Für Menschen mit einer starken Ausprägung des Ziel- und Zweckorientierung-Motivs sind die allgemeingültigen Regeln und Normen zweitrangig. In erster Linie trachten sie nach ihren eigenen Zielen und nur was zweckdienlich ist, wird auch mit vollem Einsatz eingehalten. Natürlich gilt dies auch nur für die Zeit, bis das Ziel erreicht ist. Dann müssen die eigenen Regeln wieder neu gestaltet werden.
Wenn Kinder eine hohe Affinität zu diesem Lebensmotiv haben, kann man gut beobachten, wie flexibel sie sich Möglichkeiten einfallen lassen, um etwa keine Hausaufgaben machen zu müssen, oder aufzuräumen.
Es ist nicht unüblich, dass Menschen mit einer starken Ausprägung dieses Motivs häufig anecken. Häufig wechselnde Jobs, Regelbruch im Sport oder Konflikte mit dem Gesetz, sind nicht unüblich. Wenn es dem Zweck dienlich ist, dann wird im Halteverbot geparkt, zu schnell gefahren, oder jemand anderem die Vorfahrt genommen.
Der stark vertretene Eigennutz bietet den Menschen eine feine Antenne für gute Gelegenheiten und Chancen. Wenn sich eine solche für sie ergibt, dann wird alles was der Gelegenheit oder Chance entgegenkommt in Angriff genommen.
Sollte ein Risiko eingegangen werden, um ein Ziel zu erreichen, wird dies abgewägt mit den Aspekten des Nutzens und der Gefahr. Sollte die schlimmste Gefahr aber zu ertragen sein und dem Nutzen unterliegen, wird das in Kauf genommen und Regeln gebrochen.
Freunde und Familie stehen Menschen mit dieser Ausprägung häufig verwirrt gegenüber. Die Flexibilität in Wichtigkeit und Zielen sind nicht immer einfach nachzuvollziehen. Etwas, was einen einst besonders begeisterte, kann plötzlich völlig uninteressant sein, weil sich ein Ziel verändert hat.
Versprechungen einzuhalten, ist nicht zwingend eine Stärke von Menschen mit dieser Affinität, denn sie sind sehr Meinungsflexibel.
Sollte ein eigennütziger Mensch zur Verantwortung gezogen werden, weil die Regeln nicht eingehalten wurden, schieben sie ihre eigenen Fehler gerne auf andere und Schleichwege, um für etwas nicht gerade stehen zu müssen, werden gerne genutzt, falls einer entdeckt wird.
Das Abbild der schwachen Ausprägung des Lebensmotivs Ziel- und Zweckorientierung ist die deutsche Bürokratie. Für jeden Antrag gibt es einen separaten Vordruck, welcher mit einer Vielzahl Anhang-Vordrucke ergänzt werden kann und jeder Schreibtisch muss erreicht werden, ehe etwas beschlossen wird. Ein ins kleinste Detail entwickeltes Regelwerk, welches inzwischen bereits eine gewisse deutsche Tradition darstellt.
Wenn die Ausprägung der Ziel- und Zweckorientierung sehr schwach ist, dann ist das Bedürfnis einer klaren Struktur an Regeln und Tradition fest verankert. Mit Hochachtung und Ehrgefühl wird das Erbe der Ahnen geschätzt und weiter geführt. Traditionelle Festlichkeiten in der Familie und am Herkunftsort bekommen besondere Beachtung und Versprechen, die mit einem Handschlag besiegelt wurden, sind einem Vertragsabschluss gleich.
Es kann sein, dass Menschen mit dieser Ausprägung jeden Sonntag in die Kirche gehen, da sie das schon immer tun. Gerne schwelgen sie auch in den Erinnerungen der Vergangenheit und stehen Angehörige von Kriegsopfern und Menschen, die im Krieg gekämpft haben besonders hochachtungsvoll gegenüber.
