Die Kognitive Verhaltenstherapie ist eine Technik der Psychotherapie, bei der es um die Veränderung von inneren Einstellungen geht. Negative Gedanken und Grundannahmen können die Stimmung und das Verhalten eines Menschen beeinflussen und schließlich zu psychischen Störungen führen. In der Kognitiven Verhaltenstherapie sollen die schädlichen Gedankengänge erkannt, hinterfragt und verändert werden. Eine erfolgversprechende Methode innerhalb der Kognitiven Verhaltenstherapie ist die konkrete Überprüfung, ob sich die fälschlichen Annahmen wirklich behaupten. Die Therapie erstreckt sich in der Regel über eine Reihe von 12 bis 20 Sitzungen. Die Kognitive Verhaltenstherapie bildet zusammen mit der Rational-Emotiven Therapie und anderen, weniger verbreiteten Methoden die Gruppe der Kognitiven Therapieverfahren.
Die Kognitive Verhaltenstherapie ist ursprünglich eine Methode, die bei Depressionen angewendet wird. Neben den depressiven Störungen kann die Kognitive Verhaltenstherapie heutzutage auch bei vielen anderen psychischen Problemen vorgenommen werden. Sie eignet sich ebenfalls zur Behandlung von Angsterkrankungen (Phobien, Panikstörungen) und Zwangserkrankungen. Weitere Einsatzgebiete sind unter anderem Essstörungen (Magersucht = Anorexie), Suchterkrankungen, Persönlichkeitsstörungen und einige psychosomatische Störungen (psychische Störungen mit körperlichen Symptomen). Auch in der Bewältigung von Psychotraumen (starke seelische Belastung durch schlimme Ereignisse) kann die Kognitive Verhaltenstherapie eine sinnvolle Maßnahme darstellen. Zudem kann die Kognitive Verhaltenstherapie bei Problemen wie Schlafstörungen, Stress, Schmerzen, Erektionsstörungen oder Tinnitus (Ohrgeräuschen) eingesetzt werden. Die Kognitive Verhaltenstherapie kann bei Menschen in allen Altersklassen erfolgen.
Der Begründer der Kognitiven Verhaltenstherapie ist der amerikanische Psychiater Aaron T. Beck. Er erweiterte die herkömmliche Verhaltenstherapie und nahm kognitive Vorgehensweisen hinzu.
Die Theorie der Verhaltenstherapie beschreibt seelische Erkrankungen als Verhaltensstörungen, die der Mensch im Laufe seiner Entwicklung erlernt hat. Die Verhaltensweisen lassen sich durch erneute Lernvorgänge wieder abtrainieren oder verändern. Dies macht einen Teil der Behandlung aus. Aus der Sichtweise der Kognitiven Verhaltenstherapie spielen jedoch die Kognitionen eine noch größere Rolle.
Kognitionen sind Grundannahmen, Vorstellungen und Denkweisen einer Person. Patienten mit psychischen Problemen wie Depressionen haben oft eine Reihe von negativen Grundüberzeugungen und Gedankengängen. Charakteristische Überzeugungen sind unter anderem „ich kann nichts" oder „ich werde es garantiert wieder nicht schaffen". Solche Denkweisen können den Betroffenen hemmen, negative Emotionen hervorrufen, ungünstige Verhaltensweisen bedingen oder sogar zu psychischen Erkrankungen führen. Ziel der Kognitiven Verhaltenstherapie ist es, die fehlerhaften Meinungen des Patienten festzustellen und zu verändern.
Die ungünstigen Denkmuster lassen sich oft einem dieser Aspekte zuordnen:
In der Kognitiven Verhaltenstherapie werden Methoden angewendet, die unrealistischen Gedankengänge ausfindig zu machen und zu verändern. Es beginnt mit der Aufzeichnung der Gedankengänge. Ein großer Schritt ist es bereits, wenn dem Patienten die negativen Denkmuster bewusst werden. Im Gespräch kann erörtert werden, ob die Gedanken zutreffen. In der Zweispaltentechnik werden die automatischen Denkweisen gegen die wirklich zutreffenden Sachverhalte aufgestellt. Noch wirksamer ist es, wenn die Annahmen in der Realität getestet werden. Eine weitere Methode ist die Bewusstmachung, dass eine schlimme Vorahnung oft gar nicht eintritt oder gar nicht so dramatisch ist (Entkatastrophisierung). Der Patient soll stattdessen realistische, positive Erwartungen und Gedanken entwickeln.
