Ein Psychotrauma ist eine starke seelische Belastung nach einem schlimmen Ereignis. Bei vielen Betroffenen mit einem Psychotrauma entwickelt sich eine posttraumatische Belastungsstörung. Mit der posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) ist die langfristige Reaktion gemeint, die sich in Symptomen wie wiederholten zwanghaften Gedanken an das Erlebte, seelischer Leere, Schlaflosigkeit oder Ängsten zeigt.
Weitere Ausdrücke für die Störung sind posttraumatisches Belastungssyndrom, posttraumatische Belastungsreaktion oder posttraumatisches Stress-Syndrom. Auslöser für ein Psychotrauma und somit für eine spätere PTBS können etwas Todesfälle nahestehender Personen, aber auch Katastrophen und Unfälle, Kriegserlebnisse oder Missbrauch und Folter sein. Mit einer Traumatherapie kann erreicht werden, dass Betroffene die Erlebnisse bewältigen und als Teil ihrer Vergangenheit annehmen. Dazu können unter anderem Methoden aus der Tiefenpsychologie und der Verhaltenstherapie eingesetzt werden.
Eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) entsteht als längerfristige Reaktion auf ein stark negativ erlebtes Ereignis. So ein Ereignis wird Psychotrauma oder auch nur Trauma genannt. Mögliche Traumen können sein:
Doch nicht bei allen Betroffenen kommt es nach schlimmen Erlebnissen zu einer posttraumatischen Belastungsstörung. Einige Menschen scheinen solche Lebenssituationen besser bewältigen zu können und gelten als psychisch gesund. Vorteilhaft ist ein guter sozialer Rückhalt mit geduldigen, hilfsbereiten und loyalen Personen im Umfeld.
Ob und wie stark sich die Belastungsstörung entwickelt, hängt von diversen Faktoren ab. Entscheidend ist vor allem die Art der Belastung. Während ungefähr die Hälfte der Vergewaltigungsopfer eine posttraumatische Belastungsstörung entwickelt, sind es bei Unfallopfern im Verkehr nur etwa 15 Prozent. Eine große Rolle bei wiederholten Belastungen spielt, wie viel Zeit der Betroffene zwischen den Ereignissen zur Verarbeitung hat.
Die posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) kann sich rasch, aber auch sehr verzögert entwickeln. Die Störung tritt unter Umständen nach Monaten oder sogar erst nach vielen Jahren in Erscheinung.
Das Belastungssyndrom ist bei manchen Betroffenen sehr ausgeprägt, bei anderen nur in abgeschwächter Form vorhanden. Welche der Symptome auftreten, kann von Patient zu Patient sehr unterschiedlich sein.
Betroffene erinnern sich immer wieder an die Vorfälle und können diese Gedanken nicht abstellen. Häufig sind die Ereignisse die Motive von Alpträumen. In Tagträumen wird die traumatisierende Situation ebenfalls oft intensiv durchlebt. Die schlimmen Erinnerungen können bei Menschen mit posttraumatischer Belastungsstörungen nicht verhindert werden. Das kann dazu führen, dass jegliche Situationen und Orte gemieden werden, die eine Erinnerung an das schlimme Ereignis hervorbringen könnten. Aber auch Erinnerungslücken können auftreten. Betroffene fühlen sich machtlos, das Weltbild gerät ins Wanken, und die eigene Position im Leben wird als instabil erachtet.
In der Folge können sich psychische Krankheitsbilder entwickeln. Viele Menschen mit einer posttraumatischen Belastungsstörung leiden an einer Angststörung oder an Depressionen, manche denken gar an Selbstmord. Die Betroffenen können ihr Interesse an vielen Dingen verlieren und seelisch abstumpfen. Viele Betroffene leiden an Schlafproblemen und können sich nicht mehr richtig entspannen. Sie sind ängstlich und haben eine niedrige Reizschwelle. Die Konzentrationsfähigkeit kann unter der Belastungsstörung leiden. Einige Patienten können aggressiv reagieren. Nicht wenige Betroffene suchen ihr vermeintliches Heil in einer Sucht (Alkohol, Medikamente, Drogen).
