhigen Situation tun würde, oder es einem nicht klar ist, wieso man anders reagiert. Die Ursache liegt darin, dass automatisch jede Situation, jeder Mensch und jede Aktion bewertet wird. Dies bekommt man im Allgemeinen nicht mit und noch weniger erkennt man das, unter Stress. Diese Bewertung ist aber ausschlaggebend dafür, wie man reagiert und diese Reaktion, ist im Gegenzug wieder eine Aktion und führt zu einer weiteren Reaktion.
Anders erklärt, durch die Reaktion auf eine Situation oder einen Menschen, lenkt man dieses gegenüber in eine Richtung, die einen selbst wieder belasten könnte, weil man selbst das gewünschte Resultat, durch ein Fehlverhalten verhindert.
Durch den Stress ist man unfähig, etwas differenziert wahrzunehmen und entsprechend zu reagieren, damit ein Problem beispielsweise tatsächlich gelöst werden kann. Da man nicht erkennt, dass man womöglich etwas falsch eingeordnet und bewertet hat, eine Gefahr oder Bedrohung in etwas gesehen hat, was gar nicht als dieses zu identifizieren gewesen wäre, kommt es zu unbedachten Reaktionen und Handlungen, welche letztlich die Gesamtsituation nur zusätzlich verschlechtern.
Die Schwierigkeit besteht darin, sich selbst, seine eigenen Beurteilungen und die daraus resultierenden Reaktionen zu erkennen und schließlich zu hinterfragen, inwiefern die eigenen Einschätzungen und Reaktionen im Verhältnis zum Auslöser, realistisch sind.