Die Soziotherapie ist eine Behandlung für psychisch schwerkranke Menschen, die angewendet wird, um einen Krankenhausaufenthalt zu verhindern oder abzukürzen. Die Versorgung mit der Soziotherapie ist in gesetzlichen Richtlinien geregelt. Die Soziotherapie soll den Betroffenen dabei unterstützen, selbstständig die erforderlichen Behandlungsmaßnahmen aufzunehmen.
Das geschieht über psycho-soziale Trainings und motivationsfördernde Maßnahmen. Es handelt sich bei der Soziotherapie also um ein Verfahren, wie ein Betroffener mit einer psychischen Störung wieder in die Gesellschaft eingegliedert werden kann.
Die Soziotherapie ist somit keine eigentliche Art der Psychotherapie, sondern um eine Hilfsmaßnahme mit verschiedenen Grundlagen.
Die Soziotherapie kann bei einigen schweren psychischen Störungen zum Einsatz kommen.
Anlässe für die Soziotherapie können sein:
Die Störung muss allerdings eine bestimmte Schwere haben (Global Assessment of Functioning, GAF-Wert nicht über 40). Die jeweilige Erkrankung muss ein halbes Jahr oder länger bestehen. Umgekehrt muss als Voraussetzung zu erwarten sein, dass der Patient auch einen Nutzen aus der Behandlung ziehen kann. Ein Mindestmaß an Motivation und Zuverlässigkeit sollte erreicht werden.
Die Soziotherapie wird angeordnet, wenn aufgrund der jeweiligen Erkrankung starke Mängel bei der Lebensführung, ein verminderter Antrieb oder eine verminderte Leistungsfähigkeit, Schwierigkeiten bei der Kommunikation, ein sozialer Rückzug, eine eingeschränkte Realitätswahrnehmung oder eine gestörte Beurteilung des Zustandes als eine Erkrankung besteht.
Die Soziotherapie wurde im Jahr 2000 eingeführt, um Patienten mit ausgeprägten psychischen Störungen in der Gesellschaft zu helfen. Die Betroffenen sollen durch die Soziotherapie so gefördert werden, dass sie sich in ihrem Leben ohne Probleme zurechtfinden. Sie sollen möglichst ohne fremde Hilfe in einem sozialen Umfeld integriert sein.
Das Ziel der Soziotherapie ist es, dass Patienten ein eigenständiges Leben führen können. Sie sollen danach in Eigeninitiative an wichtigen Angeboten teilnehmen, die das soziale Leben betreffen. Ebenso sollen sie selbst auf ihre medizinische Versorgung achten können, notwendige Untersuchungen und Behandlungen durchführen lassen können und Medikamente gewissenhaft einnehmen können. Folglich ist die Soziotherapie ein Mittel, bei der nicht nur die medizinisch-psychologischen Aspekte bedacht werden, sondern vor allem auch die soziale Komponente mit den daraus entstehenden Problemen des Patienten.
Eine Soziotherapie kann nur von einem Psychiater (oder Nervenarzt) angeordnet werden. Eine vorläufige Soziotherapie, maximal über drei Termine, kann auch von anderen Ärzten angeordnet werden, wenn der Verdacht auf eine Notwendigkeit besteht.
In der Soziotherapie kommen Maßnahmen zum Einsatz, die den Patienten im sozialen Leben unterstützen. Der Betreuer ist entweder ein Sozialarbeiter, ein Sozialpädagoge oder eine Pflegeperson. Der Betreuer motiviert den Patienten und hilft ihm bei Dingen der Lebensführung und der Therapie. Es ist allerdings wichtig, dass sich der Patient nicht zu sehr an den Soziotherapeuten beziehungsweise Betreuer bindet.
In verschiedenen Bereichen nimmt der Patient an Trainingsmaßnahmen teil beispielsweise für soziale Kompetenz, berufliche Eignung, finanzielle Aspekte oder auch Gedächtnis, Wahrnehmung und Auffassungsgabe. Darüber hinaus kann eine soziale Gruppe, eine Tagesstätte oder eine betreute Wohneinrichtung den Patienten aufnehmen, auch bis nach der Zeit der Soziotherapie.
Um die psychische Erkrankung an sich zu behandeln, werden bei Bedarf auch psychotherapeutische Verfahren angewendet. Dazu behandelt der Psychiater den Patienten (beziehungsweise der Psychotherapeut). Der Patient bekommt gegebenenfalls Medikamente (Psychopharmaka), um das Krankheitsbild zu mildern.
Von der Soziotherapie werden höchstens 120 Sitzungen innerhalb des Zeitraumes von drei Jahren angeordnet. Der Psychiater bietet einem Patienten zunächst die Soziotherapie an, wenn die Voraussetzungen dafür vorliegen.
Bei einem zweiten Termin ist neben dem Psychiater dann auch eine Krankenpflegeperson oder ein Sozialarbeiter dabei, so dass sie mit dem Patienten über die Soziotherapie, ihren Sinn und ihren Ablauf sprechen können. Nach der Klärung erstellen Personal und Patient einen Ablaufplan für die Soziotherapie.
In den Sitzungen der eigentlichen Soziotherapie erfolgen die verschiedenen Maßnahmen wie Gespräche, Trainings oder Therapiemethoden. Der Soziotherapeut dokumentiert die durchgeführten Aktionen.
An den letzten Terminen in der Endphase der Soziotherapie wird der Patient darauf vorbereitet, weiterhin ein normales Leben führen zu können oder gegebenenfalls weitere Hilfsmaßnahmen in Anspruch zu nehmen.
Die Soziotherapie umfasst höchstens 120 Stunden in drei Jahren, was sich bei manchen Patienten als zu wenig erweisen kann. An sich bergen die gewöhnlichen Maßnahmen während einer Soziotherapie keine größeren Risiken. Risiken und Probleme können hauptsächlich durch die psychische Störung des Patienten und ihre Folgen verursacht werden.
Eine soziotherapeutische Unterstützung hilft vielen Betroffenen, besser im Leben zurechtzukommen. Oft können Menschen mit einer psychischen Erkrankung wieder in das soziale Umfeld eingegliedert werden, und eine Krankenhausbehandlung kann häufig verhindert werden. Die besonderen Schwierigkeiten der Patientengruppe bei der Soziotherapie führen aber dazu, dass es bei einigen Betroffenen wieder zu Rückfällen kommt oder die sozialen Fähigkeiten immer noch schwach sind.
Die Soziotherapie ist bei den entsprechenden Voraussetzungen eine finanzielle Leistung der Krankenversicherungen. Der Patient muss allerdings eine Zuzahlung (gewöhnlicherweise 10 Prozent der Kosten) leisten.
Letzte Aktualisierung am 20.05.2021.