Manche Menschen behaupten, sie träumen nie, andere haben jeden Morgen spannende Geschichten zu erzählen. Auch wenn man sich nach dem Aufwachen nicht erinnern kann, geträumt hat man auf jeden Fall. Doch wozu ist der nächtliche Trip in die Traumwelt überhaupt gut?
Fest steht, in den Träumen verarbeitet man die Erlebnisse des Tages sowie Erinnerungen und Ängste. Nicht nur der Schlaf fördert die Regeneration von Körper und Geist, auch das Träumen ist wichtig.
Beim Träumen stehen die Emotionen im Vordergrund. Deshalb tauchen im Traum auch verstärkt die Dinge auf, die einen emotional beschäftigen. So findet ein Fernsehfilm, den man vor dem Einschlafen sieht, viel wahrscheinlicher Eingang in das nächtliche Traumszenario, wenn er sich auch mit eigenem Erleben - dies muss einem nicht bewusst sein - verknüpfen lässt. Emotionen scheinen im Traum stärker ausgeprägt. Aggressionen, Angst und Freude brechen sich so radikal ihre Bahn, weil man sie im Alltag häufig kontrollieren muss. Auch aus Sicht der Hirnforschung lässt sich das erklären. Denn im REM-Schlaf, in dem der größte Teil der Traumaktivität stattfindet, sind die Gehirnzentren, die unsere Gefühle bestimmen, besonders rastlos.
Träumen sichert außerdem die emotionale Stabilität. Im Traum werden offensichtlich die Gefühle des Tages neu bewertet. Dies ergab eine Studie des kalifornischen Schlafforschers Matthew Walker. Indem man von den negativen Emotionen des Tages träumt, sie also in einem veränderten Gehirnzustand noch einmal durchlebt, entkräftet man sie. Träume balancieren also auch die Emotionen aus.
Der Psychiater Allan Hobson, lange ein überzeugter Kritiker der Traumforschung, ist heute einer Verfechter der Theorie, dass Träume das Fundament für unser Wachbewusstsein sind. Protobewusstsein nennt Hobson diesen Traumzustand, der uns auf unser Wachleben vorbereitet.
Außerdem lernt man im Traum. Dies hat eine Studie der Universität Harvard 2010 herausgefunden. Die 99 Teilnehmer sollten 45 Minuten lang ein Computerspiel spielen und sich dabei in einem virtuellen Labyrinth zurechtfinden. Nach dem ersten Durchgang durfte die eine Hälfte neunzig Minuten schlafen, die andere musste wach bleiben. Dann wurde weitergespielt. Die vier Probanden, die während des Schlafens von der Aufgabe geträumt hatten, zeigten anschließend bis zu zehnmal bessere Ergebnisse als ihre Mitstreiter. Die Testpersonen, die wach geblieben waren und über die Aufgabe nachgedacht hatten, zeigten keinerlei Leistungssteigerung. Es scheint also, dass das Gehirn sich im Traum mit dem Verarbeiten neuer Informationen beschäftigt, weiter daran arbeitet und damit die Tagesleistung verbessern hilft.
Obwohl in den letzten zehn Jahren das wissenschaftliche Interesse an der Erforschung der Träume stark zugenommen hat, liegt ein großer Teil noch immer im Dunkeln. Die Wissenschaft wird sich auch weiterhin mit der Frage nach der Bedeutung des nächtlichen Kopfkinos beschäftigen. Man darf auf viele interessante neue Erkenntnisse gespannt sein.
Letzte Aktualisierung am 13.02.2017.