Die Elektrokrampftherapie (Elektrokonvulsion) ist eine Behandlung mit Strom, bei der gezielt Krampfzustände im Gehirn ausgelöst werden. Mit der Elektrokrampftherapie können psychische Störungen wie schwere Depressionen behandelt werden.
Speziell ist die Methode dann angezeigt, wenn andere Verfahren keine Besserung bewirkt haben. Der Elektrokrampf wird unter Vollnarkose beigefügt, so dass der Patient keine Schmerzen verspürt. Inzwischen kann die Elektrokrampftherapie in vielen Fällen erfolgreich und schonend angewendet werden. Weitere Begriffe für die Elektrokrampftherapie sind Heilkrampf sowie auch der früher verwendete Ausdruck Elektroschocktherapie.
Die Elektrokrampftherapie wird in erster Linie bei schweren Depressionen eingesetzt. Besonders ist das Verfahren dann angezeigt, wenn eine Depression mit einer Selbstmordgefahr oder einer verweigerten Nahrungsaufnahme verbunden ist. Ebenso wird die Krampftherapie vor allem dann durchgeführt, wenn zusätzlich zur Depression Symptome einer Psychose (erhebliche psychische Störung mit verzerrter Realitätswahrnehmung wie Wahn) vorliegen.
Weiterhin ist das Krankheitsbild der Katatonie (eine Art psychisch-körperliche Erstarrung) als Einsatzgebiet für die Elektrokrampftherapie zu nennen. Die Behandlung kann ebenfalls bei einer Psychose ohne depressive Symptomatik sowie bei einer Manie als gegensätzlicher Anteil einer bipolaren Störung (Depression und Manie) vorgenommen werden. Weitere Anwendungsgebiete können gelegentlich schizophrene Störungen (Störungen mit Veränderungen von Wahrnehmung und Denken) oder weitere Erkrankungen sein.
Im Allgemeinen ist die Elektrokrampftherapie sinnvoll, wenn diese Erkrankungen nicht ausreichend durch Medikamente (Psychopharmaka) oder andere Behandlungsformen gebessert werden können. Die Elektrokrampftherapie erlaubt eine rasche Behandlung mit guten Erfolgsaussichten, so dass sie bei schwerer Erkrankung eingesetzt werden kann.
Bei der Elektrokrampftherapie (Elektrokonvulsion) werden über Elektroden gezielt Stromstöße an den Kopf des Patienten abgegeben. Es entsteht jeweils ein Krampfanfall im Gehirn (Konvulsion), der im Prinzip einem epileptischen Anfall entspricht. Da die Patienten sich in Vollnarkose befinden, verspüren sie den ungefähr eine halbe Minute dauernden Krampf nicht. Auch zu sichtbaren körperlichen Erscheinungen kommt es nicht, da die Muskeln durch Wirkstoffe kurzzeitig gelähmt werden. Die hohe Sicherheit der Behandlung wird durch eine genaue Überwachung (Monitoring) des Patienten erzielt.
Wie die Elektrokrampftherapie genau wirkt, ist noch nicht genau bekannt. Es kommt aber zu einigen chemischen und funktionellen Veränderungen an den Nervenzellen. Bestimmte Botenstoffe und Hormone werden vermehrt freigesetzt. Schließlich bessert sich die Symptomatik der jeweiligen Erkrankung in vielen Fällen.
Die Elektrokrampftherapie erfolgt in einer Reihe von etwa acht bis zwölf Behandlungssitzungen. In der Regel liegen jeweils zwei bis drei Tage zwischen den einzelnen Terminen. Die Behandlung erfolgt meist stationär in einer Klinik. Vor der Elektrokrampftherapie muss eine eingehende Untersuchung auch hinsichtlich von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie anderen Krankheiten erfolgen, die ein Risiko darstellen könnten.
Der Patient wird in eine kurzdauernde Narkose versetzt. Ebenfalls werden die Muskeln mit einem Wirkstoff zur Erschlaffung gebracht. Eine Beatmung sowie Untersuchungsinstrumente wie EEG (Elektroenzephalographie, Hirnstrommessung), EKG und Pulsoxymetrie (Sauerstoffmessung im Blut über einen Fingerclip) werden angelegt. Über Elektroden am Kopf wird ein definierter Stromstoß in Richtung Gehirn abgegeben. Der ausgelöste Hirnkrampf wird durch das EEG bestätigt. Nach dem Erwachen aus der Narkose wird der Patient für mindestens ein bis zwei Stunden weiterhin überwacht.
Auch nach der Serie an Behandlungen darf die Therapie nicht vernachlässigt werden. In der Regel müssen weiterhin Medikamente gegeben werden, um einen Therapieerfolg erreichen zu können.
Die Komplikationsrate der Elektrokrampftherapie ist für eine Behandlung in Narkose sehr gering. Hauptsächlich hängt sie von der Narkose selbst ab. Es kann jedoch selten auch durch die Elektrokrampftherapie selbst zu schweren Komplikationen kommen. Der Stromstoß kann bei eventuellen schon vorhandenen Schäden im Herz zu Schwierigkeiten führen, was im ungünstigsten Fall den Tod des Patienten bedingen kann. Deshalb müssen die Gegenanzeigen gewissenhaft beachtet werden und die genaue Überwachung eingehalten werden.
Durch die Elektrokrampftherapie kann es zu Störungen des Gedächtnisses, der Gehirnleistung und der Orientierung kommen, welche meist vorübergehend sind. Auch zeitlich begrenzte Sprachstörungen und ähnliche Probleme können auftreten. Recht häufig treten nach der Krampfbehandlung Kopfschmerzen auf, die wiederum mit Schmerzmitteln behandelt werden können. Weiterhin sind Übelkeit und Erbrechen möglich.
Die Wirkung der Elektrokrampftherapie ist in wissenschaftlichen Untersuchungen belegt. Die Behandlung ist allgemein in der Psychiatrie beziehungsweise Medizin anerkannt. Von Seiten der meisten Patienten wird eine deutliche Besserung beschrieben, z. B. ein Abklingen der schweren Depression.
Dennoch gibt es auch kritische Stimmen gegenüber der Elektrokrampftherapie. Die Behandlung mit „Elektroschocks" wirkt für einige Personen abschreckend. Trotz aller Kritik handelt es sich um eine schonende und häufig wirksame Methode, schwere Depressionen und weitere Störungen zu behandeln.
In der Regel bezahlt die Krankenversicherung die Behandlung, wenn eine schwere Störung als angemessener Anlass vorliegt.
Letzte Aktualisierung am 28.05.2021.