Smartphone-Applikationen im Einsatz gegen psychische Probleme
Lesezeit: 2 Min.
Anwendungen für Smartphones in der Therapie
Im Zeitalter der „Applications“, der kleinen Anwendungsprogramme für 1001 Zweck für Smartphones, IPhones und Handys, überrascht es nicht, dass es sie als Informationsquellen, als interaktive mentale Wellnessprogramme oder sogar als Therapie-Tools gibt. Letztere werden in den USA bereits gezielt genutzt, um den Alltag besser zu meistern, schlechte Laune zu vertreiben und positives Denken zu fördern.
Mit Smartphone Apps gegen psychische Probleme
In den Vereinigten Staaten haben sich diese Applikationen längst etabliert und werden sogar von offizieller Seite empfohlen. Psychologen und Psychotherapeuten ermutigen ihre Patienten, ausgewählte Anwendungen zu nutzen. Programme wie PTSD-Coach oder der „Tactical Breather” wurden ursprünglich für den militärischen Kampfeinsatz oder zur Behandlung traumatisierter Militär-Veteranen entwickelt. Sie sollen helfen, mit Stress, Druck, Ängsten und Aggression physisch oder psychisch besser umzugehen. Diese und ähnliche Programme leisten im Stressmanagement tatsächlich gute Dienste.
Kristen Mulcahy, eine Psychologin in Falmouth, Massachusetts, hatte als Erste die Idee, Menschen mit Zwangsneurosen mit einer Smartphone-Applikation zu helfen. Zwangsneurosen (im Englischen: obsessive-repetitive disorder, abgekürzt OCD) sind gekennzeichnet von unvernünftigen Ideen und Angstzuständen, die als Reaktion zwanghafte Verhaltensweisen auslösen.
Die hilfreiche Applikation für IPad oder IPhone heißt daher „Live OCD Free“ und nutzt eine wohlerprobte Behandlungsmethode gegen Zwangsneurose: Sie veranlasst die Patienten, sich ihrer Angst zu stellen, ohne dabei in ihre üblichen Reaktionsmuster zu verfallen. Nutzer der Anwendung können damit beispielsweise üben, ihr Haus zu verlassen, ohne das Haustürschloss mehrfach zu überprüfen. Schaffen sie es nicht, den „Kontrollzwang“ zu überwinden, müssen sie einen „Ich habs aufgegeben“-Knopf drücken. Und wer sich mit Hilfe dieser Anwendung einen obsessiven Gedanken als Sprachaufnahme in Endlosschleife anhört, kann dabei ebenfalls trainieren, nicht mehr mit der üblichen zwanghaften Handlung zu reagieren. Auch der Therapeut kann dank dieser Applikation Erfolge oder Fortschritte beim Patienten sehen – es werden nämlich Aufzeichnungen in Tabellenform über das Verhalten des Patienten erstellt, die per Email verschickt werden können.
Die Betroffenen müssen sich unter "Beobachtung" sehr viel verantwortungsbewusster verhalten, so die Psychologin. Der Preis für diese Anwendung beträgt fast 80 US-Dollar, erspart aber eine ganze Reihe wesentlich teurerer Einzelsitzungen beim Therapeuten. Für sehr viel weniger Geld gibt es noch eine ganze Palette von Applikationen, die bei unterschiedlichen psychischen oder gesundheitlichen Problemen hilfreich sind, aber natürlich keine Diagnose oder Begleitung durch einen Therapeuten vollständig ersetzen können.
Dr. Rakesh Jain, ein Psychiater an der University of Texas Medical School in Houston, empfiehlt seinen Patienten eine Anwendung der Firma MedHelp ein, die Moody Me heisst, eine Art „Gute-Laune-Logbuch. Die Nutzer können Fotos hochladen, die ihrer jeweiligen Stimmung entsprechen. So kann ein Patient herausfinden, was bei ihm die jeweilige Stimmung auslöst.
Benutzer, die Antidepressiva einnehmen, können deren Wirkung mit diesem Programm verfolgen. Die Anwendung erstellt ebenfalls Graphiken, die Patienten und Therapeuten Verhaltensmuster oder Entwicklungen aufzeigen. Vielen Menschen, die mit psychischen Belastungen leben müssen, kann eine solche permantende therapeutische Begleitung sicher helfen. Ob sich diese Praxis auch in Europa verbreiten wird, bleibt noch abzuwarten.