Der Begriff der Koprolalie setzt sich zusammen aus den griechischen Worten für ‚Kot‘ oder ‚Dung‘ (kopros) und ‚Sprache‘ (lalia). Die Koprolalie beschreibt somit eine ausgeprägte Tendenz zur Verwendung von Fäkalsprache (also einer Wortwahl, die stark bestimmt ist durch Ausdrücke, die verbunden sind mit körperlichen Ausscheidungsprozessen und Kraftausdrücken; Beispiele hierfür sind ‚Mist‘ oder ‚Scheiße‘).
Die Koprolalie ist eine sogenannte neuropsychiatrische Erkrankung, also eine Erkrankung, bei der sowohl neurologische als auch psychische Faktoren zusammenspielen können. In der Regel ist diese Tendenz von zwanghaftem Charakter - Betroffene verwenden entsprechende Worte also aus einem starken inneren Drang, gegen den sie sich machtlos fühlen. So geschieht diese Wortwahl häufig entgegen dem bewussten eigenen Willen. Entsprechende Äußerungen sind keine gesteuerten Reaktionen auf Situationen, sondern treten unwillkürlich auf.
Charakteristisch für das zwanghafte Aussprechen von Worten bei der Koprolalie ist ein Aneinanderreihen von Schimpfwörtern oder obszönen Worten in regelrechten Salven, deren Nennung gegen jeweilige gesellschaftliche Normen verstößt und die vom Umfeld als anstößig empfunden werden. Auch kann sich die Koprolalie äußern in beleidigenden Beschimpfungen von Mitmenschen - ebenso nicht willkürlich.
Auch sogenannte geistige Formen der Koprolalie existieren: Hierbei werden obszöne Wörter nicht ausgesprochen, sondern treten in zwanghafter Weise in den Gedanken der Betroffenen auf. Häufig entwickelt sich für Betroffene ein starker Leidensdruck, denn das nicht informierte Umfeld kann auf die Äußerungen mit sozialer Ausgrenzung oder Anfeindungen reagieren. Auch eine körperliche Gefährdung Betroffener ist nicht auszuschließen - so besteht das Risiko, dass sie von Beleidigten körperlich attackiert werden.
Symptomatisch kann die Koprolalie beispielsweise beim Tourette-Syndrom auftreten, einer ebenfalls neuropsychiatrischen Erkrankung, die durch Tics (unwillkürliche Handlungsimpulse) gekennzeichnet ist. Trotz verschiedener Angaben zu der Häufigkeit von Koprolalie bei Tourette-Erkrankten wird ein ungefährer Anteil von einem Drittel angenommen.