Jede Nacht träumt man. Nicht immer kann man sich an seine Träume erinnern. Wer seine Erinnerungsfähigkeit verbessern möchte und sich intensiver mit seinen Träumen auseinandersetzen möchte, der sollte ein Traumtagebuch führen.
Kaum etwas ist flüchtiger als ein nächtlicher Traum, daher lohnt es sich, nach dem Aufwachen nicht gleich aus dem Bett zu springen, sondern noch ein paar Minuten liegenzubleiben, dem Traum nachzusinnen und ihn dann auf Papier zu bringen, solange die Details noch lebendig sind. Am besten ist es freilich, man notiert sich den Traum so genau wie möglich. Es ist wichtig, nicht nur die Handlung aufzuschreiben, sondern auch die damit verbundenen Gefühle und die Grundstimmung des Traums. Wer wenig Zeit hat, schreibt auf, was ihm am bedeutungsvollsten erscheint.
Man sollte seinem Traum immer einen Titel geben. Das erleichtert nicht nur später die Suche im Traumtagebuch, es fokussiert auch schon auf das, was man selbst für wesentlich hält. Genauso wichtig wie ein Titel ist auch eine Zusammenfassung, die in einem Satz beschreibt, worum es geht. Dabei lässt man Details und Personen weg, sondern konzentriert sich nur auf das Grundgeschehen. Statt also aufzuschreiben: „Meine Mutter schreit mich an und ich laufe tränenüberströmt davon“ versucht man zu abstrahieren: „Jemand sucht Streit mit mir, ich ziehe mich zurück“. Zwar mag der Traum in der Tat auf einen Konflikt mit der Mutter hindeuten, möglicherweise steht die Mutter aber auch stellvertretend für eine andere Person, oder es geht vielmehr um den eigenen Umgang mit Aggressionen. Da Traumsequenzen sich nicht 1:1 ins reale Leben übertragen lassen, hilft das Abstrahieren dabei, sich der Traumbotschaft zu nähern.
Hat man seine Aufzeichnungen abgeschlossen, überlegt man, welche Ideen einem zu dem Traum spontan in den Kopf kommen. Sigmund Freud nannte das im Rahmen seiner Traumarbeit „freie Assoziation“. Das freie Assoziieren weist einem häufig den richtigen Weg für die weitere Deutung. Wie das Abstrahieren hilft es, die Kernbotschaft des Traums zu klären.
Sobald man sich das Grundthema des Traums erschlossen hat, kann man sich detailliert mit den einzelnen Symbolen befassen. Bevor man allerdings zu einem Handbuch für Traumsymbole greift oder im Internet nach der Bedeutung forscht, sollte man es erneut mit dem Assoziieren versuchen: Was verbindet man selbst mit dem deftigen Braten aus dem Traum? Genuss, Ekel, Hunger, Diät, schlechtes Gewissen, Völlerei, Kindheit, Familie, Sonntagsessen? In welchem Zusammenhang erschien der Braten im Traum? Hat man gegessen und nur anderen beim Essen zugesehen? Ein Traum kann nur dann sinnvoll gedeutet werden, wenn er auch im Gesamtzusammenhang mit dem eigenen Leben und der eigenen Persönlichkeit betrachtet wird. Ein schlichtes Nachlesen unter dem Traumsymbol „Fleisch“ kann dies nicht leisten. Ein Handbuch der Symbole kann den eigenen Denk- und Deutungsprozess ergänzen, aber niemals ersetzen.
Wer regelmäßig sein Traumtagebuch füllt und sich mit dem nächtlichen Kopfkino auseinandersetzt, wird bald Strukturen und immer wiederkehrende Motive erkennen. Dies sind die Themen, die auch im realen Leben besondere Beachtung verdienen. So kann die Deutung der eigenen Träume zu mehr Selbsterkenntnis und zu einer positiveren Lebensgestaltung führen.
Letzte Aktualisierung am 13.02.2017.