Mit einer postnatalen Depression verbindet man eigentlich ein Stimmungstief, das unmittelbar nach der Geburt oder im ersten Jahr der Mutterschaft einsetzt. Wissenschaftler haben jetzt herausgefunden, dass Depressionssymptome häufig erst viel später ihren Höhepunkt erreichen: nämlich im vierten Jahr nach der Niederkunft.
Zu diesem Zeitpunkt ist das Neue, Aufregende am Muttersein bereits verflogen. Beziehungsprobleme treten häufiger zu Tage und soziale Missstände werden als belastender empfunden als noch im ersten Jahr. Dies sind die Erkenntnisse, die Forscher aus einer Studie mit 1507 Erstgebärenden in Melbourne, Australien, gewonnen haben: Die teilnehmenden Frauen füllten dafür 6, 12, 18 Monate und vier Jahre nach der Geburt ihres ersten Kindes Fragebögen zu ihrer psychischen Befindlichkeit aus.
Dabei stellt sich heraus, dass die Häufigkeit einer Depression nach vier Jahren bei 14,5 Prozent lag - und damit höher als in jedem anderen Stadium nach der Geburt. Fast jede dritte Erstgebärende berichtete mindestens einmal von depressiven Symptomen während der frühen Schwangerschaft bis vier Jahre nach der Geburt. Dabei war vor allem die Depressionsrate von Müttern erhöht, die keine weiteren Kinder geboren hatten. Frauen, die zwei oder mehr Kinder hatten, waren seltener depressiv.
Des Weiteren waren eher die jungen Mütter zwischen 18 und 24 Jahren von der Depression betroffen. Und natürlich begünstigte auch eine belastende Lebenssituation, wie z.B. finanzielle Sorgen oder Gewalt in der Partnerschaft etc. die Entwicklung depressiver Symptome.
Die Ergebnisse zeigen, dass ein Umdenken in der Nachsorge der Mütter notwendig wird: Die Autoren der Studie vermuten, dass derzeit möglicherweise die Hälfte der postnatalen Depressionen unentdeckt bleibt. Gerade bei Frauen, die nicht wegen einer erneuten Schwangerschaft beim Arzt vorstellig werden, wird eine postnatale Depression, die nicht in den ersten 12 Monaten einsetzt, leicht übersehen. Eine bessere psychische Gesundheitsversorgung für Mütter, die sich vor allem über einen längeren Zeitraum nach der Geburt erstreckt, wird damit notwendig.
aktualisiert am 13.06.2014