Computerspiele haben in der Regel keinen besonders guten Ruf. Gerade ältere Menschen stehen oft kopfschüttelnd daneben, wenn die Enkel stundenlang vor dem Bildschirm sitzen und zocken. Jetzt allerdings hat das Fachmagazin "Nature Communications" eine aktuelle Studie vorgestellt, die belegt, dass Computerspiele gerade für die ältere Generation einen positiven gesundheitlichen Effekt haben können.
Mit steigendem Alter erhöht sich die Wahrscheinlichkeit an einer Depression zu erkranken. In Deutschland ist etwa ein Drittel der Senioren von einer Depression betroffen. Als Ursache gilt unter anderem ein Mangel an geistiger Aktivität, der die Menschen in ein anhaltendes Stimmungstief sinken lässt.
Die Wissenschaftler um Sarah Shizuko Morimoto vom Weill Cornell Medical College, New York, haben jetzt herausgefunden, dass speziell entwickelte Computerspiele diesem Stimmungstief entgegenwirken – und zwar ebenso effektiv wie ein gängiges Antidepressivum.
Abgesehen davon, dass das Computerspielen im Gegensatz zur medikamentösen Behandlung nebenwirkungsfrei ist, tritt auch der positive stimmungsaufhellende Effekt zeitnaher ein.
Das Computerprogramm, das die Wissenschaftler mit einer Gruppe 60- bis 89-jähriger testeten, zielte vor allem auf das Training der kognitiven Fähigkeiten. So war es zum Beispiel eine Aufgabe der Senioren, jedes Mal, wenn die sich auf dem Bildschirm bewegenden Bälle die Farbe wechselten, einen Knopf zu betätigen.
Elf Teilnehmer mit schweren Depressionen nahmen an dem vierwöchigen Computertraining teil. Bei diesen Patienten hatten Antidepressiva bislang keine Wirkung gezeigt. Die Behandlungserfolge dieser Gruppe wurden anschließend mit denen einer 33-köpfigen Kontrollgruppe verglichen, die ein gängiges Antidepressivum erhalten hatte: In der Computergruppe hatten sich in nur vier Wochen die sogenannten exekutiven Funktionen, wozu unter anderem strategisches Planen und zielgerichtetes Handeln zählen, deutlich verbessert. Und zwar in einem Maße, die mit der Einnahme eines Antidepressivums nicht erreicht wurde. Gleichzeitig besserte sich die Stimmung der Computernutzer deutlich schneller: Innerhalb von vier Wochen war ihre Depression merklich zurückgegangen, während es bei den Medikamentennutzern rund elf Wochen dauerte, bis sie sich besser fühlten.
Mit dem Training am Computer, so die Wissenschaftler, regeneriert sich das alternde Gehirn, die geistige Fitness steigt und eine Depression wird so verhindert. Bei 72 Prozent der Teilnehmer hätte sich die Depression sogar voll zurückgebildet.
Die Wissenschaftler räumen ein, dass aufgrund der wenigen Teilnehmer, weitere Studien notwendig sein werden, aber möglicherweise können Computerspiele die Einnahme eines Antidepressivums im Alter verhindern helfen.
aktualisiert am 29.07.2015