Die Labordiagnostik für psychiatrische Zwecke beinhaltet die Untersuchung von Blut, Urin und Nervenflüssigkeit (Liquor). Blut muss durch eine Blutentnahme gewonnen werden. Liquor (Nervenwasser) wird durch eine Liquorpunktion abgenommen, einen Einstich mit einer Hohlnadel in den Flüssigkeitsraum im Wirbelkanal. In den Laboranalysen von Blut, Urin und Liquor können Befunde beziehungsweise Werte auffällig werden, die für eine Krankheit stehen. Veränderungen in diesen Körperflüssigkeiten können sich auch bei Erkrankungen mit psychischen Symptomen ergeben. Damit dient die Labordiagnostik wie die apparativen Untersuchungen in der Psychiatrie dazu, körperliche Ursachen auszuschließen oder herauszufinden.
Die Labordiagnostik an Blut, Urin und Nervenflüssigkeit (Liquor) kann bei der Fragestellung erfolgen, ob für psychiatrische Symptome eine organische Ursache vorliegt. Bei vielen körperlichen Erkrankungen, die auch psychische Veränderungen bedingen können, ändern sich die Blutwerte sowie auch die Urinwerte. Eine Untersuchung auf Drogen kann mittels einer Harn- oder Blutanalyse vorgenommen werden. Im Blut kann auch überprüft werden, ob Medikamente in der richtigen Dosierung gegeben worden sind oder wie der Verlauf mancher Störungen ist. Ein Beispiel dafür sind Essstörungen (Magersucht, Ess-Brech-Sucht). Hormonspiegel (z. B. der Schilddrüse) können getestet werden. Auch einige erregerbedingte Krankheiten wie HIV-Infektion, Hepatitis oder Syphilis können zu psychischen Beschwerden führen und können mittels einer Blutuntersuchung bestätigt oder ausgeschlossen werden. Eine Untersuchung der Flüssigkeit, die das Gehirn und Rückenmark umgibt (Liquor), kann sinnvoll sein, wenn eine Entzündung (Gehirnentzündung oder Hirnhautentzündung), eine Einblutung oder ein Tumor vermutet wird.
Vor der eigentlichen Laboruntersuchung muss das Material vom Patienten gewonnen werden. Für die Blutanalyse geschieht dies durch eine Blutentnahme, die im Normalfall über eine Kanüle aus einer Vene gelingt. Für die Harnuntersuchung wird eine Urinprobe benötigt. Um das Nervenwasser (Liquor) zu untersuchen, erfolgt eine Lumbalpunktion. Das ist das Einführen einer Kanüle in den Raum, in dem sich diese Flüssigkeit befindet. Um das Rückenmark oder das Gehirn nicht zu gefährden, wird die Nadel in den Bereich der unteren Lendenwirbel gestochen, da das Rückenmark schon oberhalb davon endet.
In einem Labor erfolgt die Analyse des Blutes, Urins oder Nervenwassers. Die Beurteilung kann mit verschiedenen Mitteln erfolgen. Durch eine laborchemische Untersuchung lassen sich Bestandteile der Probe bestimmen wie Salze, Eiweiße, Zucker, Hormone, aber auch Drogen, Medikamente und Alkohol. Unter dem Mikroskop kann eine Suche nach Krankheitserregern oder die Beurteilung von Zellen erfolgen. Bisweilen erfolgt eine Anzucht von Krankheitserregern, um diese besser nachweisen zu können.
Vor einer Blutentnahme ist normalerweise nichts zu beachten, für die Abgabe der Urinprobe sollte der Genitalbereich sauber sein. Vor der Lumbalpunktion zur Gewinnung von Nervenflüssigkeit ist zu beachten, dass blutgerinnungshemmende Arzneimittel in Absprache mit dem Arzt oft weggelassen werden müssen. Unter einigen Umständen wie einem erhöhten Hirndruck sollte keine Lumbalpunktion erfolgen, dies wird in Voruntersuchungen in Erfahrung gebracht. Sollten weitere Anweisungen eingehalten werden, wird der Arzt dies dem Patienten mitteilen.
Am Anfang steht die Gewinnung des Probenmaterials für die Laboruntersuchung. Blut wird durch den Arzt meist über eine Nadel aus einer Vene am Arm entnommen. Zur Gewinnung von Harn reicht es normalerweise aus, dass der Patient auf der Toilette eine Probe in einen Becher abgibt. Für die Entnahme von Nervenflüssigkeit sticht der Arzt in den Lendenwirbelbereich ein (Lumbalpunktion) und zieht die benötigte Menge an Flüssigkeit heraus. Nach der Entnahme beziehungsweise Probengewinnung wird das Material in ein Labor gebracht, in dem es untersucht wird. Nach einer gewissen Zeit (meist wenige Stunden bis wenige Tage) steht das Ergebnis fest. Der Arzt bekommt es geschickt, kann es auswerten und eventuell eine Diagnose finden. Anhand der Untersuchungen wird auch die Therapie ausgerichtet.
Die Laboruntersuchung selbst ist für den Patienten ungefährlich, nur durch die Entnahme sind örtliche Schäden wie Blutungen, Blutergüsse oder Vernarbungen sowie Infektionen möglich. Durch eine Lumbalpunktion (Entnahme von Liquor) sind darüber hinaus unter anderem Probleme wie Kopfschmerzen, Übelkeit oder Erbrechen möglich.
Neben den Laboruntersuchungen dienen in der Psychiatrie apparative Verfahren wie Computertomographie (CT), Kernspintomographie (Magnetresonanztomographie, MRT), Ultraschall oder Hirnstrommessung (Elektroenzephalographie, EEG) zur Diagnostik, ob eine körperliche Ursache für Beschwerden vorliegt. Grundsätzlich werden bei psychiatrischen Patienten ein Diagnosegespräch und eine körperliche Untersuchung durchgeführt, häufig auch psychologische Tests.
Letzte Aktualisierung am 28.05.2021.