Ihr Handeln richtet sich nach den Regeln und Traditionen. Dabei sind sie sehr vertrauenswürdig. Allerdings kann es sein, dass sie verhalten sind, wenn es darum geht, Auskünfte zu erteilen.
Sie haben oftmals die Meinung fest verankert, dass die junge Generation sich um die Älteren zu kümmern haben. Auch wird oft erwartet, dass man sich bei einem meldet, auch wenn man sich selbst zuletzt nicht meldete.
Wenn ein Wettkampf angesehen wird, liegt das primäre Interesse nicht unbedingt beim Sieg. Viel wichtiger ist die Spielweise und Ausführung eines Wettkampfes. Man beobachtet die Einhaltung der Regeln.
Sie übernehmen ihre Pflichten sehr verantwortungsvoll, diszipliniert und selbstbeherrschend.
Stehen sich traditionell geprägte und zielorientierte Menschen gegenüber, mag dies zu gegenseitigem Unverständnis führen. Während der traditionelle Bürger im zielorientierten Menschen Charakterlosigkeit und Unehrlichkeit sieht, sieht der zielbewusste Mensch in dem traditionellen Gegenüber eine zu selbstgerechte, realitätsfremde und moralische Persönlichkeit.
Die folgenden Ansätze werden dabei helfen, sich selbst bewerten zu können. Die Ausführungen zur starken und schwachen Ausprägung des Lebensmotivs Ziel- und Zweckorientierung sind besonders typisch und zutreffend auf die jeweiligen Typen. Sollte man sich selbst in diesen Punkten wiedererkennen, ist eine klare Tendenz ersichtlich und wird für sich selbst herausfinden, ob eine starke oder schwache Ausprägung auf einen zutrifft.
Der Mensch, welcher besonders stark ausgeprägt ist im Ziel- und Zweckorientierung-Motiv, ist in vielerlei Hinsicht flexibel. Auch was die Loyalität betrifft, die daran bemessen wird, wie der Gegenüber zu einem selbst steht.
Die eigene Meinung sagt man frei heraus. Dabei wird weder darauf geachtet, ob die Wortwahl schonend ist, noch darauf geachtet, ob die Meinung den anderen verletzen könnte.
Regeln werden nicht einfach bedingungslos angenommen. Sollte eine Regel einem unsinnig erscheinen, dann wird sie auch ignoriert. Ebenfalls wird sie ignoriert, wenn das zum Vorteil des eigenen Ziels ist.
Im Alltag ist der Mensch mit starker Ausprägung des Lebensmotivs darauf ausgerichtet, seine Handlungsweisen am Ziel und Zweck zu orientieren, anstatt der Regeln und Normen im Allgemeinen.
Ist die Ausprägung des Lebensmotivs Ziel- und Zweckorientierung sehr schwach, dann steht Loyalität, Zuverlässigkeit und Einhaltung von Regeln im Vordergrund. Dass allgemeine Normen und Regeln von anderen eingehalten werden, ist diesen Menschen ebenfalls sehr wichtig.
Mit ihrem Traditionsbewusstsein machen sie sich für die Erhaltung dieser stark.
Versprechen werden grundsätzlich ernst genommen, denn sie sind äußerst zuverlässig. Es spielt keine Rolle, ob ein Vertrag schriftlich oder per Handschlag geschlossen wird, er gilt gleichermaßen.
Jedes Extrem kennt natürlich auch eine Abschwächung dessen. So ist es auch bei den Ausführungen der unterschiedlichen Ausprägungen. Man mag nicht zwingend schwach oder stark im Lebensmotiv Ziel- und Zweckorientierung ausgeprägt sein, es kann auch sein, dass eine klare Tendenz anhand der Ausführungen erkannt wird und man sich eher in einer der beiden Richtungen wieder sieht. Auch eine neutrale Wertung ist nach dem Reiss Profile möglich.
Wenn man das genau wissen möchte, sollte man den Reiss Profile Test machen.
Letzte Aktualisierung am 07.06.2021.