Aus der ursprünglichen Verhaltenstherapie werden dazu Maßnahmen durchgeführt wie eine Verhaltensanalyse, Verhaltensübungen (auch in der „Außenwelt"), Aktivitätsplanung, schrittweise (graduierte) Aufgabenbewältigung und das Konzept Mastery and Pleasure (Vermerkung erledigter und mit Freude durchgeführter Tätigkeiten).
Das Konzept der Kognitiven Verhaltenstherapie beinhaltet, dass der Patient und der Therapeut zusammenarbeiten. Sie werden als gleichrangige Personen angesehen. Der Therapeut vermittelt dem Patienten die Erkenntnisse, und im Gegenzug muss der Patient sie verstehen. Der Patient muss die Motivation mitbringen, etwas für die positive Veränderung zu tun. So kann er lernen, selbstständig seine Probleme zu bewältigen und negative Einstellungen zu vermindern.
Die Kognitive Verhaltenstherapie verläuft über einige Sitzungen, meist zwischen 12 und 20 Behandlungsterminen, manchmal auch länger. Die Therapie findet mit dem einzelnen Patienten statt oder ist in einer kleinen Gruppe möglich. Die Kognitive Verhaltenstherapie kann ambulant oder stationär erfolgen. Ambulant erfolgt etwa eine Sitzung pro Woche, unter stationären Bedingungen etwa vier bis fünf Einzelbehandlungen pro Woche. Der einzelne Termin dauert rund 50 Minuten.
Im Laufe der Behandlung mit der Kognitiven Verhaltenstherapie gibt es mehrere Schritte, die oft in einer typischen Abfolge vorgenommen werden. Am Anfang steht das Gespräch zur Diagnose und Feststellung, welches die wichtigsten Vorannahmen (Kognitionen) des Patienten sind. Ein Programm von Aktivitäten kann insbesondere bei Depressionen dabei hilfreich sein und auch zur Zufriedenheit des Patienten beitragen. Die Überzeugungen des Patienten werden überprüft. Unrealistische, negative, automatische Grundannahmen werden dem Patienten aufgezeigt. Dem Patienten wird deutlich gemacht, dass diese Kognitionen so nicht richtig sind und schädlich für ihn sein können. Dann wird mit den kognitiven, verhaltenstherapeutischen und anderen psychotherapeutischen Methoden eine Veränderung der Denkweisen erzielt. Schließlich erfolgt eine Phase der Stabilisierung der Psyche des Patienten. Es wird beurteilt, inwieweit sich die negativen Kognitionen wieder verstärken könnten. Der Patient wird auf die Folgezeit vorbereitet.
Gravierende Risiken bei der Kognitiven Verhaltenstherapie sind nicht bekannt. Über die Risiken kann allerdings noch nicht abschließend eine Aussage getroffen werden, da sie bisher nicht genügend untersucht worden sind. Von Seiten der Anhänger anderer Psychotherapieverfahren gibt es manche kritische Stimmen, ob die Therapie nachhaltig wirksam ist. Angeführt werden beispielsweise die Argumente, dass die Therapie zu kurz dauert und nur die Symptome einer psychischen Störung bekämpft werden.
Die Wirksamkeit der Kognitiven Verhaltenstherapie für die gewöhnlichen Einsatzgebiete wie Depressionen und Angststörungen ist wissenschaftlich belegt. Es lässt sich im Allgemeinen eine deutliche Verbesserung der Grundstimmung erreichen. Viele psychische Störungen können mit der Kognitiven Verhaltenstherapie unterbunden werden. Das Verhalten des Patienten kann zum Vorteil hin verändert werden.
Für psychische Störungen wie die Depression können eine Vielzahl anderer Verfahren eingesetzt werden. Das umfasst sowohl Maßnahmen aus der Verhaltenstherapie als auch aus anderen psychotherapeutischen Strömungen. Nicht selten ist die Gabe von Medikamenten (Psychopharmaka) zur Behandlung sinnvoll.
Eine Verhaltenstherapie wird in der Regel von den Krankenkassen übernommen. Dennoch sollte sich der Patient darüber informieren, ob die Behandlung möglich ist und ob die Kosten getragen werden können.
Letzte Aktualisierung am 21.05.2021.