Die Diagnose der Störung wird anhand einiger charakteristischer Kriterien gestellt. Dazu wird der Betroffene ausführlich befragt (Anamnese). Wichtige Themen sind unter anderem mögliche Auslöser, die derzeitigen und früheren Symptome, die ständigen, aber bruchstückhaften Erinnerungen an das Geschehen, die zeitliche Abfolge. Der Arzt achtet während des Gesprächs auch auf Anzeichen im Verhalten des Patienten. Mit einem Fragebogen kann die Untersuchung nach einem Schema erfolgen. Unter Umständen können weitere Untersuchungen erfolgen, auch durch Ärzte anderer Fachgebiete als der Psychiatrie.
Die posttraumatische Belastungsstörung muss von anderen Syndromen unterschieden werden. In Frage kommt auch die Borderline-Persönlichkeitsstörung, welche sehr oft ebenfalls nach seelischen Traumen wie Missbrauch oder familiärer Gewalt entsteht. Manche Fachleute halten die Borderline-Störung aber auch für eine Unterform der posttraumatischen Störung. Eine Anpassungsstörung ist eine Störung nach einem Trauma, die weniger schwer als die PTBS abläuft. Weiterhin muss an andere Ursachen für depressive oder angstbehaftete Symptome oder an vorbestehende, chronische Störungen gedacht werden. Umgekehrt kann sich die posttraumatische Belastungsstörung aber auch hinter solchen Symptomen verbergen und wird manchmal nicht als solche erkannt.
Die Behandlung der Störung erfolgt nach dem Konzept der so genannten Traumatherapie. Die Traumatherapie besteht im Wesentlichen aus Psychotherapie und als Unterstützung oft auch aus der Gabe von Medikamenten.
Oft gliedert sich die Traumatherapie in drei Phasen. In der Stabilisierungsphase wird der Betroffene so behandelt, dass die ausgeprägten Symptome in den Hintergrund treten und er sich im Alltag wieder zurechtfindet. Er soll aus der Rolle des Opfers wieder in eine handlungsfähige und selbstbestimmte Position gesetzt werden. Das direkte Gespräch über die Ereignisse werden noch vermieden. Dies geschieht dann in der zweiten Etappe, der Bearbeitungsphase, die für die Bewältigung des Traumas wichtig ist. Einen langfristigen Nutzen bringt meist das Nacherleben der Situationen. Schließlich läuft die Integrationsphase ab, in der der Patient das Geschehene als Teil der eigenen Vergangenheit akzeptieren soll.
Wichtige Möglichkeiten der Psychotherapie bei der Belastungsstörung sind die Gesprächstherapie und die Verhaltenstherapie. Ebenso gibt es speziell für Traumapatienten entwickelte Methoden wie PITT (Psychodynamisch imaginative Traumatherapie), MPTT (Mehrdimensionale Psychodynamische Traumatherapie) oder Ego-State-Therapie. Eine häufig eingesetzte Methode ist EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing). Dabei erzählt der Patient die Erinnerungen an das Trauma und bewegt seine Augen im Rhythmus von links nach rechts und zurück.
Sinnvoll können auch das so genannte Biofeedback sowie Entspannungsmethoden sein. Auch körperbetonte oder künstlerische Verfahren können zum Einsatz kommen. Medikamente, die Patienten mit posttraumatischer Belastungsstörung gegeben werden können, sind vor allem Antidepressiva (Mittel gegen depressive Symptomatik) und Beruhigungsmittel.
Mit der richtigen Unterstützung und Behandlung können viele Patienten, die eine posttraumatische Belastungsstörung entwickelt haben, das Geschehene gut bewältigen. Sie können ein weitgehend normales Alltagsleben führen. Doch die Prognose ist individuell unterschiedlich und hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab. Deshalb gibt es auch Betroffene, die langfristig mit der Belastungsstörung zu kämpfen haben.
Letzte Aktualisierung am 27.05.2021.