Die Familienaufstellung (auch: Systemaufstellung) ist eine Methode, bei der Menschen wie Figuren in einem Raum positioniert werden. Der Theologe Bert Hellinger entwickelte die Familienaufstellung aus der systemischen (in einer Gruppe stattfindenden) Familientherapie. Durch das Familienstellen können Konflikte und problembehaftete Beziehungen zwischen den Familienmitgliedern aufgedeckt werden. Der aufstellende Teilnehmer wählt aus einer Gruppe von meist fremden Leuten einige Personen aus, die für Familienmitglieder und Bezugspersonen stehen. Er stellt sie so auf, wie es nach seiner Ansicht zutreffend ist. Der Therapeut erhält Informationen über die Zusammenhänge und kann die Probleme abbauen, z. B. durch Umstellung. Die Familienaufstellung ist umstritten und wird von vielen Vertretern der wissenschaftlichen Psychologie und Psychiatrie als unwirksam oder sogar gefährlich eingestuft.
Die Vertreter der Familienaufstellung führen an, dass das Verfahren auf verschiedene Arten von psychischen Störungen anwendbar ist. Auch bei einigen körperlichen Beschwerden kann die Methode vorgenommen werden. Familienstellen wird besonders dann durchgeführt, wenn die Probleme aufgrund von familiären Zusammenhängen entstanden sind (so genannte Verstrickungen). Beispiele sind schwierige Verhältnisse zu den Eltern, dem Partner, zu anderen Familienmitgliedern oder Freunden, aber auch Unzufriedenheit im Leben. Wissenschaftlich orientierte Psychologen und Ärzte raten jedoch vor allem bei schwerwiegenden Problemen von der Familienaufstellung ab, da es zu heftigen, belastenden emotionalen Zuständen kommen kann.
Die Familienaufstellung (Systemaufstellung) wurde vom deutschen Theologen und Psychotherapeuten Bert Hellinger entworfen. Die Familienaufstellung entspringt anderen Methoden der Psychotherapie innerhalb von Gruppen, den systemischen oder Familientherapien. Insbesondere orientiert sich Hellinger an szenischen Verfahren der Familientherapie. Eine Reihe von weiteren Therapeuten führt neben Hellinger die Familienaufstellung teils nach dessen ursprünglicher Methode, teils in eigener Variation aus. Nach der Lehre kommen psychische Probleme unter anderem durch schwierige Beziehungen in der Kindheit, Konflikte, Hemmungen, Schicksalsschläge und Krankheiten in der Familie zustande.
Mit dem Familienstellen kann der Therapeut Informationen über Beziehungsverhältnisse in der Familie eines Menschen gewinnen. Das geschieht darüber, dass der jeweilige Klient andere (fremde) Teilnehmer eines Kurses buchstäblich so aufstellt, wie er sich seine Familie vorstellt. Symbolisch mit einbezogen werden auch Familienangehörige, die schon verstorben sind oder die in weiter Ferne leben. Auch sie haben nach Ansicht der Aufstellungsleiter eine Auswirkung auf das Leben des Klienten. Die in der Veranstaltung aufgestellten Personen (Stellvertreter) spüren die Gefühle nach, die die Familienmitglieder haben oder hatten, die sie jeweils repräsentieren. Das kommt durch ein angenommenes spezielles Energiefeld in dem Raum zustande. Bei dem Vorgang zeigen sich laut den Therapeuten der Familienaufstellung Verhältnisse im Umfeld des Patienten, Konflikte, unglückliche Lebensumstände, so genannte familiäre Verstrickungen sowie Krankheiten. Sie können an den Positionen der Beteiligten und an ihrem Verhalten abgelesen werden.
Die Probleme werden unter anderem dadurch behandelt, dass die Aufstellung der Beteiligten verändert wird. Ebenso erfolgt zur Behandlung ein Dialog zwischen dem Patienten und dem Therapeuten. Der Therapeut gibt Anmerkungen, Ratschläge und Anweisungen.
Ein Termin der Familienaufstellung wird mit mehreren bis vielen Personen (manchmal bis zu 500 Menschen oder mehr) durchgeführt. Selten finden auch Einzelsitzungen statt. Die „Stellvertreter" sind dann nicht Menschen, sondern Figuren oder Symbole.
Zunächst erzählt der Klient über die Probleme, die er bewältigen will. Er sucht sich aus den anwesenden Personen einige Teilnehmer heraus, die als Stellvertreter fungieren. Diese stellt der Klient so auf, wie es nach ihm seine Familie (Ehepartner, Kinder, Eltern, Geschwister, Großeltern) oder sein Umfeld repräsentiert. Der Aufstellungsleiter beurteilt die Lage und die Gefühle der Beteiligten. Er stellt die Beteiligten um, so dass es für sie angenehmer ist, und kommuniziert mit ihnen. Das erfolgt, bis sich eine Lösung der Verstrickungen ergibt. Wenn dies nicht erreicht werden kann, so gibt der Therapeut zumindest eine Anregung zur Veränderung.
Bei einer Familienaufstellung können äußerst emotionale Reaktionen auftreten. Diese Gefühle können zu schweren Beeinträchtigungen der Psyche des Betroffenen führen. Einige Aussagen der Therapeuten können vom Betroffenen als sehr verletzend angesehen werden. Das kann den Betroffenen in eine heftige Krise führen. Zudem wird von Kritikern eine oft schädliche Manipulation der Klienten und Beteiligten durch den Therapeuten angeführt.
Der Therapeut agiert ohne großes Hintergrundwissen über die Zusammenhänge in der Familie, da auf eine ausführliche Anamnese (Klientenbefragung) verzichtet wird. In der kurzen Zeit der Familienaufstellung kann sich aus wissenschaftlicher Sicht kaum eine Wirkung entfalten. Da wesentliche Aspekte von anerkannten Psychotherapien missachtet werden, wird die Methode als nutzlos bis destruktiv angesehen.
Eine starke Kritik richtet sich auch gegen den Begründer der Methode, Bert Hellinger. Ihm werden auch im Rahmen seiner Methode unter anderem Frauenfeindlichkeit, Demütigungen und eine starre Sichtweise auf Machtverhältnisse in Familien angekreidet.
Die Vertreter der Familienaufstellung, beispielsweise ihr Begründer Bert Hellinger, halten die Methode für sehr wirksam. Laut ihnen lassen sich psychische und auch körperliche Krankheiten heilen, alte psychische Wunden in Ordnung bringen, Beziehungsprobleme lösen und sonstige Lebensschwierigkeiten meistern. Die wissenschaftlich orientierte Psychotherapie und Psychiatrie sieht das Aufstellen dagegen als ungeeignet an. Sie ist bisher in Studien nicht ausreichend überprüft worden.
Die Kosten einer Familienaufstellung werden in aller Regel von einer Krankenversicherung nicht übernommen. Über die Finanzierung sollte sich der Patient deshalb im Voraus Gedanken machen.
Letzte Aktualisierung am 25.05.2021.